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Aichacher Zeitung Logo„Neun von zehn Patienten überleben diese Therapie nicht”: Wie Lana gegen den Blutkrebs kämpft | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Neun von zehn Patienten überleben diese Therapie nicht”: Wie Lana gegen den Blutkrebs kämpft

Höhen und Tiefen teilt Lana mit ihren Followern auf Instagram, trotz ihrer zahlreichen Beschwerden oft tapfer mit einem Lächeln.  (Foto: Julia Sander)
Höhen und Tiefen teilt Lana mit ihren Followern auf Instagram, trotz ihrer zahlreichen Beschwerden oft tapfer mit einem Lächeln. (Foto: Julia Sander)
Höhen und Tiefen teilt Lana mit ihren Followern auf Instagram, trotz ihrer zahlreichen Beschwerden oft tapfer mit einem Lächeln. (Foto: Julia Sander)
Höhen und Tiefen teilt Lana mit ihren Followern auf Instagram, trotz ihrer zahlreichen Beschwerden oft tapfer mit einem Lächeln. (Foto: Julia Sander)
Höhen und Tiefen teilt Lana mit ihren Followern auf Instagram, trotz ihrer zahlreichen Beschwerden oft tapfer mit einem Lächeln. (Foto: Julia Sander)

Lana Sander singt gerne. Auf ihrem Instagram-Account folgen mehr als 73.000 Abonnenten der Zwölfjährigen. Nicht nur ihren Gesangseinlagen, sondern vor allem ihrem Kampf gegen den Blutkrebs. Mit neun Jahren erkrankte Lana zum ersten Mal, zwei Jahre später trat ein Rezidiv auf. Lanas Mama, Julia Sander, kämpft mit ihrer Tochter und ist stets an ihrer Seite. Nun hat sie eine Spendenkampagne für die Zwölfjährige ins Leben gerufen.

2017 klagte Lana über ein Stechen in der Brust. Julia Sander ging mit ihrer damals neunjährigen Tochter zum Arzt. „Schmerzen wegen Brustwachstum war die erste Diagnose”, erinnert sich die 34-Jährige. Doch einige Wochen später ist Lana plötzlich müde, appetitlos und hat Husten. „Sie hat fast nur noch geschlafen”, erzählt ihre Mutter. Auf einem Spaziergang dann brach das Mädchen zusammen und kam ins Krankenhaus. Wenig später stand die Diagnose fest: Leukämie, Blutkrebs. Zwei Jahre lang wurde Lana behandelt, dann war sie krebsfrei. Doch nur drei Monate später trat ein Rezidiv auf. „Lana hatte zu dem Zeitpunkt schon ein sehr ausgeprägtes Feingefühl für ihren Körper entwickelt. Sie hat sofort gespürt, dass da was nicht stimmt. Und dann hat sich bestätigt, dass der Krebs zurück ist”, erzählt ihre Mutter.

Lana erhielt daraufhin eine Hochdosis-Chemotherapie, kombiniert mit einer risikoreichen Antikörper-Therapie. „Neun von zehn Patienten überleben diese Therapie nicht”, erzählt Julia Sander und ergänzt stolz: „Lana hat gezeigt, dass sie die eine ist, die es schafft.” Dennoch stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest: Lana braucht eine Stammzellspende. Trotz mehrerer öffentlicher Aufrufe und einer großen Bereitschaft in der Bevölkerung, sich als potenzieller Spender testen zu lassen, war nicht der richtige für Lana dabei. Trotzdem ruft das Mädchen auch weiterhin auf ihrem Instagram-Account dazu auf, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen. „Sie sagt immer wieder, wie wichtig ihr das ist”, sagt Julia Sander.

Im Juli 2020 schließlich bekam Lana Stammzellen von ihrer Mutter, die zu 50 Prozent als Spenderin in Frage kam. Noch vier Mal im Lauf des vergangenen Jahres wurden Lana zudem T-Zellen von ihrer Mutter transplantiert. Doch die griffen nicht nur den Krebs an, sondern auch die Organe der Zwölfjährigen.

