Mit der Ankündigung, im neuen Jahr die Preise erhöhen zu wollen, hat sich der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund AVV viel Kritik eingehandelt. Diesem Chor schließt sich nun auch der Fahrgastverband Pro Bahn an.
Es sei verständlich, dass steigende Kosten eine Preisanpassung im AVV nach sich zögen. Politisch stelle sich aber die Frage, „wie damit rein psychologisch eine Mobilitätswende in Augsburg gelingen soll”, so Manfred Schnell, Beauftragter für die Paartalbahn.
Die künftig geltenden Preise für Einzelfahrten vertreiben nach Einschätzung des Verbands Gelegenheitsfahrer aus den Bussen und Bahnen. „Wenn ein Ehepaar ohne Smartphone einmalig mit dem ÖPNV von Hochzoll etwa zu einem Besuch ins Augsburger Zentrum fahren möchte, kostet das hin und zurück künftig mehr als 15 Euro, für eine relativ kurze Strecke von fünf bis sechs Kilometer”, rechnet Pro Bahn vor. Damit könne bei einem Auto die Parkgebühr und der Treibstoff mehrfach bezahlt werden.
Durch die Zentrierung auf den Königsplatz seien Fahrgäste zwischen Haunstetten und Pfersee bis zu 40 Minuten unterwegs, die gleiche Strecke per Auto könne in zehn Minuten zurückgelegt werden. „Hier wird es schwer, noch gute Argumente für die Nutzung des ÖPNV zu finden”, so Errol Yazgac, Sprecher von Pro Bahn in Schwaben. Weiter unattraktiv würden Busse und Tram wegen „deutlicher Leistungseinschränkungen durch Taktausdünnungen, erheblicher Verspätungen, immer häufiger kurzfristig ausfallender Fahrten und verpasster Anschlüsse aufgrund fahrplanmäßig häufig nicht abgestimmter Verbindungen im Stadtgebiet”.
„Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird sich damit noch viel deutlicher verschlechtern, als dies die deutliche zwölfprozentige Preissteigerung darstellt”, so Yazgac. „Wenn es schon Preissteigerungen geben muss, sollte zumindest das Angebot wieder auf den ursprünglichen Standard angehoben werden, wenn nicht gar verbessert werden, speziell im ländlichen Raum.” Pro Bahn empfiehlt allen, die den ÖPNV häufiger nutzen, vor diesem Hintergrund ein Deutschlandticket für 49 Euro pro Monat zu abonnieren, solange dieses noch in der jetzigen Form verfügbar ist. Jugendliche sollten das vergünstigte Schülerticket für 360 Euro im Jahr für Fahrten im gesamten AVV-Gebiet in Anspruch nehmen. Denn: „Für Heranwachsende gibt es im AVV keine eigene Kinder- oder Jugend-Tageskarte, wie dies im MVV-Gebiet für günstige 3,50 Euro pro Tag der Fall ist”, kritisiert Pro Bahn.
„Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn der ÖPNV sowohl preislich, als auch vom Angebot attraktiv ist. Mit der Preiserhöhung geht der Schritt leider in die entgegengesetzte Richtung”, so Pro Bahn. (pm)