Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.02.2024 23:00

Der Igel ist wieder da

<b>Andreas und Kerstin Wilhelm</b> sind die neuen Pächter der Gaststätte im Bürgerhaus in Schiltberg. Sie haben den Igelwirt wieder zum Leben erweckt. (Foto: Nayra Weber)
Andreas und Kerstin Wilhelm sind die neuen Pächter der Gaststätte im Bürgerhaus in Schiltberg. Sie haben den Igelwirt wieder zum Leben erweckt. (Foto: Nayra Weber)
Andreas und Kerstin Wilhelm sind die neuen Pächter der Gaststätte im Bürgerhaus in Schiltberg. Sie haben den Igelwirt wieder zum Leben erweckt. (Foto: Nayra Weber)
Andreas und Kerstin Wilhelm sind die neuen Pächter der Gaststätte im Bürgerhaus in Schiltberg. Sie haben den Igelwirt wieder zum Leben erweckt. (Foto: Nayra Weber)
Andreas und Kerstin Wilhelm sind die neuen Pächter der Gaststätte im Bürgerhaus in Schiltberg. Sie haben den Igelwirt wieder zum Leben erweckt. (Foto: Nayra Weber)

„Hurra, der Igel ist wieder da“, verkündet die Tafel, die vor dem Bürgerhaus in Schiltberg steht und Gäste ins Restaurant im Bürgerhaus locken soll. Seit Anfang Februar ist es wieder geöffnet. Die neuen Pächter, Andreas und Kerstin Wilhelm, knüpfen mit ihrem Konzept an die Zeiten des Lokals vor der Pandemie an – und haben den „Igel” so nicht nur namentlich wieder zum Leben erweckt.

Sogar ein Logo hat der Igelwirt jetzt, Andreas Wilhelm und sein Bruder, der als Grafikdesigner tätig ist, haben es entwickelt. So blickt ein bunter Igelkopf mit herzförmigem Gesicht und Knopfaugen von der Speisekarte und den Bierdeckeln. Man habe sich bewusst dazu entschieden, die Gaststätte wieder als Igelwirt zu eröffnen, nach Absprache mit den früheren Pächtern Gerhard Jung und Christoph Schmidmeir, die die Gaststätte bis zur Pandemie führten, erzählen Andreas und Kerstin Wilhelm. Sie selbst waren früher Igelwirt-Stammgäste.

Kerstin Wilhelm ist gelernte Hotelfachfrau und hat Management und Tourismus studiert. Die 59-Jährige war in den vergangenen Jahren in namhaften Hotels tätig, darunter im Grandhotel Ritz in Rom, und ist die Küchenchefin im Igelwirt. Hauptberuflich arbeitet sie mittlerweile im Bereich Hausverwaltung. Andreas Wilhelm hat während seiner Studentenzeit in Passau mehrere Lokale mit aufgebaut und geleitet. Er kümmert sich um den Service. Der 61-Jährige arbeitet im Hauptberuf als Unternehmensberater. Das Paar lebt seit 24 Jahren in Schiltberg.

Die Räumlichkeiten standen leer, nachdem die vorherigen Pächter ihren Vertrag nicht weiter verlängert haben. „Unsere Hauptmotivation ist es, wieder bei uns in Schiltberg einen Ort des freudigen Zusammenseins zu haben”, schrieb das Paar in seiner Bewerbung um die Pacht der Gaststätte an Bürgermeister Peter Kellerer. Regionalität ist den Wirtsleuten bei der Auswahl der Lebensmittel sehr wichtig, wo möglich, kommen sie aus dem Ort oder der nahen Umgebung. Die Speisekarte ist klein gehalten, denn alles soll frisch zubereitet werden, zudem werden so Lebensmittelabfälle minimiert. Neben klassisch bayerischen Gerichten wird auch immer mindestens ein veganes Gericht angeboten, zum Beispiel Lasagne oder Chili sin Carne mit Fleischersatz aus Sonnenblumenkernen. Das Bier kommt direkt aus dem Fass.

