Augsburg - Die Bürgerbeteiligung zur Theatersanierung geht in die Endphase, da taucht ein vergessenes Problem wieder auf: die Freilichtbühne. Selbst stark sanierungsbedürftig ist sie im geplanten Theater-Rundumschlag nicht enthalten. Dabei wünschen sich gerade die Anwohner mehr Aufführungen.
In einem Brief an Theater und Stadt formuliert der Verein Ulrichsviertel den Wunsch nach mehr Veranstaltungen auf der Open-Air-Bühne am Roten Tor. Tatsächlich ist das Schreiben eine Reaktion auf die Ankündigung, nur noch Aufführungen des Theaters dort zu spielen.
Schon seit einigen Jahren hat die Stadt eine jährliche Obergrenze von 32 Veranstaltungen auf der Freilichtbühne festgesetzt. Diese will das Theater laut Kulturreferent Thomas Weitzel nun komplett für sich ausnutzen. Mit Blick auf den finanziellen Aspekt ist das durchaus verständlich. 40 000 Euro fließen bei einer ausverkauften Vorstellung des Theaters in dessen Kasse. Mieter zahlen lediglich 8000 Euro. Doch die offizielle Begründung für den ausschließlichen Eigenbedarf rückt ausgerechnet die Anwohner in ein schlechtes Licht.
Aus Sorge vor einer Anwohnerklage über die eventuell zu lauten Aufführungen externer Veranstalter habe man sich auf die aktuelle Lösung festgelegt. Sollte nämlich solch eine Klage Erfolg haben, dann müsste möglicherweise auch das Theater auf Aufführungen verzichten - mit verheerenden Folgen für die Theaterbilanz, befürchtet das Kulturreferat.
Doch mit dieser Lesart sind die Anwohner, die sich im Verein Ulrichsviertel zusammengeschlossen haben, nicht einverstanden. Sie wollen nicht als Verhinderer dastehen, wie Liselotte Mayer-Felsenstein erklärt. Es ärgere sie, dass alle Anwohner in „einen Topf geschmissen werden”. Tatsächlich werde ein gemischtes Musikangebot durchaus begrüßt. „Wenn es aber andere Gründe gibt, dann ist das was anderes. Dann soll es die Stadt aber auch so sagen”, verlangt Mayer-Felsenstein.
Einer dieser „anderen Gründe” könnte der dringende Sanierungsbedarf der Freilichtbühne sein. Das zumindest vermutet Freie-Wähler-Stadtrat Volker Schafitel in einer Pressemitteilung. „Die Vermutung liegt nahe, nachdem sich die Freilichtbühne in einem verwahrlosten und desolaten baulichen Zustand befindet, und in der aktuellen Theatersanierung kein Posten zu finden ist, diesen Zustand zu verbessern, dass die Stadt aus Haftungsgründen einer Fremdnutzung aus dem Weg geht”, erklärt sich Schafitel das Verbot externer Veranstalter. Die Begründung mit einer drohenden Anwohnerklage müsse dafür herhalten, „längst fällige Sanierungen weiter hinauszuschieben”.
Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es freilich nicht. Doch die Initiatoren des Bürgerbegehrens zur Theatersanierung fordern ebenfalls ein klares Bekenntnis zur Freilichtbühne - und ihre Aufnahme in die Sanierungsplanungen. Ursprünglich war das auch so vorgesehen. Als Ende 2009 der damalige Kulturreferent Peter Grab die Sanierungspläne vorstellte, tauchte die Freilichtbühne im Gutachten des Architekten Jörg Friedrich mit „einer Fülle von Problemen” auf. „Die Anlieferungssituation und der Schallschutz müssen verbessert, die Künstlergarderoben erneuert und neue Lagerbereiche für die Bühnendekoration geschaffen werden. Für den Orchestergraben ist ein Witterungsschutz notwendig. Eine kleine Lösung sieht nur die Erneuerung der Tribüne vor und würde 6,9 Millionen Euro kosten, die große Lösung mit Überdachung auch fürs Publikum kostet 15 Millionen”, berichtete damals die StadtZeitung.
Die Kosten für die Freilichtbühne dürften natürlich etwas gestiegen sein, denn Friedrich hatte ja für die Gesamtsanierung mit 100 Millionen Euro kalkuliert, die inzwischen auf knapp 200 Millionen Euro aufgestockt werden mussten. Die Probleme an der Freilichtbühne sind die selben geblieben.