Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Gigantische Zukunftsvision: Erste Eindrücke vom Medizin-Campus am Klinikum Augsburg

Im Bauausschuss wurde erstmals sichtbar, welche Dimension der Medizincampus am Klinikum einnehmen wird. Auf 13,5 Hektar entsteht beinahe ein neuer Stadtteil. Kein Wunder, sollen hier doch einmal bis zu 1500 Hochschüler Medizin studieren. Noch ist aber eine politische Hürde zu nehmen.

Wer schon einmal vor dem Klinikum gestanden hat, der weiß, welch enorm Ausmaße der Bau im Westen der Stadt aufweist. Das 1982 errichtete Gebäude schraubt sich grau-gewaltig 16 Stockwerke hoch gen Himmel. Ein kolossaler Klotz zwischen Wiese und Reihenhäusern.

Bald wird das Krankenhaus jedoch nicht mehr ganz so einsam über der Landschaft thronen. Im Bauausschuss machte ein Entwurf erstmals vorstellbar, wie die Medizinische Fakultät einmal aussehen könnte. Das eigentliche Klinikum musste man hinter den skizzierten Neubauten erst einmal einen Moment lang suchen.

Dennoch bleibt es das dominierende Gebäude. Auch wenn in „einem Zeitraum von mehreren Jahren oder Jahrzehnten“, so heißt es in der Beschlussvorlage des Gremiums, einmal der Medizincampus der Universität fertiggestelt ist. Dieser erstreckt sich dafür umso mehr in die Breite, auf 13,5 Hektar Fläche am Klinikum; das entspricht etwa der von 19 Fußballfeldern.

Die Gebäude selbst werden gar noch mehr Platz bieten. 1500 Hochschüler sowie mehrere Hundert Mitarbeiter sollen hier in der Endausbaustufe studieren, forschen und arbeiten. Dafür – und um Raum für Technik und Infrastruktur zu schaffen – sind 150.000 Quadratmeter nötig. Das ergab eine Bedarfsbemessung des Instituts für Hochschulentwicklung.

Mittelpunkt des gigantischen Vorhabens ist der sogenannte Hauptcampus. Sieben Lehr und Forschungsgebäude, jeweils bis zu acht Stockwerke hoch, werden um einen zentralen Platz herum errichtet. In Nachbarschaft zu Stadtbergen und Neusäß sollen die Bauten flacher werden. Hier sind drei zwei- bis fünfgeschossige Uni-Einrichtungen vorgesehen. Zwischen ihnen und den Hauptcampus-Gebäuden soll ebenfalls ein offener Platz entstehen. Auch westlich der Tramlinie ist Platz für maximal fünfstöckige Häuser eingeplant.

Freilich werden auf dem Gelände auch Wohnungen entstehen, Kantine und Caféteria eingerichtet, eventuell eine Kindertagesstätte und gar Sportstätten. Dinge, so steht es in der Beschlussvorlage, „die einer Belebung des Campus dienen können“.
Zudem ist eine eigene Straßenbahnhaltestelle angedacht. Der Campus selbst soll autofrei bleiben, die Parkplätze rundherum entstehen.

Ausläufer des Patientengartens sollen zudem bestehen bleiben. Auch dadurch wolle man die auf dem Areal „teilweise vorhandenen, natur- und artenschutzrechtlich besonders wertvollen Gehölz- und Grünstrukturen“ in die Pläne einbinden.

Das alles ist eine sogenannte Leitidee. Also ein grober Umgriff dessen, was auf dem Gebiet entstehen wird. Entwickelt hatte sie das vom Freistaat beauftragte Architektenbüro „Nickl und Partner“. Das für Klinikumsprojekte europaweit geschätzte Büro arbeite eng mit Stadt und Krankenhauszweckverband zusammen.

Deshalb und aus Zeitgründen sei ein architektonischer Wettbewerb nicht nötig, erklärte Baureferent Gert Merkle in der Sitzung auf Nachfrage des Freie-Wähler-Stadtrats Volker Schafitel. Zumal der Freistaat für Gebäude und Plätze selbst Ideenwettbewerbe ausrufen werde.

Dann klinkte sich Willi Leichtle ein. 40 Jahre sei er Mitglied im Zweckverband, seither hätten er und seine Mitstreiter für die Uniklinik gekämpft. „Ich warne dringend davor, weitere Verzögerungen zu verursachen“, appellierte der SPD-Rat. Zumal der Beschluss des Landtags sowie die Findung eines Dekans noch ausstehen. Das soll im Herbst geschehen.

Im Juli hatte bereits der Wissenschaftsrat Grünes Licht für die Uniklinik gegeben. 2018 soll es – läuft alles nach Plan – soweit sein, dass der Betrieb mit einem Rumpfprogramm für die ersten Studenten starten kann.


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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