Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Endlich Taubenfrieden am Schwabencenter?

Nehmen ihr neues Zuhause offensichtlich an: <br>Die Tauben in dem eigens für sie errichteten Turm in der Grünanlage am Schwabencenter.			Fotos: Patrick Bruckner (Foto: Patrick Bruckner)
Nehmen ihr neues Zuhause offensichtlich an:
Die Tauben in dem eigens für sie errichteten Turm in der Grünanlage am Schwabencenter. Fotos: Patrick Bruckner (Foto: Patrick Bruckner)
Nehmen ihr neues Zuhause offensichtlich an:
Die Tauben in dem eigens für sie errichteten Turm in der Grünanlage am Schwabencenter. Fotos: Patrick Bruckner (Foto: Patrick Bruckner)
Nehmen ihr neues Zuhause offensichtlich an:
Die Tauben in dem eigens für sie errichteten Turm in der Grünanlage am Schwabencenter. Fotos: Patrick Bruckner (Foto: Patrick Bruckner)
Nehmen ihr neues Zuhause offensichtlich an:
Die Tauben in dem eigens für sie errichteten Turm in der Grünanlage am Schwabencenter. Fotos: Patrick Bruckner (Foto: Patrick Bruckner)

Neugierig zieht ein grauer Vogel seine Kreise um den hölzernen Turm. An der Futterstelle flattert ein Schwarm seiner Artgenossen hektisch umher. Alle seine Mitglieder möchten etwas abbekommen, wie in einer abstrusen Choreographie wechseln sie hastig die Positionen. Als die Menge der Zuschauer unter ihnen anwächst, fliegen die Tauben aufgeschreckt und lautstark in Richtung Schwabencenter davon.
Der Schwarm unter dem Turm ist menschlicher Natur und besteht aus einer Delegation der Stadt Augsburg und zahlreichen Pressevertretern. Sie wollen den neuen Taubenschlag am Schwabencenter begutachten. Jenen Ort, der nun taubenleer ist - und gleichzeitig so wichtig für die Bewohner der drei Hochhäuser. Denn im Herrenbachviertel sorgt seit Jahren eine Taubenplage für Ärger und Kosten. Gerüchten zufolge sind gar schon Schüsse von Balkonen in Richtung der flatternden Plagegeister abgegeben worden. So oder so, der achteinhalb Meter hohe Lösungsversuch der Stadt Augsburg soll Frieden stiften: ein Taubenturm in der Grünanlage am Alten Heuweg.
Weil Tauben standorttreu seien und sich derzeit vor allem in der Nähe der Grünanlage aufhielten, „ist der Standort des Taubenturms ideal”, hebt Reiner Erben, Augsburgs Umweltreferent, hervor und stellt stolz fest, dass das 67.000 Euro teure Bauwerk ein „Markenprodukt der Stadt Augsburg” sei. Er hat die Hoffnung, dass weitere Städte dem „Augsburger Modell” nacheifern werden. Die jährlichen Unterhaltskosten belaufen sich auf 25.000 Euro. Der hölzerne Turm geht mit seiner Ansprache offiziell in Betrieb und wird vom Augsburger Tierschutzverein betreut. Ein baugleicher Turm steht seit zehn Jahren in Göggingen. Die Tierschützer berichten von positiven Erfahrungen.

Dieser Ansatz soll verhindern, dass Tauben qualvoll und teuer gejagt oder von Anwohnern vergiftet werden. Die „Initiative gegen Tierversuche und Ausbeutung der Tiere Augsburg” setze im Gegensatz dazu auf ein nachhaltiges und tierfreundliches Konzept, um die Taubenpopulation in den Griff zu bekommen. Gemeinsam mit dem Umweltreferat entwickelte sie deshalb das „Augsburger Modell”. Seit 1997 entstanden dadurch bisher zwölf ehrenamtlich betreute Taubenschläge, die sich nach diesem Modell richten. Weil die Vögel die meiste Zeit im Schlag verbringen, werde die Belastung durch Kot enorm verringert. Tauben können in den Nistzellen ihre Eier legen, die anschließend durch Attrappen ersetzt werden. Für einen gesunden Bestand sorgen frisches Wasser, artgerechtes Futter, die regelmäßige Reinigung der Schläge sowie die medizinische Versorgung kranker oder verletzter Tiere.

Obwohl die Taubenpopulation in Augsburg mit 2000 Tieren stabil ist und viele Tiere in Schlägen des „Augsburger Modells” leben, kommt es dennoch immer wieder zu Problemen. Vor allem am Schwabencenter nutzen die Tiere bislang die Balkone der Anwohner als Aufenthaltsort.
Doch auch wenn der Ärger noch so groß ist: Tauben sind wie alle Wirbeltiere durch das Tierschutzgesetz geschützt. Wer also Tauben verletzt oder gar tötet, begeht eine strafbare Handlung.
Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere. Sie finden in der Natur kaum artgemäßes Futter und leben größtenteils von den Gaben der Taubenfütterer oder den Abfällen.
Am Schwabencenter soll der Tauben-Ärger der Bewohner der drei Hochhaustürme nun durch den hölzernen Nachbar-Turm ein Ende haben.


Von Patrick Bruckner
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