Es ist noch nicht lange her, da streikte die gesamte Belegschaft des Augsburger Flugzeugzulieferers Premium Aerotec. Es drohte die Zerschlagung des Betriebs. Der Mutterkonzern Airbus hatte vor, das Tochterunternehmen an einen externen Investor zu verkaufen. 2000 Arbeitsplätze waren in Gefahr.
Statt Protestschilder wurden am Donnerstag nun die Spaten in die Luft gehalten. Premium Aerotec baut in Augsburg eine neue Werkhalle – und weil so ein Spatenstich nach einer langen Zeit der Krisenstimmung besonders symbolträchtig ist, besuchte auch Ministerpräsident Markus Söder die Veranstaltung. Augsburg bleibe „Topgun-Standort für Luft- und Raumfahrt”, sagte Söder. Der Spatenstich sei „ein wichtiges Signal in unsicherer Zeit”. Nach den schwierigen Jahren 2021 und 2022 soll es für die Airbus-Tochter nun wieder bergauf gehen. Neben den Protesten der Belegschaft und des Betriebsrats trugen auch Interventionen aus der Politik letztendlich dazu bei, dass Premium Aerotec Teil des Airbus-Konzerns bleiben konnte. Über das „Standortbekenntnis” freute sich am Donnerstag daher zudem Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber, die mit Söder zusammen den Spaten schwang.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, soll Augsburg nun unter anderem auf komplexe Montagetätigkeiten ausgerichtet werden. Man wolle darüber hinaus Effizienz und Produktivität steigern, indem der Automatisierungsgrad erhöht werde. Der Neubau sei eine „Investition in die Zukunftsfähigkeit des Standorts”, sagte Premium-Aerotec-Geschäftsführer Sebastian Peters. In der neuen Halle soll künftig der „Rear Center Tank” (RCT), also der hintere Mitteltank, des Airbus-Langstreckenfliegers A321XLR produziert werden. Der RCT wird bereits in Augsburg gefertigt, durch das neue Gebäude sollen die Kapazitäten deutlich erweitert werden. Die Produktion des RCT für den stark nachgefragten A321XLR sei für das Unternehmen „von zentraler Bedeutung – heute und in den kommenden Jahrzehnten”, erklärte Peters. Der Tank ermögliche dem Flugzeug seine deutlich gesteigerte Reichweite von bis zu 8700 Kilometern. Premium Aerotec profitiere beim Bau des RCT auch von seiner umfangreichen Erfahrung in der Fertigung des Eurofighter-Rumpfmittelteils, das ebenfalls in Augsburg produziert wird und einen Integraltank enthält.
Die neue Fertigungshalle umfasst knapp 14.000 Quadratmeter und wird neben der RCT-Produktion auch Platz für Büroflächen und eine neue Kantine für das gesamte Werk I bieten.
Das Unternehmen investiert einen zweistelligen Millionenbetrag. Zudem setzt man eigenen Angaben zufolge mit der neuen Halle auf „höchste ökologische Anforderungen”. Unter anderem werde das Dach begrünt, das Gebäude nach modernsten Standards gedämmt und eine Fotovoltaikanlage soll installiert werden, die Strom in der Größenordnung des Jahresverbrauchs von 140 Haushalten liefert.
Die Fertigstellung des Neubaus ist für September 2024 geplant. In der neuen Produktionshalle sollen künftig rund 200 Beschäftigte tätig sein.