Die Gaststätte hat an zwei Tagen in der Woche auf, donnerstags und freitags. Die Öffnungszeiten von 18 Uhr abends bis 1 Uhr nachts sollen allen die passende Zeit zum Einkehren bieten, von Familien über Rentner, bis zu jungen Gästen, sagt Andreas Wilhelm. Der Igelwirt bietet in drei Teilräumen Platz für insgesamt 120 Gäste.

Die Samstage werden für Vereinsveranstaltungen und private Feiern freigehalten; und an freien Samstagen wollen Andreas und Kerstin Wilhelm hin und wieder auch Motto-Abende anbieten, etwa ein Grillfest oder einen spanischen Abend. Am Donnerstag findet die erste Party im neuen Igelwirt statt, der Altweiberfasching mit musikalischer Unterstützung durch die Münchner Band Back4Rock.

Chronik

Die Geschichte der Gastwirtschaft beginnt mit dem Wirt Michael Schalk, der 1903 den „Gasthof zur Post” in Schiltberg gründete. Auf ihn folgten die nächsten fünf Gastwirte Ignaz Demmelmair (auch Demmelmayr geschrieben; 1907), Alois Kaupp (1919), Johann Kaupp, Alois (II.) Kaupp (1960) und Alois (III.) Kaupp. Seit 2013 ist die Gemeinde Schiltberg Eigentümer.

    Der Postwirt hatte zwei alteingesessene Mitbewerber: den „Unteren Wirt” Xaver Lechner und den „Oberen Wirt” Josef Heinrich. Als Werbestrategie ließ Michael Schalk Postkarten mit dem Aufdruck „Gasthof z. Post – Bad Schiltberg” drucken. Dieser Schriftzug zierte auch die Fassade des Gebäudes. Schalks Nachfolger Ignaz Demmelmair stammte aus Forstern, Gemeinde Gerolsbach. Nach dem Ersten Weltkrieg zog er mit seiner Frau Maria in die Einöde Oberbuch bei Singenbach. Mit Alois Kaupp hielt 1919 jener Familienname in der Gaststätte Einzug, der für neun Jahrzehnte bleiben sollte. Der damals 26-Jährige stammte aus Württemberg und war Bäckermeister. Im Keller des Gebäudes betrieb er daher schließlich auch eine Bäckerei. Auch Landwirtschaft betrieb er, etwa zwölf Hektar, weshalb er die Gaststätte schließlich an seinen Sohn Johann übergab. Eine Zäsur stellte das Kriegsende 1945 dar. Am 25. Mai zogen die Amerikaner als Besatzungsmacht in die Gaststätte ein und blieben bis zum 12. August 1945. Dann waren Gaststube und Saal frei für neue Versammlungen, Bälle und Feiern. Der 19. November 1960 läutete die Ära von Alois (II.) Kaupp ein. Mit Ehefrau Berta an der Seite, geborene Eberl, dauerte sie 32 Jahre. Der zweite Alois Kaupp arbeitete als Metzgermeister und Gastwirt. Der gesellige Dorfwirt gehörte vier Perioden lang dem Gemeinderat an (1966-1990), spielte Fußball, war 13 Theatersaisonen auf dem Hofberg zu sehen, war Mitglied im Schützenverein und im Kirchenchor. Gastwirtschaft, Metzgerei und Anwesen übergaben Alois und Berta Kaupp 1994 an ihren Sohn Alois (geb. 1970), ebenfalls Metzgermeister. Gaststätte und Metzgerei schlossen zum Jahresende 2011. Am 27. August 2013 verbrieften Bürgermeister Josef Schreier und das Ehepaar Kaupp den Verkauf des gesamten Anwesens notariell an die Gemeinde Schiltberg. Das „Bürgerhaus Schiltberg” entstand. Christoph Schmidmeir und Gerhard Jung aus Allenberg belebten die Gaststätte im September 2014 wieder. Das Gebäude wurde ab Sommer 2016 saniert, im August 2017 wurde ein Sommerfest mit Gebäudesegnung und Tag der offenen Tür gefeiert.

    sm/nay


    Nayra Weber
    Nayra Weber

    Redakteurin

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