Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.07.2023 12:00

Römer und Schüler am Predigerberg: Machbarkeitsstudie zu neuem Museum beauftragt

Augsburg hätte prächtige Stücke aus der Römerzeit zu zeigen, wie diesen Pferdekopf. Allerdings fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum, denn die Dominikanerkirche (Bild), die bis 2012 als römisches Museum diente, ist aus statischen Gründen geschlossen.  (Foto: Christine Ketzer)
Augsburg hätte prächtige Stücke aus der Römerzeit zu zeigen, wie diesen Pferdekopf. Allerdings fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum, denn die Dominikanerkirche (Bild), die bis 2012 als römisches Museum diente, ist aus statischen Gründen geschlossen. (Foto: Christine Ketzer)
Augsburg hätte prächtige Stücke aus der Römerzeit zu zeigen, wie diesen Pferdekopf. Allerdings fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum, denn die Dominikanerkirche (Bild), die bis 2012 als römisches Museum diente, ist aus statischen Gründen geschlossen. (Foto: Christine Ketzer)
Augsburg hätte prächtige Stücke aus der Römerzeit zu zeigen, wie diesen Pferdekopf. Allerdings fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum, denn die Dominikanerkirche (Bild), die bis 2012 als römisches Museum diente, ist aus statischen Gründen geschlossen. (Foto: Christine Ketzer)
Augsburg hätte prächtige Stücke aus der Römerzeit zu zeigen, wie diesen Pferdekopf. Allerdings fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum, denn die Dominikanerkirche (Bild), die bis 2012 als römisches Museum diente, ist aus statischen Gründen geschlossen. (Foto: Christine Ketzer)

In einer gemeinsamen Sitzung haben sich die Mitglieder des Kultur- und des Bildungsausschusses am Donnerstag darauf geeinigt, dass die Verwaltung eine „bauliche Machbarkeitsstudie” für ein römisches Museum am Predigerberg erstellen lassen soll. Obwohl die Ausschüsse den Beschluss einstimmig fassten, gab es deutlich Zweifel daran, dass die Studie überhaupt machbar sei. Denn am Predigerberg geht es nicht nur um kulturell-museale Belange, auch schulische Bedarfe gleich dreier Bildungseinrichtungen sollen Berücksichtigung finden. Als „Quadratur des Kreises” bezeichnete Stadträtin Tatjana Dörfler (SPD) die Aufgabenstellung.

Auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum für Augsburg haben die verschiedenen Stadtregierungen seit 2012, seit der Schließung der Dominikanerkirche aufgrund statischer Probleme, immer wieder neue Anläufe gewagt. Wirklich vorangegangen ist es bisher nicht. Nun scheint mit der Machbarkeitsstudie zumindest ein kleiner Schritt getan und die Standortdiskussion endgültig begraben. Der Stadtrat bekräftigte mit dem Votum der beiden Ausschüsse, was eigentlich schon seit 2009 feststand: Ein neues Römermuseum soll neben die Dominikanerkirche am Predigerberg. Doch so viel Charme der Gedanke der Standort-Kontinuität hat, das Grundstück neben der Kirche beherbergt das Berufsschulzentrum für soziale Berufe und das soll auch mit einem neuen Römermuseum so bleiben. Damit nicht genug, hat Bildungsreferentin Martina Wild noch für zwei weitere Innenstadtschulen an der Maximilianstraße Raumbedarf angemeldet. Das Sonderpädagogische Förderzentrum Ulrichschule und das Holbein-Gymnasium kommen mit den bisherigen Räumen nicht mehr zurecht.

Nun gilt es also, ein Planungsbüro zu finden, dass nicht nur durch eine Expertise im Bereich Museen glänzt, sondern sich auch noch bestens mit schulischer Infrastruktur auskennt. 50.000 Euro sind für die Machbarkeitsstudie eingeplant. Stadtrat Matthias Fink (CSU) bezeichnete diese Herausforderung als „edel”, seine Stadtratskollegin Dörfler schätzt sie eher als kaum lösbar ein.

