Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Augsburger Schulsanierungen: 300 Millionen reichen nicht

Trotz „diverser baulicher Defizite“ soll die Generalsanierung des Holbein-Gymnasiums in der Augsburger Innenstadt auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Der Grund: Weder jetzt noch in absehbarer Zukunft ist genug Geld da. Im Bildungsausschuss wurde das Thema gestern vertagt. Kritisch kommentiert und diskutiert wurden allerdings außerplanmäßige Mittel, die die Stadt für laufende Maßnahmen und Brandschutzsanierungen zur Verfügung stellen will.
Fachräume, Fenster des Neubaus und Brandschutz sind laut der Beschlussvorlage die kostenintensivsten Bereiche am Holbein-Gymnasium. Im Zuge einer Gesamtsanierung hätte man diese Mängel sowie weitere kleinere bauliche Defizite in einer Maßnahme zusammenfassen können. Allerdings: „Grundvoraussetzung hierfür wären Mittel in ausreichender Höhe, welche aber weder zum jetzigen Zeitpunkt noch mittelfristig absehbar zur Verfügung stehen. Von einer Generalsanierung muss daher Abstand genommen werden“, besagt die Beschlussvorlage. Statt einer umfassenden Sanierung, so der Vorschlag des Bildungsreferats, sollen „die baulichen Defizite in Einzelmaßnahmen nach Mittelverfügbarkeit“ abgearbeitet werden.

Für das Holbein-Gymnasium stehen derzeit 150 000 Euro an Mitteln zur Verfügung, die eigentlich für die Planung der Generalsanierung vorgesehen waren. Nun will die Stadt das Geld stattdessen in erste kleinere Baumaßnahmen stecken. Am Holbein-Gymnasium hatte man sich allerdings bereits auf die Sanierung eingestellt und in den vergangenen Jahren mit Workshops Pläne erarbeitet, wie die Schule nach der Sanierung aussehen könnte. Die Vorstellungen der Schulfamilie wurden in einem Raumbuch festgehalten, das in Kürze fertiggestellt werden soll.

„Auf das Raumbuch soll nach Möglichkeit eingegangen werden, wenn die Einzelmaßnahmen an der Schule umgesetzt werden“, versucht das Bildungsreferat zu beschwichtigen. Schüler, Eltern und Lehrer des Gymnasiums allerdings sind verärgert. Neben genereller Raumnot können die Schüler ihre Turnhalle nicht mehr benutzen, weil diese einsturzgefährdet ist, auch einige Fenster lassen sich nicht mehr öffnen.

„Unabdingbare kurzfristige Sanierungsmaßnahmen“ gemeinsam mit der Schule zu identifizieren und dann einen Stufenplan zu erstellen, forderte die CSU in einem Antrag noch kurz vor der gestrigen Sitzung des Bildungsausschusses. Während der Sitzung selbst meldeten SPD, Grüne und Pro Augsburg Beratungsbedarf an. Die Abstimmung wurde deshalb vorerst vertagt.

Für die Generalsanierung des Holbein-Gymnasiums wäre ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag fällig geworden. Die Stadt versucht seit 2014 mit dem Projekt „300 Millionen für unsere Schulen“ dem Sanierungsbedarf aller 70 Augsburger Schulen gerecht zu werden, doch das eingeplante Geld reicht nicht aus. In diesem Jahr muss die Stadt rund elf Millionen Euro außerplanmäßig nachschieben. Der Betrag fließt vor allem in Rücklagenbildung für Brandschutzsanierungen und laufende Maßnahmen. So soll etwa das Baukostenvolumen für den dritten Verkehrsübungsplatz angepasst werden, ebenso wie für die Generalsanierungen einiger Schulen. Auch das sollten die Mitglieder des Bildungsausschusses gestern zustimmend zu Kenntnis nehmen, was sie – wenn auch zähneknirschend – taten. Nicht ohne jedoch ihr Missfallen kundzutun.
Dass die 300 Millionen Euro nicht ausreichen, darin waren sich die Stadträte quer durch alle Fraktionen einig. Was dann folgte, war eine Diskussion, wo die Schuld dafür zu suchen sei, dass die Stadt nun ausbaden müsse, was Stadtregierungen mehrere Jahrzehnte lang versäumt hatten. Fehlentscheidungen in den 70er und 90er Jahren seien die Ursache, dass nun alle notwendigen Ausgaben für die Schulen auf einmal dringend anstünden, war etwa Martina Wild (Grüne) überzeugt. Man müsse 1,5 bis zwei Prozent für jedes Gebäude für den Brandschutz zurückstellen, erklärte Otto Hutter (Linke). „Wenn Jahre lang nichts gemacht wird, hat man so ein Ergebnis.“

Kritisiert wurde zudem, dass das Gremium als Bildungsausschuss in Bezug auf die Entwicklung der Schulen nur mit solchen Entscheidungen konfrontiert werde. „Man fühlt sich hier wie in einem Hochbauausschuss für Brandschutzmaßnahmen“, kritisierte Angela Steinecker (SPD). Auch Wild sähe es lieber, über Ganztagsangebote, Digitalisierung und Pädagogik zu sprechen, „nur über Brandschutz und Statik zu entscheiden, ist frustrierend“.

Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) schließlich wies darauf hin, dass es nichts bringe, sich gegenseitig oder vergangenen Stadtregierungen die Schuld zuzuweisen. „Wir wissen alle, dass 300 Millionen Euro zu wenig sind. Aber wir können nicht eine Milliarde einplanen, ohne einen vernünftigen Rückzahlungsplan zu haben“, so Köhler. Ein Teil der notwendigen Sanierungen sei durch das 300-Millionen-Projekt mittlerweile geschafft, „wir wissen, dass der größere Teil immer noch fehlt.“


Von Kristin Deibl
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