Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Werden die Augsburger Biogas-Busse überholt?

Die Augsburger Sadtwerke sind stolz auf ihre Biogas-Busse, spätestens seit eine unabhängige Studie Anfang 2018 bestätigte, dass Busse, die mit Erdgas beziehungsweise Biomethan fahren, momentan die umweltfreundlichste Alternative zu Dieselfahrzeugen sind. Doch die EU will zukünftig auf eine andere Technologie setzen: Ab 2022 sollen mindestens 22,5 Prozent der öffentlichen Busflotten in Europa elektrisch betrieben werden.
Im Augsburger Stadtrat herrschte am Dienstag uncharakteristische Einigkeit: Man will sich seine umweltfreundlichen Busse nicht nehmen lassen. Doch was kann überhaupt getan werden, gegen eine Anordnung aus Brüssel? Sollten die Stadtwerke verpflichtet werden, Elektrobusse anzuschaffen, wäre das wohl das Ende der Biogas-Flotte. Denn beide Technologien gleichzeitig zu betreiben, sei auf lange Frist wirtschaftlich nicht zu vertreten, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza im Rathaus. Zu viele Investitionen seien nötig, um die Elektrobusse zu betreiben. Diese kosten nicht nur fast doppelt so viel wie Gasbusse, auch die Betriebshöfe müssten erst einmal mit Ladestationen ausgerüstet werden, und das sei sehr teuer.

„Es ist wahrlich ärgerlich, was sich auf der EU-Ebene bezüglich unserer Busse abspielt”, sagte Casazza. Laut Einschätzung des Stadtwerke-Geschäftsführers zeichne sich im europäischen Parlament auch keine Mehrheit dafür ab, von der neuen Richtlinie wieder abzukommen. Dabei seien die Elektrobusse technisch noch lange nicht so ausgereift wie die Alternative Biogas-Bus.

Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie des unabhängigen Instituts für angewandte Nutzfahrzeugforschung und Abgasanalystik Belicon an der Hochschule Landshut: Strombasierte Antriebssysteme seien unausgereift und viel zu teuer. Finanzieren können die meisten Städte Elektrobusse nur mit Fördermitteln. Außerdem stamme rund 40 Prozent des deutschen Strommixes aus Kohlekraftwerken, weshalb auch die Umweltvorteile der Stromantriebe fraglich seien.

In der Studie untersuchte das Institut die Feinstaub-, Stickstoff- und CO2-Emissionen, die sowohl beim Fahrbetrieb als auch bei der Bus- beziehungsweise Treibstoffherstellung anfallen. Zur Berechnung der Werte der Elektrobusse wurde der deutsche Strommix verwendet. Das Ergebnis: Nur Brennstoffzellen-Hybride stoßen momentan weniger CO2 aus als Biomethan-Busse, doch diese sind noch teurer als energiebetriebene Fahrzeuge. Das Fazit des Institus: Elektrische Busantriebe seien momentan noch keine Lösung, die Kosteneffizienz, Umweltschutz und Alltagstauglichkeit vereint.

„Bei Bussen, die mit erneuerbarem Gas betrieben werden, ist das Gegenteil der Fall.” Sie seien eine kostengünstige, umweltfreundliche und technisch ausgereifte Alternative, die für die Verkehrsbetriebe kaum teurer sei als eine Diesel-Flotte. Obwohl der CO2-, Stickstoff und Feinstaub-Ausstoß bei Biogasmotoren sehr gering ist, fordert die EU nun allerdings, dass ein Teil der Busflotten komplett emissionsfrei fährt.

„Die Verärgerung und die Verwunderung über das Thema können wir wohl alle teilen”, sagte Oberbürgermeister Kurt Gribl im Stadtrat. „Einen Lichtblick” nennt Walter Casazza ein Gespräch mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: Die Quote von 22,5 Prozent könnte einen nationalen Wert darstellen, Augsburg von der Elektrobus-Pflicht ausgenommen werden.

Doch selbst wenn Augsburg weiterhin seine Biogas-Busse nutzen darf, was bedeutet die neue EU-Richtlinie für die Technologie an sich? Werden Biogas-Busse dann überhaupt noch weiterentwickelt, fragte sich Stadtrat Peter Schwab (CSU). „Oder fällt die Technologie dann über Bord?” Bei den Stadtwerken zumindest will man vorerst bei der aktuellen Beschaffungsstrategie bleiben, Biogas-Busse zu kaufen.


Von Laura Türk
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