Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.04.2023 15:44

150 Jahre „Schachgesellschaft Augsburg 1873”: Das Spiel der Königinnen

Das Frauenteam ist das Aushängeschild der Schachgesellschaft (von links): Maria Horvath, Renata Kosc, Kristin Braun, Olga Kurapova, Sandra Roß und Leonora Weber. Am Brett sitzt Ulla Münch, Erste Vorsitzende des Vereins und Mannschaftsführerin. (Foto: Klaus Rainer Krieger)
Das Frauenteam ist das Aushängeschild der Schachgesellschaft (von links): Maria Horvath, Renata Kosc, Kristin Braun, Olga Kurapova, Sandra Roß und Leonora Weber. Am Brett sitzt Ulla Münch, Erste Vorsitzende des Vereins und Mannschaftsführerin. (Foto: Klaus Rainer Krieger)
Das Frauenteam ist das Aushängeschild der Schachgesellschaft (von links): Maria Horvath, Renata Kosc, Kristin Braun, Olga Kurapova, Sandra Roß und Leonora Weber. Am Brett sitzt Ulla Münch, Erste Vorsitzende des Vereins und Mannschaftsführerin. (Foto: Klaus Rainer Krieger)
Das Frauenteam ist das Aushängeschild der Schachgesellschaft (von links): Maria Horvath, Renata Kosc, Kristin Braun, Olga Kurapova, Sandra Roß und Leonora Weber. Am Brett sitzt Ulla Münch, Erste Vorsitzende des Vereins und Mannschaftsführerin. (Foto: Klaus Rainer Krieger)
Das Frauenteam ist das Aushängeschild der Schachgesellschaft (von links): Maria Horvath, Renata Kosc, Kristin Braun, Olga Kurapova, Sandra Roß und Leonora Weber. Am Brett sitzt Ulla Münch, Erste Vorsitzende des Vereins und Mannschaftsführerin. (Foto: Klaus Rainer Krieger)

Sie ist Schwabens ältester Schachclub: Die „Schachgesellschaft Augsburg 1873” feiert nun ihr 150-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsveranstaltung am kommenden Wochenende im Kongress am Park. Geboten sind unter anderem ein Simultan- und ein Blitzturnier. Größen aus der Schachwelt haben ihr Kommen zugesagt, außerdem soll es eine Ausstellung, verschiedene familienfreundliche Schachaktivitäten sowie eine Vorführung der Dokumentation „Glory to the Queen” geben.

Das Aushängeschild des Vereins ist heute die Damenmannschaft. Sie spielt in der zweiten Frauenbundesliga Süd und damit in der zweithöchsten deutschen Spielklasse – das haben sich jene 25 Männer sicher nicht vorstellen können, als sie am 7. Mai 1873 im „Café Eisenhut” zusammenkamen, um es Turnern und Sängern gleichzutun und einen Verein zu gründen, der sich ganz ihrer in der Freizeit betriebenen Leidenschaft widmet. So entstand die „Schachgesellschaft Augsburg, gegr. 1873 e.V.”, wie der offizielle Vereinsname jetzt lautet, und gehört damit zu den ältesten Schachvereinigungen Deutschlands.

Schach war damals noch ein eher elitäres Hobby und so entstammten die Gründungsmitglieder dem gehobenen Augsburger Bürgertum, wie sich in der Vereinschronik nachlesen lässt. So nutzte etwa der Vereinsvorsitzende Richard Butz, der spätere MAN-Direktor, seine internationalen Verbindungen, um europaweit sportliche Kontakte zu knüpfen. Bedeutende Schachspieler besuchten den Verein, mit dem es im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts sportlich bergauf ging.

