Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.12.2022 14:29

Der Zahnflüsterer

<b>Ein ungewohnter Platz für den Chef:</b> Auf dem Patientenstuhl hat Dr. Julius Wirnharter Platz genommen, der Chef der Praxis ist nun eine Chefin. Tochter Stephanie Wirnharter übernimmt die Zahnarztpraxis an der Augsburger Straße in Aichach zum 1. Januar 2023. Schon jetzt war sie gleichberechtigte Partnerin ihres Vaters, in dessen Fußstapfen die 38-Jährige auch in fachlicher Hinsicht tritt. Dr. Julius Wirnharter war ein Pionier im Bereich der Implantologie, seine Tochter hält längst Fachvorträge in den Sparten Implantologie und Parodontologie - schon bald auf internationaler Ebene. (Foto: Robert Edler)
Ein ungewohnter Platz für den Chef: Auf dem Patientenstuhl hat Dr. Julius Wirnharter Platz genommen, der Chef der Praxis ist nun eine Chefin. Tochter Stephanie Wirnharter übernimmt die Zahnarztpraxis an der Augsburger Straße in Aichach zum 1. Januar 2023. Schon jetzt war sie gleichberechtigte Partnerin ihres Vaters, in dessen Fußstapfen die 38-Jährige auch in fachlicher Hinsicht tritt. Dr. Julius Wirnharter war ein Pionier im Bereich der Implantologie, seine Tochter hält längst Fachvorträge in den Sparten Implantologie und Parodontologie - schon bald auf internationaler Ebene. (Foto: Robert Edler)
Ein ungewohnter Platz für den Chef: Auf dem Patientenstuhl hat Dr. Julius Wirnharter Platz genommen, der Chef der Praxis ist nun eine Chefin. Tochter Stephanie Wirnharter übernimmt die Zahnarztpraxis an der Augsburger Straße in Aichach zum 1. Januar 2023. Schon jetzt war sie gleichberechtigte Partnerin ihres Vaters, in dessen Fußstapfen die 38-Jährige auch in fachlicher Hinsicht tritt. Dr. Julius Wirnharter war ein Pionier im Bereich der Implantologie, seine Tochter hält längst Fachvorträge in den Sparten Implantologie und Parodontologie - schon bald auf internationaler Ebene. (Foto: Robert Edler)
Ein ungewohnter Platz für den Chef: Auf dem Patientenstuhl hat Dr. Julius Wirnharter Platz genommen, der Chef der Praxis ist nun eine Chefin. Tochter Stephanie Wirnharter übernimmt die Zahnarztpraxis an der Augsburger Straße in Aichach zum 1. Januar 2023. Schon jetzt war sie gleichberechtigte Partnerin ihres Vaters, in dessen Fußstapfen die 38-Jährige auch in fachlicher Hinsicht tritt. Dr. Julius Wirnharter war ein Pionier im Bereich der Implantologie, seine Tochter hält längst Fachvorträge in den Sparten Implantologie und Parodontologie - schon bald auf internationaler Ebene. (Foto: Robert Edler)
Ein ungewohnter Platz für den Chef: Auf dem Patientenstuhl hat Dr. Julius Wirnharter Platz genommen, der Chef der Praxis ist nun eine Chefin. Tochter Stephanie Wirnharter übernimmt die Zahnarztpraxis an der Augsburger Straße in Aichach zum 1. Januar 2023. Schon jetzt war sie gleichberechtigte Partnerin ihres Vaters, in dessen Fußstapfen die 38-Jährige auch in fachlicher Hinsicht tritt. Dr. Julius Wirnharter war ein Pionier im Bereich der Implantologie, seine Tochter hält längst Fachvorträge in den Sparten Implantologie und Parodontologie - schon bald auf internationaler Ebene. (Foto: Robert Edler)

"Du hast eine ruhige Hand, ein untrügliches Auge und handwerkliches Geschick. Zahnarzt wäre doch was für dich?!" Väter wissen also doch, was gut für ihre Söhne ist. Als Julius Wirnharter sich den Vorschlag seines Vaters erstmals durch den Kopf gehen ließ, hatte er das Abitur noch gar nicht in der Tasche. Vergessen hat er den Berufstipp aber nicht mehr. Im Gegenteil. Aus dem Tipp wurde letztlich Berufung. 46 Jahre ging ihr Dr. Julius Wirnharter mit Leidenschaft und Können nach, 44 Jahre davon in der eigenen Praxis. Jetzt zum Jahreswechsel übergibt der sechsfache Opa sein Lebenswerk an Tochter Stephanie. "Mit 71 darf man aufhören", diktiert er dem Journalisten in den Block. Keine Frage. Dem dürfte zweifellos sogar Bundeskanzler Olaf Scholz zustimmen.

