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Aichacher Zeitung LogoNach der Absage von Kuka: Kommt ein reiner Logistikbetrieb für Mering überhaupt noch in Frage? | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Nach der Absage von Kuka: Kommt ein reiner Logistikbetrieb für Mering überhaupt noch in Frage?

Wer lässt sich nun im Gewerbepark Mering West nieder?	Foto: Heike Scherer (Foto: Heike Scherer)
Wer lässt sich nun im Gewerbepark Mering West nieder? Foto: Heike Scherer (Foto: Heike Scherer)
Wer lässt sich nun im Gewerbepark Mering West nieder? Foto: Heike Scherer (Foto: Heike Scherer)
Wer lässt sich nun im Gewerbepark Mering West nieder? Foto: Heike Scherer (Foto: Heike Scherer)
Wer lässt sich nun im Gewerbepark Mering West nieder? Foto: Heike Scherer (Foto: Heike Scherer)

Es klang für manche so schön: Das Logistikunternehmen Honold sollte sich zusammen mit Kuka in Mering niederlassen, genauer gesagt im geplanten Gewerbepark Mering West am Bahnhaltepunkt Mering St. Afra. Vorgesehen waren drei große Hallen auf einer Fläche von neun Hektar. Arbeitsplätze sollten entstehen und Gewerbesteuer-Einnahmen fließen.
Doch Kuka hat sich aus „unternehmerischen Gründen von Kuka Seite” gegen ein Logistikzentrum in Mering entschieden. Und wie Kuka-Pressesprecherin Katrin Stuber-Koeppe erklärt, prüfe Kuka derzeit weitere Angebote für die Anmietung eines Logistikzentrums. „Was passt zu Kuka und zu unserem Konzept?” Man möchte deshalb mit der Logistik auf bewährten Flächen, dem Güterverkehrszentrum (GVZ) in Augsburg, bleiben und die weitere Entwicklung der Kuka Umgebung im Auge behalten. „Wir waren überrascht, als es hieß, Kuka gehe nach Mering”, sagt die Pressesprecherin. Denn Kuka sei im Dezember noch in der Prüfung gewesen.

Die Firma Honold möchte sich zu diesem Thema nicht mehr äußern. Doch Petra von Thienen, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Meringer Marktgemeinderat, bestätigt, dass es eine feste Zusage von Kuka nie gegeben habe. Dennoch, Bürgermeister Hans-Dieter Kandler (SPD) hält laut Petra von Thienen an Honold fest. „Der Bebauungsplan wird aufrechterhalten und Honold ist weiterhin die erste Wahl”, so Petra von Thienen. Sie kritisiert, dass es für das Großprojekt keine vernünftige Kostenkalkulation, keine Risiko-Abschätzung gebe. Zumindest liege die dem Gemeinderat nicht vor. „Für so ein großes Projekt brauche ich eine Kalkulation.” Für Ausgleichsflächen etwa musste Mering zwischen 600 000 und 700 000 Euro ausgeben, das sind 30 Euro pro Quadratmeter, da es für den Investor schnell gehen musste. Zum Vergleich: Der aktuelle Bodenrichtwert liegt in Mering bei etwa sieben Euro. „Sich auf einen Großlogistiker zu verlassen, der keine Sicherheit bietet, das finde ich fahrlässig”, sagt Petra von Thienen. „Wir haben schon immer gesagt, dass wir eine kleinteilige Planung haben wollen”, erinnert die Fraktionsvorsitzende. So wie es im städtebaulichen Entwicklungskonzept der Gemeinde festgelegt ist. Außerdem existiere eine Liste von interessierten kleinen, auch Meringer, Unternehmen, die insgesamt vier Hektar benötigen würden. Denn für die Fraktionsvorsitzende ist klar: „Wenn man schon das Gewerbegebiet entwickelt, muss es für alle Meringer Bürger verträglich sein. Ein Großlogistiker passt unserer Meinung nach da nicht hin.”

