In geheimer Sitzung hat der Kulturausschuss 1,2 Millionen Euro für die weitere Bewerbung um den Titel „Unesco-Welterbe” abgenickt - gegen die Stimmen von CSM und Pro Augsburg. Diese wollten erst Klarheit über die drohenden Folgekosten. Doch in Augsburg weiß niemand so genau, wie viel Ausgaben noch auf die Stadtkasse zukommen. Sicher ist nur: Es geht in die Millionen.
Augsburg ist mit seinem Vorhaben, Weltkulturerbe zu werden, ziemlich weit gekommen. Das Thema: die Augsburger Prachtbrunnen und die Nutzung der Wasserkraft. Mittlerweile steht die Bewerbung auf der deutschen Vorschlagsliste und wird der Jury 2018 als deutscher Beitrag zur Abstimmung vorgelegt. Aber: Bis dahin muss noch einiges erledigt werden - und das kostet Geld. So muss die Modellkammer des Maximilianmuseums wissenschaftlich ausgewertet werden. Die historischen Modelle von Wasserrädern und ähnlichem werden für die Bewerbung benötigt. „Aber davon profitiert auch das Maximilianmuseum”, erklärt Kulturreferent Thomas Weitzel.
Auch soll für Schulen Unterrichtsmaterial zur Augsburger Wasserwirtschaft erdacht werden und 2018 soll sich eine Ausstellung der städtischen Kunstsammlungen dem Thema widmen. Weitzel sieht diese als „kulturelle Selbstvergewisserung”. Schließlich gilt es, einen Managementplan aufzustellen. Darin muss der Jury glaubwürdig vermittelt werden, wie Augsburg in Zukunft mit dem Welterbe umgehen will, wie es geschützt und gleichzeitig der Öffentlichkeit präsentiert wird. Allein die redaktionelle Anleitung für den Managementplan umfasst 500 Seiten. Abgabeschluss ist der 1. Februar 2018.
Die meisten Kosten entstehen freilich durch zwei bis 2019 befristete Vollzeitstellen, einmal für die Gesamtkoordination und einmal als Schnittstelle zwischen Management und Verwaltung sowie Stadtrat. Insgesamt ergeben sich daraus die fraglichen 1,2 Millionen Euro. Nichtöffentlich musste die Sitzung sein, weil Werkverträge und Personalentscheidungen anstanden, erklärt Weitzel.
Bleibt die Frage nach den Folgekosten. Doch hier muss Weitzel passen. Das ist vor allem auch davon abhängig, ob Augsburg 2019 den Titel verliehen bekommt. Dann aber würde es wohl richtig teuer. Ein Büro müsste dauerhaft eingerichtet werden, inklusive Personal versteht sich. Und Augsburg müsste in einem Besucherzentrum das Welterbe vermitteln - das Thema Wasserkraft macht es da nicht leichter. „Augsburg bewirbt sich nicht mit einem Einzeldenkmal”, gibt Weitzel zu bedenken. Die Zeugnisse der Augsburger Wasserkraft liegen über das gesamte Stadtgebiet verstreut, teilweise gar im Siebentischwald. So müsste erst entschieden werden, ob es nur ein zentrales Besucherzentrum geben solle oder mehrere dezentrale, etwa eines am Hochablass, eines bei den Wassertürmen am Roten Tor und noch an weiteren Stellen. Je nach Ausführung muss sich die Stadt auf entsprechende Kosten einstellen. Genau beziffern lassen sie sich nicht, mehrere Millionen Euro sind durchaus realistisch.
Trotz der zu erwartenden hohen Kosten warnt Weitzel davor, einen immensen Zuwachs an Touristen als Folge des Welterbe-Titels einzuplanen. „Da müssen wir ehrlich bleiben”, sagt der Kulturreferent. Internationalen Prestigegewinn bringt der Titel aber allemal mit sich.