Wie alle anderen Vereine auch, war der Augsburger Schachclub betroffen von der Machtübernahme der Nazis 1933. Wie viele jüdische Mitglieder damals den Verein aufgrund der Bestimmungen zur „Arisierung” verlassen mussten ist nicht genau überliefert. „Immerhin lassen die Zahlen von 1911 mit 75 Mitgliedern und 1935 mit 41 Mitgliedern vage Vermutungen über die Anzahl der erzwungenen Austritte zu”, schreibt Dieter Labadié in seinem Beitrag zur Festschrift für das 125-jährige Vereinsbestehen. Nun waren es ausgerechnet diese finsteren Jahre während der NS-Diktatur, die sportlich zu den erfolgreichsten für den Verein zählen: 1943 errangen die Spieler des Vereins gar den Titel „Großdeutscher Meister”. Doch der Krieg beendete jäh die Arbeit des Vereins. Bei der Bombardierung Augsburgs wurde auch das Clublokal im Hotel „Kaiserhof” zerstört.

Sehr bald nach dem Ende des Kriegs führte der Verein wieder Simultanveranstaltungen durch und richtete sich ein neues Vereinsheim in der „Gaststätte Plärrer” ein. Durch die Eingliederung von Heimatvertriebenen in den 1950ern wuchs der Verein, doch gleichzeitig wuchs auch die Konkurrenz durch andere, neu gegründete Schachvereine und es war vorbei mit der sportlichen Vormachtstellung. Immerhin: 1963 holte sich der „Schachklub Augsburg 1873”, wie er damals noch hieß, endgültig den Augsburger Wanderpokal „Silberner Turm” – nach 13 Jahren.

Durch die Fusion mit „Königsspringer Oberhausen” – seitdem heißt der Verein offiziell „Schachgesellschaft Augsburg, gegr. 1873 e.V.” – legte der Club im Jahr 1986 die Basis für die heutigen Erfolge der Damenschachgruppe – während den Männern solche Erfolge versagt blieben. Die Damenmannschaft stieg pünktlich zum 125. Vereinsjubiläum in die erste Bundesliga auf. Und 25 Jahre später spielen die Augsburgerinnen immer noch auf einem hohen Niveau und retten die sportliche Ehre des Traditionsvereins.

Programm zum Jubiläum

Das Jubiläumsprogramm startet am Freitag, 14. April, um 13 Uhr im Foyer des Kongresszentrums „Kongress am Park”. Eine Ausstellung informiert über die Geschichte der „Schachgesellschaft Augsburg 1873”. Alle Gäste sind eingeladen, sich vor Ort am Schachbrett am „Spiel der Könige” zu versuchen. Zu Gast ist der Schachtrainer und Schachautor Großmeister Artur Jussupow. Ab 14 Uhr finden im Saal Baramundi drei Simultanturniere statt – WIM (Internationale Meisterin der Damen) Ingrid Lauterbach, Großmeister Klaus Bischoff und das zwölfjährige Nachwuchstalent Alfred Nemitz treten an jeweils 20 Schachbrettern an. Gäste sind zum Mitspielen (nach Voranmeldung), Zusehen und Mitfiebern eingeladen. Am Abend des Eröffnungstags wird um 19 Uhr der Dokumentarfilm „Glory to the Queen” gezeigt (Eintritt frei). Die Regisseurin Tatia Skhirtladze steht Rede und Antwort zu ihrem eindrucksvollen Filmporträt über Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Nana Alexandria und Nana Iosseliani: Die vier Georgierinnen errangen insgesamt zehnmal den Weltmeistertitel. Nona Gaprindaschwili erlangte als erste Frau weltweit den Großmeisterrang. Das Highlight am Samstag, 15. April, ist ab 10 Uhr das große Jubiläumsturnier im Blitzschach. Zu gewinnen gibt es Preisgelder im Gesamtwert von 1600 Euro – kein Startgeld. Der Jubiläumsveranstaltung im Kongresszentrum „Kongress am Park” folgt am Montag, 17. April, der Tag der offenen Tür im Vereinslokal „Mehrgenerationenhaus Herrenbach”, Herrenbachstraße 5, ab 16 Uhr für Kinder und Jugendliche beziehungsweise ab 18 Uhr für Erwachsene. Alle Infos zum Programm gibt es auf sg-augsburg1873.de.


    Markus Höck
    Markus Höck

    Redakteur Augsburg-Redaktion

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