Sieglinde Wisniewski (SPD) wunderte sich, warum seit 2009 nichts passiert sei. „Jetzt natürlich pressiert es, weil andere bayerische Städte ihr römisches Erbe entdecken”, kritisierte sie den jahrelangen Stillstand in der Museumsfrage. Tatsächlich greift die aktuelle Beschlussvorlage die damalige Festlegung des Kulturausschusses auf: „Das Konzept präferiert klar einen Erweiterungsbau neben der Dominikanerkirche am Predigerberg, wobei die Kirche selbst als Sonderausstellungsfläche und als repräsentativer Raum genutzt werden soll.” Geschehen ist danach erstmal nichts, außer der Schließung der Dominikanerkirche. Im Jahr 2014 legten im Rahmen einer Planerwerkstatt fünf Architekturbüros gestalterische Vorschläge vor, wie ein Museumsbau neben dem Berufsschulzentrum errichtet werden könnte, ergänzt um eine Quartiersgarage – ein Mehrwert für das Viertel, den Wisniewski in der aktuellen Aufgabenstellung vermisste. Doch der jetzige Auftrag an die Planer bindet eben vor allem die zusätzlichen Bedarfe der Schulen ein. Für eine Quartiersgarage dürfte da kein Raum mehr übrig sein.

Die Regierungskoalition aus CSU und Grünen jedenfalls ist mit sich und dem Beschluss in den beiden Ausschüssen hochzufrieden. „Wir möchten das Thema losgelöst von der großen Standortfrage weiterentwickeln und uns für passende Fördermittel und -möglichkeiten einsetzen”, so CSU-Fraktionschef Leo Dietz. Die Machbarkeitsstudie sei ein erster Schritt, „um alle Möglichkeiten auszuloten”. Er sieht auch die Chance für eine „wichtige städtebauliche Öffnung und Aufwertung” des Grundstücks am Predigerberg.

„Wir stellen jetzt die Weichen für ein zukünftiges kulturelles Juwel zur Römischen Geschichte”

Und die Fraktionsvorsitzende der Grünen Verena von Mutius-Bartholy ergänzt: „Wir stellen jetzt die Weichen für ein zukünftiges kulturelles Juwel zur Römischen Geschichte, das nicht nur kulturhistorisch von großer Bedeutung ist, sondern auch positiven Einfluss auf den Tourismus haben wird. Da das nicht von heute auf morgen geht, halten wir an dem von Jürgen Enninger konzipierten Dreistufenplan fest und gehen hier Schritt für Schritt.”

Die erste Stufe hierzu ist fast genommen: Kulturreferent Jürgen Enninger und Mitarbeiter der Stadtarchäologie informierten über den Stand beim Projekt zur digitalen Sichtbarmachung des römischen Erbes in Augsburg und der Region. Dazu wird nun eine Handy-App entwickelt, die es an elf ausgewählten Orten in Augsburg, Friedberg und dem südlichen Landkreis Augsburg ermöglichen soll, in den römischen Alltag der Antike einzutauchen. Vertreten sind etwa eine Markthalle in Augsburg, ein Villa Rustica in Friedberg und das Mithras-Heiligtum in Königsbrunn. Die Finanzierung läuft über die Regio Augsburg Tourismusgesellschaft. Inklusive Fördermittel stehen laut Tourismusdirektor Götz Beck 280.000 Euro zur Verfügung.

Diese Nachricht, wie auch die nun bekannt gegebene Kooperation mit der Stadt Kempten, um der römischen Geschichte Schwabens mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen fällt freilich günstig mit dem Antrag für eine Landesausstellung zu den Römern in Bayern zusammen. Gerade der von Augsburg und Kempten an das britische Expertenbüro Minerva Heritage vergebene Auftrag, in einer Studie die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale der beiden Römerstädte herauszuarbeiten, scheint geeignet, eine Landesausstellung „Römerland Bayern” im Jahr 2028 in Augsburg, Kempten und Straubing – so die Idee – Wirklichkeit werden zu lassen. Zumal der Freistaat, genauer die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, die Studie zur Hälfte bezahlt. Enninger verspricht sich von den britischen Experten einen wichtigen Blick von Außen, zu dem man von der Landesstelle ausdrücklich ermutigt worden sei. Dies hänge auch mit der weiteren Förderkulisse zusammen, so Enninger.

Ob und wie eine solche Landesausstellung auch ein neues Römermuseum in Augsburg voranbringen könnte, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Bis 2028 steht aber mit Sicherheit noch kein Neubau. Augsburgs Römer müssen jetzt das Ergebnis der Machbarkeitsstudie abwarten, bevor es weitergehen kann. Dietz und von Mutius-Bartholy betonen beide, dass die Studie ergebnisoffen die Möglichkeiten am Predigerberg prüfen solle. Sollte allerdings die Studie zu dem Ergebnis kommen, dass ein römisches Museum mit Schulgebäuden am Predigerberg nicht oder nur mit immensen Kosten realisierbar wäre, besteht die Gefahr, dass die Diskussion wieder auf Anfang gestellt wird.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

north