Bunte Container setzen sich vom Beton ab, der genauso grau ist wie der Himmel an diesem tristen Herbsttag in Augsburg-Oberhausen. Das rote Stapelfahrzeug daneben ruht, ebenso der eine Güterzug auf den Gleisen. Auf dem Umschlagbahnhof ist gerade wenig Betrieb. Durch Sturmtief „Xavier” sind auch viele Güterzüge aus dem Norden ausgefallen.
40.000 Container kommen hier jedes Jahr an, wechseln von der Schiene auf die Straße und umgekehrt. Doch bald könnte das in die Jahre gekommene Terminal abgelöst werden. Denn die Regierung von Oberbayern hat nun eine Entscheidung gefällt, die für die schwäbische Wirtschaftsregion Augsburg eine bahnbrechende ist. Sie hat den Neubau eines Containerbahnhofs am Güterverkehrszentrum (GVZ) im Städtedreieck Augsburg, Gersthofen und Neusäß genehmigt.
Bereits vor elf Jahren wurde damit begonnen, diesen Güterbahnhof zu planen. Das Planfeststellungsverfahren wurde von der Terminal Investitionsgesellschaft Augsburg GmbH schließlich 2012 eingereicht. Es folgten eine Vielzahl von Abstimmungen mit den Trägern öffentlicher Belange. „Auch eine Gesetzesänderung im Gewässerschutz war und ist zu berücksichtigen”, begründet Augsburgs Wirtschaftsreferentin Eva Weber den langen Weg bis zur Genehmigung.
Weber weiß freilich, wie bedeutend der GVZ-Ausbau für die Stadt und ihre Umgebung ist. Der wirtschaftliche Erfolg der Region ziehe Verkehr nach sich, holt sie aus. „Unser veralteter Güterbahnhof im Stadtteil Oberhausen ist bei dieser erfreulichen Entwicklung der Flaschenhals”, sagt sie. Dadurch weiche Verkehr, „der auf die Schiene gehört, auf die Straße aus”. Das neue Terminal Güterbahnhof verbessere damit einerseits die Umweltbilanz, andererseits „sichert es nachhaltig die Wirtschaftskraft unserer Region”.
Der Güterbahnhof ermögliche laut Weber einen leistungsfähigen Zugang zum Schienennetz. Das sei wichtig, denn der Güterverkehr nehme auch bundesweit stetig zu. „Auf lange Sicht rechnen wir damit, dass der neue Containerbahnhof unsere Straßen um rund 100.000 Lastwagen pro Jahr entlasten wird”, schwärmt Weber.
Vonseiten der Wirtschaft geht man davon aus, dass sich durch den Güterbahnhof bis zu 300 Firmen in und um Augsburg ansiedeln könnten.
Bereits in seiner ersten Ausbaustufe wird die Umschlagstation die Mengen aus dem bisherigen Terminal im Stadtteil Oberhausen komplett übernehmen. Sind auch der Portalkran und weitere Gleise errichtet, wird das umladen von insgesamt 80.000 Containern möglich sein.
Ebenso viele Quadratmeter sind für das Terminal freigehalten. Die Arbeiten dafür werden nun europaweit ausgeschrieben. Ab 2018 soll gebaut werden, 15 bis 18 Monate später sollen von Süden aus die ersten Züge ins GVZ einfahren.
Was mit dem Umschlagbahnhof in Oberhausen passiert, ist derzeit noch unklar. „Es handelt sich um Vermögen der Bahn und unterliegt den besonderen Vorschriften des Eisenbahnrechts”, erläutert Weber. „Dies bedeutet, dass zunächst die Deutsche Bahn die notwendigen Prozesse imitieren muss. Konkrete Pläne sind uns nicht bekannt.” Es könnte jedoch sein, dass das Gelände künftig nicht mehr nur wegen Sturmtiefs im Norden ruht. (
Von David Libossek)