Dass Dr. Julius Wirnharter mit dem Renteneintritt etliche Jahre "überzogen" hat, liegt nicht zuletzt an erwähnter "Berufung". Sieht man vom enormen Termindruck ab, unter dem eine gut gehende Zahnarztpraxis leidet, hat Wirnharter stets mit Freude die Zähne anderer Menschen betreut. Halb Aichach dürfte im Laufe der vielen Jahre bei ihm auf dem Stuhl gesessen haben, einige Familien gehören schon in der vierten Generation zu seinen Patienten. Dr. Wirnharter kennt die Zähne von Tochter, Mutter, Großvater und Urgroßmutter quasi persönlich. Würde man das Leben des virtuosen Hobbymusikers, der Geige, Klavier und Tenorhorn spielt, verfilmen wollen, läge der Arbeitstitel auf der Hand: Der Mann, dem die Aichacher ihr Gebiss anvertrauten!

Vertrauen ist zweifellos wichtig für einen Zahnarzt, den die meisten Menschen nun mal nicht freiwillig und schon gar nicht gerne aufsuchen. Das Geräusch des Bohrers verfolgt viele sogar im Schlaf, hat das Zeug zum furchtbaren Albtraum. Das hat möglicherweise aber auch mit der nicht gerade vertrauenserweckenden Historie des Berufsbildes zu tun. Approbierte Bader durften einstmals Haare schneiden, Blutegel anlegen – und eben Zähne ziehen.

Dr. Julius Wirnharter strahlte derweil stets Kompetenz und Ruhe aus. Im Handumdrehen gelang es ihm bei Bedarf, Ängste zu beseitigen und Mut zu machen. Seine Praxis eröffnet er 1979, damals befand sie sich noch in der Werlbergerstaße 4, dem ehemaligen Johler-Haus in direkter Nähe zum Oberen Tor. Wirnharter übernahm damals die Praxis von Zahnarzt Otto Heger, der seinerseits 1952 die Praxis des approbierten Baders Josef Einsle übernommen hatte – schräg gegenüber an der Werlbergerstraße 3, heute Schuhhaus Winkler. 1980 wurde an der Augsburger Straße 6 das ehemalige Hafnerhaus Schultz und Geburtshaus von Julius Wirnharter abgerissen. Zusammen mit den Eltern Georg und Ida Wirnharter wurde ein Neubau mit Geschäften, Praxen und Wohnungen errichtet. Bis heute befindet sich dort die Praxis des 71-Jährigen, der sich stets offen für moderne Technik zeigte. Genau dort, wo er geboren wurde, steht heute ein 3-D-Drucker und spuckt unter anderem Bohrschablonen aus...

Apropos Technik: Zum Behandlungsspektrum der Wirnharter-Praxis, in der auch künftig vier Zahnärzte und über 20 Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, gehört das gesamte Spektrum der Zahnmedizin mit den Schwerpunkten Chirurgie und Implantologie sowie Parodontologie. Bereits seit 1986 werden Zahnimplantate gesetzt und prothetisch versorgt.

Dr. Julius Wirnharter gehört zu den Pionieren der Implantologie. "Damals wusste noch niemand genau, wie sich der Knochen verhalten wird, selbst an die ideale Drehzahl für den Bohrer musste man sich langsam herantasten", plaudert der 71-Jährige aus dem Implantologen-Nähkästchen. Seine unschätzbare Erfahrung hat Dr. Julius Wirnharter Stück für Stück an seine Tochter Stephanie weitergegeben. Die 38-Jährige studierte in Hamburg und Freiburg, promovierte über Lipolyse mit Diodenlasern und arbeitete unter anderem in einer großen Gemeinschaftspraxis in Immenstadt, während sie gleichzeitig das Curriculum Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Implantologie durchlief. Bereits vor zehn Jahren stieg die zweifache Mutter als gleichberechtigte Partnerin in die Praxis des Vaters ein, nun wird sie zum Jahreswechsel alleinige Chefin. Neben der Praxisarbeit hält Dr. Stephanie Wirnharter in ganz Deutschland Vorträge über Implantologie und Parodontologie – schon bald als internationale Referentin.

Mit der Entwicklung der Zahnmedizin ist Dr. Julius Wirnharter übrigens durchaus zufrieden. Früher hätten viele Menschen mit 60 schon eine Vollprothese gehabt, mit 40 kamen die ersten Teilprothesen, verbunden mit abenteuerlichen Draht-Konstruktionen. Heute achten Menschen viel mehr auf ihre Zähne und die richtige Ernährung, "Kinder werden zur Zahnpflege erzogen", betont der 71-Jährige. Er selbst hat Glück, seine Zähne halten sich tapfer. Und falls es mal zwickt, muss er sich künftig einen Termin in der Praxis von Stephanie Wirnharter besorgen. Wie seine bisherigen Patienten auch. Zähne sind und bleiben irgendwie Familiensache.

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