Der Streit über das Verkehrschaos im Augsburger Stadtteil Spickel geht in die nächste Runde. Nach dem Rückbau eines Provisoriums an der Hofrat-Röhrer-Straße klagen Anwohner und Autofahrer über Dauerstau an der Einfahrt in die Inverness-Allee. Bis vor kurzem konnten Rechtsabbieger die provisorische Spur von der Hofrat-Röhrer-Straße in die Inverness-Allee nutzen, inzwischen geht dies nicht mehr. Links- und Rechtsabbieger reihen sich nun auf einer gemeinsamen Fahrspur ein. Die Stadtregierung hat die Behelfsspur ohne Ankündigung beseitigen lassen. Die Stadtrats-SPD, die das Verkehrschaos rund um den Augsburger Zoo regelmäßig kritisiert, wirft der schwarz-grünen Stadtregierung eine verfehlte Verkehrspolitik vor.

Die zusätzliche Spur war 2019 eingerichtet worden, da wegen der damaligen Erneuerung der Kaufbachbrücke und der damit verbundenen Sperrungen nur noch über die Hofrat-Röhrer-Straße eine Ausfahrt aus dem Bereich möglich war. Das Provisorium hatte die Stadt allerdings nie als dauerhafte Verkehrseinrichtung geplant, da es nicht dem erforderlichen Standard entsprochen habe. Der dortige Geh- und Radweg sei nicht breit genug gewesen, es fehlten Bordsteine und die Ampel stand mit provisorischem Fundament auf dem Geh- und Radweg.

In einer Sitzung im Herbst 2019 hatte der Bauausschuss einen Grundsatzbeschluss gefasst, die Kreuzung mit einer verbreiterten Fahrbahn der Hofrat-Röhrer-Straße auf zwei Fahrspuren auszubauen. Für das Projekt stand bislang jedoch kein Geld zur Verfügung.

Das Agieren der Stadt Augsburg sei „absolut nicht nachvollziehbar”, sagt Florian Freund, Vorsitzender der Sozialen Fraktion aus SPD und Linken im Augsburger Stadtrat. Dass für den Umbau der Hofrat-Röhrer-Straße seit fast vier Jahren keine finanziellen Mittel zur Verfügung stünden, ärgere ihn besonders, so der Fraktionschef. „Für Prestigeprojekte der schwarz-grünen Stadtregierung scheint immer Geld da zu sein, allerdings für wichtige Infrastrukturmaßnahmen nicht”, kritisiert er. Eine zukunftsweisende und vorausschauende Verkehrspolitik sehe anders aus, ergänzt der baupolitische Sprecher der Fraktion, Gregor Lang.

Nicht nur wegen zweier Supermärkte und eines großen Restaurants ist die Hofrat-Röhrer-Straße stark frequentiert. Sie wird von Besuchern genutzt, um den Zoo und den Botanischen Garten anzusteuern. SPD-Fraktionschef Freund moniert, konstruktive Lösungsvorschläge zur Beseitigung der Verkehrsproblematik würden von Seiten der Stadtregierung „mit einer Überheblichkeit und Ignoranz einfach abgeschmettert”. Die Fraktion hatte beispielsweise kurz nach Ostern Lösungen, etwa den Bau eines Parkdecks, angemahnt, um den Parkplatz am Zoo zu entlasten. (jaf)