Das Landratsamt Augsburg hat am Donnerstag den Wertachkliniken die Baugenehmigung für die Erweiterung ihrer Krankenpflegeschule erteilt. Abgesehen davon, dass die Einrichtung in der Stadt Bobingen dem Mangel an Pflegekräften entgegenwirkt, war es an sich ein alltäglicher Verwaltungsvorgang. Doch: Es war die erste digitale Baugenehmigung in ganz Bayern – „ein weiterer wichtiger Schritt bei der Digitalisierung der Verwaltung”, wie Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach kommentierte.

Gerlach war bei der als Pressetermin organisierten Genehmigung persönlich nicht dabei. Dafür ihr Ministerkollege Christian Bernreiter, zuständig für das Bauwesen. Er lobte die „Vorreiterfunktion, die der Landkreis Augsburg im Bereich der Bauantragsprüfung in Bayern” einnehme: „Ich freue mich, heute bei diesem wichtigen Schritt dabei sein zu können. Mit der digitalen Baugenehmigung ist jetzt ein komplett digitales Baugenehmigungsverfahren möglich”, so Bernreiter. Für die Bürger sei das ein großer Gewinn. „Das Landratsamt Augsburg ist hier ein gutes Beispiel für weitere Bauaufsichtsbehörden. Bald werden auch andere Behörden digitale Baugenehmigungen erteilen“, ist er überzeugt.

Tatsächlich hat sich das Landratsamt als Pilot-Verwaltung auswählen lassen, um den aufwendigen und mit sehr vielen Unterlagen verbundenen Vorgang der Baugenehmigung zu digitalisieren. Seit Anfang August des Jahres 2021 bietet das Amt die Möglichkeit, baurechtliche Anträge auch auf vollständig digitalem Wege im Landratsamt Augsburg einzureichen.

Dafür stehen im Internet unter landkreis-augsburg.de/digitaler-bauantrag verschiedene Online-Assistenten zur Verfügung, die die Nutzer Schritt für Schritt durch die digitale Bauantragstellung leiten sollen. Alle Angaben und Unterlagen können hochgeladen und der Bearbeitungsstand im digitalen Baugenehmigungsverfahren, kurz „digiBG”, mittels eines Zugangscodes jederzeit abgerufen werden.

Mit diesem Angebot der digitalen Bauantragsstellung war der Landkreis Augsburg im Sommer 2021 der erste Landkreis in Schwaben. Und die papierlose Methode wird zunehmend populärer: „Allein im vergangenen Jahr wurden insgesamt 482 Bauanträge digital eingereicht und seitens der Behörde bearbeitet. Bei einer Gesamtzahl von 1560 Anträgen im Jahr 2022 entspricht das bereits einer Quote von über 30 Prozent”, teilt das Landratsamt mit. Und im Termin ergänzte Landrat Martin Sailer, dass im laufenden Jahr bereits etwa 38 Prozent der Anträge über das Portal eingingen.

Doch der digitalen Antragstellung stand bislang die aus der Zeit gefallene Genehmigung gegenüber. „Heute allerdings dürfen wir in Ihrem Beisein die erste digitale Baugenehmigung erteilen – nicht nur ein absolutes Novum in unserem Landkreis und in Schwaben, sondern sogar die erste papierlose Baugenehmigung im Freistaat Bayern“, sagte Landrat Martin Sailer im Rahmen des Pressetermins, bei dem das nun vollständig digitalisierte Genehmigungsverfahren anhand der Genehmigung für die Wertachkliniken demonstriert wurde.

Für jemanden, der bislang nicht als Bauherr, Planer oder Behörde in Baugenehmigungsverfahren eingebunden war, mag der Vorteil nicht gleich ersichtlich sein. Doch der zu betreibende Aufwand habe durch den Einsatz der digitalen Möglichkeiten enorm abgenommen, wie Sevket Dalyanoglu versicherte. Er ist der Planer für die Pflegefachschule in Bobingen. Er ist überzeugt, dass er sich durch die Digitalisierung des Verfahrens mehrere Tage Arbeit einspare – wohlgemerkt pro Projekt. Vorher mussten für einen Bauantrag bergeweise Unterlagen ausgedruckt werden, meist in fünffacher Ausfertigung, damit möglichst alle notwendigen Stellen mit der Bearbeitung des Antrags beginnen konnten. Nun braucht es nicht mehr Regalreihen voller Aktenorder. Alle erforderlichen Dokumente finden sich gesammelt an einem digitalen Ort, auf den alle zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung zugreifen können – und auch die Antragssteller selbst, um unkompliziert und ohne Zeitverlust noch fehlende Unterlagen nachreichen zu können.

Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil: Alle Prozessbeteiligten könnten sich jederzeit über den Bearbeitungsstatus informieren, wie Bobingens Erster Bürgermeister Klaus Förster lobte, in dessen Stadt die Wertachkliniken ihre Schule erweitern. Und: „Alle sind auf dem gleichen Stand”, hob Förster hervor.

Mit dem jetzt möglich gewordenen Versand durch die Genehmigungsbehörde bleibt auch der letzte – und schließlich auch entscheidende – Schritt in der digitalen Welt. Wichtiger Vorgang hierbei ist die Siegelung, wie während des Pressetermins gezeigt wurde. Alle Seiten der Unterlagen erhalten quasi einen digitalen Stempel, um die Echtheit zu gewährleisten. Und dann bekommt der Antragsteller einfach nur noch eine elektronische Nachricht über den Eingang der Genehmigung – das war's.

Für das Landratsamt Augsburg war es das freilich noch lange nicht mit der Digitalisierung. Landrat Sailer will mehr, etwa beim Thema „E-Akte”. Doch ganz so schnell wird daraus nichts. „Wir müssen hier noch ein paar Schritte gehen”, gibt Sailer zu. „Doch wir sind gut unterwegs.” Das zeige sich auch durch die jetzt umgesetzte digitale Baugenehmigung.