Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.11.2023 16:24

Hunderte Frauen aus Zwangsprostitution befreit: Trauer um Lea Ackermann

Lea Ackermann bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im Jahre 2014. (Foto: Stadt Augsburg)
Lea Ackermann bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im Jahre 2014. (Foto: Stadt Augsburg)
Lea Ackermann bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im Jahre 2014. (Foto: Stadt Augsburg)
Lea Ackermann bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im Jahre 2014. (Foto: Stadt Augsburg)
Lea Ackermann bei der Verleihung des Augsburger Friedenspreises im Jahre 2014. (Foto: Stadt Augsburg)

Sie habe „wie eine Löwin, unermüdlich mit aller Kraft und Entschlossenheit, für die Rechte von Frauen, Mädchen und Kindern gekämpft” – so beschreibt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber die Friedenspreisträgerin Lea Ackermann. Im Alter von 86 Jahren ist die Theologin und Ordensschwester nun verstorben.

Wie die von ihr gegründete Organisation Solwodi mitteilt, starb Ackermann bereits am Dienstag infolge einer Operation. Die Saarländerin, die in München studierte, wurde gemeinsam mit Solwodi (Solidarity with women in distress) im Jahr 2014 mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte damals ihre „langjährigen Bemühungen für Frieden an Leib und Seele von sexuell unterdrückten Frauen und Mädchen”.

„Ihre Courage kannte keine Grenzen”

Wie Weber betont, habe Ackermann unzähligen Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel geholfen sowie ihnen eine Stimme und Sichtbarkeit gegeben. „Ihre Courage kannte keine Grenzen.”

Ackermann werde „uns als großes Vorbild für Empathie und Mut für immer im Gedächtnis bleiben”, so die Augsburger Oberbürgermeisterin. Regionalbischof Axel Piper ergänzt: „Über 30 Jahre lang hat sich Schwester Lea Ackermann für Frauen eingesetzt und hunderte aus der Zwangsprostitution befreit.”

Seit 1960 war Ackermann Ordensschwester

Lea Ackermann wurde am 2. Februar 1937 in Völklingen geboren und wuchs im Saarland auf. 1960 trat sie der Gemeinschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika bei, „weil sie ferne Länder und Kulturen faszinierten und sie unbedingt in der Mission arbeiten wollte”, schreibt ihre Organisation Solwodi in einem Nachruf auf die Gründerin. Für ihren Orden war Ackermann in Ruanda und Kenia in der Lehrerausbildung tätig.

Kampf gegen Heiratstourismus, Prostitution und Menschenhandel

In Afrika erlebte sie das Leid von Frauen, die sich aus Armut prostituieren mussten. Um ihnen zu helfen, gründete sie 1985 in Mombasa in Kenia den Verein Solwodi.

Nach Deutschland zurückgekehrt fielen ihr auch hierzulande die Probleme vieler Frauen auf, die beispielsweise vom damals boomenden Heiratstourismus, von Prostitution oder Zwangsverheiratung betroffen waren. Mit Solwodi Deutschland entstanden Fachberatungsstellen, an die sich Frauen, die Not und Gewalt erfahren haben, wenden konnten und immer noch können. Heute unterhält der Verein 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekte.

Die Organisation verliere „eine starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin. Ihr ist es zu verdanken, dass Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt in den späten 80er Jahren überhaupt erst auf die Tagesordnung kamen”, betont Solwodi.

Wie die Organisation erklärt, sei Ackermann bereits länger gesundheitlich angeschlagen gewesen und vor wenigen Wochen in ein Seniorenzentrum nach Trier übergesiedelt. Nach einer Operation wachte sie nun nicht mehr aus der Narkose auf. Die katholische Ordensschwester wird in Trier beigesetzt.

Die Stadt Augsburg vergibt seit 1985 im Drei-Jahre-Rhythmus den Friedenspreis gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. In diesem Jahr ging der Preis an die Journalistin Katrin Eigendorf. (jaf)

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