Sämtliche Bäume vor dem Augsburger Hauptbahnhof wollte die Stadt Augsburg eigentlich fällen und neu pflanzen. Widerstand aus der Stadtgesellschaft hat eine solche große Abholzaktion nun wohl verhindert. Ein Gutachten zeigt, dass es der Mehrheit der Bäume nicht schlecht geht.

Die Pläne der Stadt hatten, als sie vor eineinhalb Jahren bekannt wurden, für Entsetzen bei den Baumschützern des Vereins Baumallianz und den Mitgliedern des Klimacamps gesorgt. Vorgesehen war die Fällung der großen Baumgruppe auf dem Bahnhofsvorplatz am Helio-Center, der Bäume vor dem Vorplatz in der Viktoriastraße und der Bäume in der Kurzen Bahnhofstraße – insgesamt handelte es sich um 44 Bäume. Als Gründe nannte die Stadtregierung damals, dass das Gehölz stark angeschlagen sei und zum Teil der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes im Weg stehe. Als sich politischer Widerstand gegen die Fällungen regte, kündigte das Baureferat eine Planungspause an. Ein externer Gutachter wurde beauftragt, um zu ermitteln, wie geschädigt die Bäume wirklich sind.

Jetzt liegt das Ergebnis des Gutachtens vor. Demnach gelten von den 44 untersuchten Bäumen 18 Bäume als erhaltenswert und elf Bäume als eingeschränkt erhaltenswert. Etwas mehr als ein Drittel der Bäume hingegen sei wenig oder nicht erhaltenswert. „Aufgrund dieses Befunds wird vom Gutachter in der weiteren Planung eine räumliche oder einzelbaumweise differenzierte Vorgehensweise bei der Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestands empfohlen. Weiterhin sollte die Möglichkeit des Baumerhalts hinsichtlich der technischen Umsetzbarkeit überprüft werden, insbesondere durch eine Freilegung von Wurzeln von zu erhaltenden Bäumen”, heißt es von der Stadt Augsburg.

Der neue städtische Baureferent Steffen Kercher, der das Amt im Mai von Gerd Merkle übernahm, möchte nun die Entwurfsplanung für die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse überprüfen. Es solle untersucht werden, wie durch Umplanung Bestandsbäume erhalten werden können. Weiter führt der Baureferent aus, „dass auch geprüft werden soll, ob auf der großen zentralen Platzfläche zusätzliche Baumstandorte sowie weitere Maßnahmen zur Klimaanpassung angeordnet werden können”. Da sich der Bahnhofsvorplatz im Eigentum der Deutschen Bahn befinde, „müssen die erarbeiteten Planungsvorschläge selbstverständlich auch mit der Deutschen Bahn erörtert werden”, so Kercher.

Die Ergebnisse der planerischen Überprüfung und der Gespräche mit der Bahn möchte die Stadtregierung im Anschluss dem Bauausschuss vorstellen. Der Ausschuss erhalte dadurch die Entscheidungsgrundlage dafür, ob und in welchen Punkten die Entwurfsplanung für den Bahnhofsvorplatz-Ost geändert werden soll. Die schwarz-grüne Koalition im Augsburger Stadtrat spricht in einer Stellungnahme von einem „positiven Ergebnis der Prüfung der Bäume” und appelliert „für den Erhalt, wo möglich”. Die beiden Fraktionen teilen mit, dass aus ihrer Sicht das Baumgutachten „zwingend bei der Neugestaltung des Platzes berücksichtigt werden” müsse.

Allen Interessierten wird Baumgutachter Andreas Detter die Ergebnisse am Montag um 18 Uhr im Filmsaal des Zeughauses vorstellen. Um teilzunehmen ist eine Anmeldung über das Kontaktformular unter augsburg.de/baumgutachten erforderlich. (jaf)