Lana musste schon viele schwerwiegende Nebenwirkungen der Therapien ertragen: Eine schwere Sepsis, blutige Blasenentzündungen, Lungenentzündung und Magengeschwüre. Unter dem Namen „lanas.live” nimmt die Zwölfjährige ihre Follower mit durch alle Höhen aber auch Tiefen ihrer Krankheit. Sie erzählt von ihrer Trauer, weil sie nicht essen kann, ihren Freudentränen nach einer gut verlaufenen Darm-Operation, von ihrer Hoffnung, bald wieder aus dem Krankenhaus nach Hause zu können. Sie versucht dabei stets, zuversichtlich zu bleiben. Doch, wie ihre Mutter erzählt, der lange Leidensweg setzt Lana auch psychisch zunehmend zu. Sie sei ein lebendiges und temperamentvolles Mädchen, doch die vielen Behandlungen und Beschwerden, die Zeit im Krankenhaus all das geht nicht spurlos an der Zwölfjährigen vorbei. Julia Sander versucht nicht nur, ihrer Tochter die beste medizinische Betreuung zu ermöglichen, sie möchte ihr auch die Nebenwirkungen nehmen, so gut sie kann, und ihr darüber hinaus, etwas Gutes tun, wann immer das möglich ist.

So hat sie eine Heilpraktikerin ausfindig gemacht, die Lana alternativmedizinisch unterstützt. „Mittlerweile haben wir hier mehr Globuli als eine Apotheke”, sagt Julia Sander. Neben den homöopathischen Mitteln und Tinkturen, kommen oft noch zahlreiche weitere Kleinigkeiten hinzu. „Leerkapseln für Medikamente, Schluckhilfen, Cremes – ich lasse manchmal einfach 100 Euro in der Apotheke”, erzählt die 34-Jährige. Auch einen Luftfilter, der Bakterien herausfiltert, hat sie angeschafft, denn Lanas Immunsystem ist so angeschlagen, dass sie nicht mit Keimen in Berührung kommen darf. Seit Ende des vergangenen Jahres wird die Zwölfjährige über eine Magensonde ernährt, denn durch die ständige Übelkeit aufgrund der Behandlung konnte sie nicht mehr essen. Nun hat ihre Mutter einen Entsafter angeschafft, um Lana mit wichtigen Vitaminen versorgen zu können. Auch Aromatherapie helfe gegen manche Nebenwirkungen. Pfefferminz gegen Übelkeit, Lavendel zur Beruhigung, „außerdem kann Lana hier selbst bestimmen, mit welchem Duft sie sich umgeben möchte”, erklärt Julia Sander. Denn oft sei das Mädchen allem so ausgeliefert, den Ärzten, der Krankheit. Zumindest solche kleinen Dinge solle sie selbst entscheiden können.

All diese Dinge kosten aber Geld und werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Julia Sander ist alleinerziehend. Sie arbeitet halbtags, um die restliche Zeit bei ihrer Tochter sein zu können. Sie kann auch nicht auf finanzielle Unterstützung durch ihre Familie zurückgreifen, denn die Eltern der 34-Jährigen starben vor einigen Jahren kurz nacheinander. Deshalb hat ein Spendenteam eine Kampagne auf dem Crowdfunding-Portal gofundme.com für Lana ins Leben gerufen. Unter dem Link https://de.gf.me/v/c/gfm/amafe-lana kann jeder, der möchte, die Familie unterstützen.

So hoffnungsvoll sich Lana auf ihrem Instagram-Account zeigt, so zuversichtlich ist trotz aller Widrigkeiten auch ihre Mutter. „Wir geben nicht auf”, sagt sie. „Ich hab einfach das Gefühl, dass sie das schafft. Das hab ich nie verloren.”


Von Kristin Deibl
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