Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.07.2023 23:07

Kommentar: Der BFV hat die Eurozeichen in den Augen

Großes Drama, viele Zuschauer: Der Verband will mehr Relegationsspiele, vergisst dabei aber den Gedanken der sportlichen Fairness sowie die zusätzliche Belastung der Amateurfußballer. (Foto: David Libossek)
Großes Drama, viele Zuschauer: Der Verband will mehr Relegationsspiele, vergisst dabei aber den Gedanken der sportlichen Fairness sowie die zusätzliche Belastung der Amateurfußballer. (Foto: David Libossek)
Großes Drama, viele Zuschauer: Der Verband will mehr Relegationsspiele, vergisst dabei aber den Gedanken der sportlichen Fairness sowie die zusätzliche Belastung der Amateurfußballer. (Foto: David Libossek)
Großes Drama, viele Zuschauer: Der Verband will mehr Relegationsspiele, vergisst dabei aber den Gedanken der sportlichen Fairness sowie die zusätzliche Belastung der Amateurfußballer. (Foto: David Libossek)
Großes Drama, viele Zuschauer: Der Verband will mehr Relegationsspiele, vergisst dabei aber den Gedanken der sportlichen Fairness sowie die zusätzliche Belastung der Amateurfußballer. (Foto: David Libossek)

„Die Tabelle lügt nicht“, lautet eine der vielen banalen Fußballweisheiten. Wer es nach 26, 30 oder mehr Saisonspielen nicht geschafft hat, die entsprechende Punktzahl auf sein Konto zu verbuchen, muss absteigen und hat es somit auch nicht verdient, in einer Liga zu bleiben. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hingegen legt weniger Wert auf die sportliche Gerechtigkeit, wenn man sich Jahr für Jahr die Auf- und Abstiegsregelung anschaut. Wenn aus einer Liga, wie etwa den Verbandsspielklassen, zwei oder mehr Releganten kommen, die um den Klassenerhalt spielen, dann ist dieser Modus schlichtweg nicht fair. Es gab in der Vergangenheit genügend Beispiele, dass eine in der Abschlusstabelle schlechter platzierte Mannschaft die Liga hält, während ein nach 34 Punktspielen besser platziertes Team den Gang nach unten antreten muss. Ist das sportlich gerecht?

Die Wertigkeit einer Spielzeit mit soundso vielen Punktspielen scheint in der Verbandszentrale in München nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dort hat man nach Ende der regulären Runde vielmehr die Eurozeichen in den Augen. Für die Verbandsfunktionäre kann es anscheinend nicht genug Relegationsspiele geben. Kein Wunder. Der Bayerische Fußball-Verband sahnt bei allen Entscheidungsspielen kräftig ab, 15 Prozent der Bruttoeinnahmen wandern auf sein Konto.

Keine Frage, Relegationsspiele sind das Salz in der Suppe, sind im Amateurfußball das Highlight, aber eben alles in Maßen. Denn auf die körperliche Belastung der meist berufstätigen Kicker wird nur wenig Rücksicht genommen. Der siegreiche Drittletzte aus den beiden Kreisligen Ost und Augsburg muss im kommenden Frühjahr unter Umständen vier Mal (!) gewinnen, wenn er seinen Platz behalten will (dafür müsste dann aber ein besser platzierter Verein absteigen – Stichwort sportliche Gerechtigkeit). Vier Spiele in kürzester Zeit gehen an die Substanz. Das weiß keiner besser als der TSV Inchenhofen. Nach zwei vorangegangen Partien über jeweils 120 Minuten kamen die Leahader im dritten Match innerhalb von nur sechs Tagen gegen einen ausgeruhteren Gegner auf dem Zahnfleisch daher. Die Folge: Abstieg aus der Kreisliga.

Der Fußballkreis Augsburg hatte für seine beiden Kreisligen ursprünglich einen anderen Modus im Sinn, mit nur jeweils einem Releganten. Doch Kreisspielleiter Günther Behr musste sich dem Diktat des Verbandsspielausschusses beugen, von dem sich der Neuburger (wie auch Bezirksspielleiter Matthias Lingg für seine beiden Bezirksligen) mehr Kreisliga-Teilnehmer für die Ausscheidungsrunden vorschreiben lassen musste.
Die Vereine nehmen das bei den Spielgruppentagungen eher klaglos hin, getreu dem Motto: „Mich wird’s schon nicht betreffen.“ Falls aber doch, dürfte vielleicht nächstes Jahr im Mai das Wehklagen groß sein. Doch dafür ist es dann zu spät.


Von Herbert Walther

Sportredakteur

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