Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.08.2023 05:06

Potzblitz

Foto: Pixabay
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Meteorologisch gesehen liegt Aichach-Friedberg zwar nicht im Auge des Orkans. Allerdings lag es vergangenes Jahr im Auge vieler Gewitterfronten: In den Landkreisen ringsum schlugen reihenweise Blitze ein, weit mehr als im Wittelsbacher Land. Auch die oberbayerischen Nachbarn waren viel betroffen, etwa der Landkreis Dachau.

Jährlich wertet der Siemens-Blitzatlas aus, wo in Deutschland pro Quadratmeter am häufigsten Blitze eingeschlagen sind. Der Süden der Republik lag 2022 ganz vorn, Bayern und Baden-Württemberg führen die Statistik an. Das ist häufig, aber nicht immer so: Zwei Jahre zuvor lag Hamburg vorn. Von den zehn Landkreisen und vier kreisfreien Städten Schwabens finden sich gleich fünf in den bundesweiten Top Ten.

In Zahlen sieht das so aus: 2,45 Blitze pro Quadratmeter schlugen beim Spitzenreiter, der Stadt Kempten, im Jahr 2022 ein. In Dachau waren es 1,02, in Aichach-Friedberg hingegen 0,69 - was ziemlich genau dem Bundesdurchschnitt entspricht. Während es aktuell ein Gewitter ums andere gibt, war das Jahr 2022 das mit den wenigsten Blitzen seit 30 Jahren. Der Blitzatlas erklärt das mit der teils extremen Dürre bei hohen Temperaturen im Juni und August - den Haupt-Gewittermonaten. Denn für Gewitter sind Hitze und Feuchtigkeit nötig.

Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa. „Dank der präzisen Messtechnik können die Sensoren problemlos im Abstand von 350 Kilometern aufgestellt werden, was die Installations-, Betriebs- und Wartungskosten sehr klein hält”, heißt es in einer Pressemitteilung. Damit könne man auf 50 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat. Die Daten seien relevant für Wetterdienste, Versicherungen, Industrieunternehmen sowie Betreiber von Stromnetzen. „Die meist hochempfindliche Elektronik beispielsweise in TV-Geräten, Satellitenempfängern, Waschmaschinen, Industriesteuerungen oder Solaranlagen kann selbst dann beschädigt werden, wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt. Für Verbraucher und Endkunden bedeutet der Nachweis eine Kostenersparnis, da Blitzeinschläge in der Regel versichert sind”, erklärt der Informationsdienst weiter.

Der Schutz vor Überspannung wird in drei Typen unterteilt: Typ 1 ist der äußere Blitzschutz, sprich der Blitzableiter, der für den meisten Schutz sorgt. Typ 2 ist der innere Blitzschutz, der im hausinternen Stromverteiler vor Überspannung schützt. Seit 2018 müssen alle neu gebauten Wohngebäude über diesen Schutz verfügen, alle Elektriker müssen seither eine entsprechende Ausbildung haben. Typ 3 ist der an Endgeräten vorgeschaltete Überspannungsschutz.

Vorgeschrieben ist Typ 1, also der äußere Blitzableiter, lediglich für öffentliche Gebäude und einige Ausnahmefälle, etwa Holzdächer. Das liegt daran, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz in ein Wohngebäude einschlägt, gering ist. In der Güterabwägung zwischen teurem Einbau des Blitzschutzes und geringer Wahrscheinlichkeit hat sich inzwischen der Verzicht auf den klassischen Blitzableiter durchgesetzt.

Der Landkreis Aichach-Friedberg hat ebenso wie die Stadt Aichach Blitzableiter auf allen Schulen, Kindergärten und Turnhallen sowie auf einigen anderen Gebäuden, falls diese nicht nur angemietet sind. Solche Anlagen werden auch regelmäßig gewartet.

Wissenswertes

  • Schall bewegt sich mit 330 Metern pro Sekunde. Liegen zwischen Donner und Blitz zehn Sekunden, ist das Gewitter noch 3,3 Kilometer entfernt. Bei fünf Sekunden folglich noch gut 1,6 Kilometer.
  • Abgesehen von wenigen Ausnahmen, verlaufen Blitze eigentlich von unten nach oben. Es findet zunächst eine Vorentladung Richtung Erde statt, der Leitblitz. Ihm kommt dann eine sogenannte Fangentladung entgegen.
  • Blitze entstehen zunächst unabhängig von Landschaftsform oder Gebäuden, erst auf den letzten hundert Metern oder weniger werden häufiger hohe Ziele bevorzugt.
  • Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du auch nicht suchen: Es ist eine Mär, dass manchen Baumarten mehr Schutz vor Blitzeinschlag bieten als andere. Alleinstehende Bäume oder Baumgruppen sind hingegen grundsätzlich gefährlich.
  • Das Auto schützt tatsächlich häufig vor gravierenden Folgen von Blitzen, weil die Karosserie die Entladung ableitet. Es kann aber dennoch erhebliche Schäden an Autos geben.
  • Kann man nicht in einem Gebäude Schutz suchen, wird empfohlen, sich in die Hocke zu setzen (idealerweise in einer Mulde) und - ganz wichtig - die Beine möglichst eng geschlossen zu halten. Sind mehrere Personen unterwegs, sollten sie mindestens drei Meter Abstand voneinander halten.

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