Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Pollen-Daten im Sekundentakt: Neues Messgerät für die Umweltmedizin

Dac-Loc Nguyen, Co-Leiter des Fachbereichs „Human Exposure Science” der Umweltmedizin Augsburg, demonstriert das neue Pollen-Messgerät.  (Foto: Uniklinikum Augsburg)
Dac-Loc Nguyen, Co-Leiter des Fachbereichs „Human Exposure Science” der Umweltmedizin Augsburg, demonstriert das neue Pollen-Messgerät. (Foto: Uniklinikum Augsburg)
Dac-Loc Nguyen, Co-Leiter des Fachbereichs „Human Exposure Science” der Umweltmedizin Augsburg, demonstriert das neue Pollen-Messgerät. (Foto: Uniklinikum Augsburg)
Dac-Loc Nguyen, Co-Leiter des Fachbereichs „Human Exposure Science” der Umweltmedizin Augsburg, demonstriert das neue Pollen-Messgerät. (Foto: Uniklinikum Augsburg)
Dac-Loc Nguyen, Co-Leiter des Fachbereichs „Human Exposure Science” der Umweltmedizin Augsburg, demonstriert das neue Pollen-Messgerät. (Foto: Uniklinikum Augsburg)

Der Klimawandel hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, vor allem auf die Gesundheit. Durch längere Trockenphasen und höhere Temperaturen fliegen Pollen früher und länger, worunter Allergiker zu leiden haben. Um sich als Betroffener auf den Aufenthalt im Freien vorzubereiten, hilft ein Blick ins Internet. Verschiedene Seiten bieten Auskunft, was aktuell in der Luft liegt. Wer es besonders genau wissen will, vertraut den Umweltmedizinern der Universitätsklinik Augsburg. Diese können ihre Pollenmessungen dank eines neuen Messgerätes noch präziser gestalten.

Schon seit 2015 messen die Augsburger Umweltmediziner den Pollenflug mit automatischen Pollenmessgeräten. Seit 2017 steht das Pollenmessgerät der Firma Hund, „PoMo“ getauft, direkt auf dem Dach des Labors der Umweltmedizin auf dem Gelände des Universitätsklinikums und erfasst an diesem Standort 17 verschiedene Pollenarten. Im Drei-Stunden-Takt aktualisieren sich die Messergebnisse und stehen für alle im Internet zur Verfügung. Jetzt hat PoMo Verstärkung erhalten. Ende Juni wurde ein weiteres Messgerät installiert und in Betrieb genommen, das ab sofort „in Echtzeit komplexe Bioaerosole, also luftgetragene Teilchen biologischer Herkunft erfassen kann, neben Pollen zukünftig auch Sporen”, wie das Uniklinikum mitteilt.

Im Sekundentakt gibt der „Poleno Jupiter” der Firma Swisens an einen Server weiter, was für biologische Partikel sich zu welcher Zeit in der Umgebungsluft befinden. Auf diese Daten könnten die Wissenschaftler jederzeit zugreifen, wie die Uniklink erklärt. Das neue Gerät könne derzeit 14 verschiedene Pollen unterscheiden, indem es unter anderem holographische Bilder erstelle. Neu sei jedoch, dass das System die Möglichkeit biete, dass die Forscher selbst das Gerät für die Erkennung neuer Pollen und langfristig auch Pilzsporen trainieren können. „Pilzsporen sind erheblich kleiner als Pollen und sind daher mit dem bisherigen automatischen Pollenmonitor nicht verlässlich messbar. Jedoch machen sie vielen Allergikern zu schaffen”, so die Uniklinik. Reduziere Regen nach einer Weile die Pollenkonzentration in der Luft, lasse die hohe Luftfeuchte Pilzsporen sprießen. Allergiker könnten also davon profitieren, auch über die Pilzsporenkonzentration in der Luft Bescheid zu wissen.

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht: Der Trainingsprozess sei aufwendig. „Es wird viel Zeit in Anspruch nehmen, bis der ,Poleno' selbstständig in der Lage ist, korrekte Zuordnungen zu machen. Pilzsporen zum Beispiel sind sehr vielfältig. Wir als Wissenschaftler müssen aufgrund der Forschungserkenntnisse eine fundierte Auswahl treffen und das Gerät muss auf jedes einzelne zu erkennende Objekt neu trainiert werden”, erklärt Maria Plaza, Leiterin des Fachbereichs Human Exposure Sciences der Augsburger Umweltmedizin. Aber sie sei zuversichtlich, „dass wir nach einer Weile auch diese Daten aus Augsburg der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können“.

Weil die Datenerfassung durch das neue Gerät so schnell erfolge, könne der Pollenflug im Tagesverlauf genauer abgebildet werden. Auch Einflüsse des Wetters auf die Intensität des Pollenflugs seien noch genauer bestimmbar. „Zudem ist der ,Poleno', dessen Messeinheit lediglich 26 Kilogramm auf die Waage bringt, mobil und kann bei Feldversuchen, zur Analyse der Luftqualität in Innenräumen oder auch für gezielte Kurzzeitmessungen im Labor, beispielsweise in einer Expositionskammer, verwendet werden”, informiert die Uniklinik.

„Pollen können die Schleimhäute ,blind' machen für Viren”

„Pollen können die Schleimhäute ,blind' machen für Viren, was dazu führt, dass Menschen während eines starken Pollenflugs mehr zu einer Rhinitis neigen, die durch Viren verursacht wird. Bioaerosole in der Luft wie Pollen, und auch Sporen, Schadstoffe oder auch Wettereinflüsse wie Hitze sind einige von sehr vielen Umweltfaktoren, die auf uns einwirken und sich potenziell auf Infektionen und Krankheitsverläufe auswirken können. Mithilfe des neuen Gerätes werden wir die Forschung in diesem Bereich, verstärkt am Beispiel Allergie, weiter vorantreiben und so Gesundheit und Resilienz stärken“, betont Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin in Augsburg die Bedeutung des neuen Messgeräts.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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