Auch zweiter Bürgermeister und CSU-Ortsvorsitzender Florian Mayer wäre sehr für eine kleinteilige Planung. „Wir haben vor ungefähr einem Jahr ein Stadtplanungskonzept einstimmig beschlossen, worin man sich für kleinteiliges Gewerbe ausgesprochen hat. Diese sowieso eingangs geplante Richtung sollte meines Erachtens nun auch verwirklicht werden.” Mayer beanstandet ebenfalls, dass man sich unter Zeitdruck habe setzen lassen, von einem Partner, der selbst noch gar keine Zusage geben konnte. „Das ist keine Verhandlung auf Augenhöhe. Noch einmal eine Hängepartie und eine Planung ins Ungewisse darf es jetzt nicht geben.” Auch der überstürzte Ankauf der Ausgleichsflächen für 30 Euro pro Quadratmeter ohne Wertevermittlung und Alternativprüfung sei so nicht in Ordnung gewesen - vor allem weil es für diesen Preis ohne die Zusage von Kuka nicht einmal eine Rechtfertigung gegeben habe. „Ohne den hausgemachten Zeitdruck hätte man dies vielleicht sogar gänzlich vermeiden können.” Weil nach den aktuellen Planungen kaum Fläche für den freien Verkauf übrig bleibe, fordert Mayer eine Umplanung. Und: „Um weitere Zeitverzögerungen zu vermeiden, kann man jetzt nicht warten, ob und wann Honold eine neue, vielleicht wieder unsichere Planung einbringt. Auch ob uns diese dann zusagt, ist keineswegs sicher.” Ein reiner Logistikbetrieb komme für Mayer nicht in Frage. „Wir haben uns sowohl von der CSU als auch vom Marktgemeinderat mehrheitlich gegen eine vierspurige, autobahnähnliche Osttangente ausgesprochen. Da kann es jetzt nicht sein, dass wir uns den Verkehr und alle damit verbundenen Probleme in den Ort holen.” Und Mayer fügt hinzu: „Wir als CSU wünschen uns außerdem einen Projektentwickler, der uns bei der Vermarktung und der Suche nach interessanten Investoren unterstützt. Beim Einkauf der Flächen hat dies jedenfalls sehr gut funktioniert.”

Die vom Aktionsbündnis Keine Osttangente (A-KO) initiierte Petition gegen die Ansiedlung von Honold läuft noch bis Dienstag, 20. März. Unter https://www.openpetition.de/petition/online/keine-ansiedlung-der-honold-logistikgruppe-und-kuka-in-mering kann jeder die Petition aufrufen. Das Aktionsbündnis hält es für falsch, dass ein Logistikkonzern nach Mering kommt. Logistik passe nicht nach Mering, weder in das Ortsbild noch in die Landschaft. Logistiker bieten pro Flächeneinheit sehr geringe Gewerbesteuer-Einnahmen und Arbeitsplätze, erklärt Wolfhard von Thienen vom Aktionsbündnis, das Risiko, sich an einen „Großen” zu binden, sei für eine Gemeinde sehr hoch, während viele kleinere Gewerbetreibende eine bessere Risikoverteilung bedeuten. „Die beste Lösung für das Gewerbegebiet ist eine kleinteilige Gewerbestruktur, die auch von der Architektur besser in das Ortsbild und die Landschaft passt”, so Wolfhard von Thienen. „Wie im städtebaulichen Entwicklungskonzept sollte man sich hier auf kleinere und mittelständische Gewerbebetriebe, möglichst aus Mering, konzentrieren, mit Firmen aus dem Bereich Technologie und Startup wie Softwareentwicklung, IT, Medizintechnik und Handwerk. Hierfür sollte ein professioneller Projektentwickler beauftragt werden, der das Gebiet nach den Leitlinien der Gemeinde vermarktet.”
Wie Wolfhard von Thienen erläutert, sei die Petition noch aktiv, da der Bürgermeister darauf bestehe, das Bauplanungsverfahren unverändert weiter laufen zu lassen. „Aus unserer Sicht müsste es gestoppt werden, bis die Situation geklärt ist. Da es sich um einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan handelt, der eng an Honold und Kuka gebunden war, ist dieses Vorgehen aus unserer Sicht rechtswidrig.” Solange Honold sich nicht von Mering verabschiedet hat, werde das Aktionsbündnis die Petition und den Widerstand aufrechterhalten. „Honold hat durch sein Verhalten und Auftreten gezeigt, dass er nicht vertrauenswürdig ist und wir uns auf seine Aussagen nicht verlassen können”, gibt Wolfhard von Thienen zu Bedenken.
Und was sagt Bürgermeister Kandler? Der wollte gegenüber der StadtZeitung keine Stellungnahme abgeben. (Natascha Höck)


Von Natascha Höck
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