Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.02.2024 09:38

Neuer Treff für Süchtige: Umzug an die Donauwörther Straße

Im ehemaligen Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes soll die neue Anlaufstelle für Suchtkranke unterkommen. (Foto: Maximilian Tauch)
Im ehemaligen Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes soll die neue Anlaufstelle für Suchtkranke unterkommen. (Foto: Maximilian Tauch)
Im ehemaligen Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes soll die neue Anlaufstelle für Suchtkranke unterkommen. (Foto: Maximilian Tauch)
Im ehemaligen Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes soll die neue Anlaufstelle für Suchtkranke unterkommen. (Foto: Maximilian Tauch)
Im ehemaligen Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes soll die neue Anlaufstelle für Suchtkranke unterkommen. (Foto: Maximilian Tauch)

Ein neuer Standort für den Süchtigentreff am Oberhauser Bahnhof scheint gefunden. Für Dienstag hat die Stadt Augsburg zu einem Pressetermin in den Gemeindesaal St. Johannes an der Donauwörther Straße eingeladen. In dem Gebäude, dem ehemaligen Pfarrhaus, will die Stadt künftig gemeinsam mit ihren Partnern das Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ umsetzen – und gleichzeitig die Situation am Helmut-Haller-Platz entspannen.

Der Treffpunkt „BeTreff” wurde vor fünf Jahren am Oberhauser Bahnhof für Suchtkranke eingerichtet und sollte die dortige Trinker- und Drogenszene entzerren. In den Räumen einer ehemaligen Apotheke stehen Sozialarbeiter als Ansprechpartner bereit, doch sind die Öffnungszeiten stark eingeschränkt. Der „BeTreff” stoße an seine Grenzen, waren sich die Stadträte im Allgemeinen Ausschuss, Jugendhilfeausschuss und Umweltausschuss, der für das Thema „Gesundheit” zuständig ist, einig. Darum soll das Hilfsangebot vergrößert werden und vor allem an einen anderen Standort umziehen, um den Brennpunkt am Bahnhofsvorplatz zu entschärfen – und den Helmut-Haller-Platz für Anwohner und Reisende attraktiver zu machen.

„Der ,BeTreff' leistet tolle Arbeit”, kommentierte unter anderem Peter Rauscher, Vorsitzender der Grünen Stadtratsfraktion, die Suche nach einem neuen Standort. „Der Bedarf ist allerdings gestiegen. Deshalb muss in unmittelbarer Nähe ein alternatives Hilfe- und Aufenthaltsangebot mit erweiterten Öffnungszeiten entstehen.”

Die Lage des nun gefundenen Standorts scheint zumindest auf den ersten Blick ideal. Das ehemalige Pfarrhaus neben der evangelischen St. Johannes-Kirche liegt nur knapp zehn Gehminuten vom jetzigen „BeTreff” entfernt und direkt an der Haltestelle „Wertachbrücke”. Damit bleibt sowohl die räumliche Nähe zu den Substitutionspraxen erhalten, als auch der Verkehrsanschluss mit der Straßenbahnlinie 2, die zum Bezirkskrankhaus fährt.

Die Anforderungen an den neuen Standort hatte der Stadtrat sehr konkret formuliert. So seien deutlich vergrößerte Aufenthalts- und Verweilmöglichkeiten, insbesondere ein Tagesaufenthaltsraum für Volljährige mit entsprechendem Beratungs- und Hilfeangebot, auch mit einer geeigneten betreuten Außenfläche, vorgesehen. Die Öffnungszeiten sollten möglichst ganztags und möglichst an allen Tagen des Jahres sein.

Notschlafstellen inklusive Duschen und einem Waschraum für Kleidung geplant

Die neue Anlaufstelle soll Notschlafstellen anbieten, inklusive Duschen und einem Waschraum für Kleidung. Das Beratungsangebot wird erweitert und in den neuen Räumen sollen Betroffene auch Drogenersatzstoffe erhalten können, wie das im Stadtrat beschlossene Konzept vorsieht.

Als Partner mit an Bord hat die Stadt den Bezirk Schwaben, die Drogenhilfe Schwaben, die Bezirkskliniken, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns – und eben die Diakonie Augsburg, die den neuen Standort zur Verfügung stellt. Geplant ist für Dienstag im Gemeindesaal St. Johannes die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags. Mit dabei sein werden Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer, Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Drogenhilfe Schwaben, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor und Vorstand Krankenversorgung der Bezirkskliniken Schwaben, Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

Bis zur Eröffnung des neuen Standorts soll das Aufenthaltsangebot „BeTreff“ in der bisherigen Form weitergeführt werden. Gleichzeitig plant die Stadt, den Helmut-Haller-Platz aufzuwerten, sobald der Süchtigentreff umgezogen ist.

So soll etwa für die öffentliche Toilette am Helmut-Haller-Platz ein neues Konzept her. Auf dem Bahnhofsvorplatz soll es auch einen Wochenmarkt geben und für die Frühjahrs- und Sommermonate der Jahre 2024 und 2025 werde „eine angemessene kulturelle, sportliche beziehungsweise gastronomische Nutzung des Platzes angestrebt, die die Aufenthaltsqualität und das Erscheinungsbild am Platz fördert”, wie es im Beschluss heißt. Die bisherigen Aktivitäten auf dem Helmut-Haller-Platz wie den Adventsmarkt, das Kirschblütenfest, die Kleine Friedenstafel im Wechsel mit dem Friedensplatz sollen fortgeführt werden. Die bereits aktiven Akteure wie die Arge Oberhausen und das Quartiersmanagement sollen weiterhin eng eingebunden und unterstützt werden. Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2024 soll zudem ein Public-Viewing-Konzept, das thematisch auf den Helmut-Haller-Platz passt, geprüft und umgesetzt werden.

Bis der Umzug in die neuen Räume abgeschlossen ist, will die Stadt nicht untätig sein und an einem Sicherheitskonzept für den Helmut-Haller-Platz feilen. Bis dort die bauliche Umgestaltung beginnt, soll die Verwaltung ein „temporäres Begrünungs- und Grünpflegekonzept” erstellen und umsetzen. Gleiches gilt für die Sauberkeit auf dem Platz: Mehr Mülleimer und Behälter zur Entsorgung von Spritzen sollen dabei helfen.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Ankündigung des neuen Standorts bei den Anwohnern aufgenommen wird. Kommende Woche will die Stadt auch die Bürger rund um die St. Johannes-Kirche informieren.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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