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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Polizei Schwaben-Nord stellt Kriminalstatistik vor: Wie es um die Sicherheit in der Region bestellt ist

Polizeipräsident Michael Schwald und der Leiter des Bereichs Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, (von links) stellen die Kriminalstatistik vor.	<br><br>	Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Polizeipräsident Michael Schwald und der Leiter des Bereichs Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, (von links) stellen die Kriminalstatistik vor.

Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Polizeipräsident Michael Schwald und der Leiter des Bereichs Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, (von links) stellen die Kriminalstatistik vor.

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Polizeipräsident Michael Schwald und der Leiter des Bereichs Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, (von links) stellen die Kriminalstatistik vor.

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Polizeipräsident Michael Schwald und der Leiter des Bereichs Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, (von links) stellen die Kriminalstatistik vor.

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Für einen Moment zögert der Augsburger Polizeipräsident Michael Schwald. Dann sagt er: „Früher habe ich immer gesagt, subjektives Sicherheitsgefühl und objektive Sicherheit sind zwei Seiten derselben Medaille. Heute glaube ich, das subjektive Gefühl ist eine ganz andere Medaille.”

Hintergrund der fast schon philosophischen Antwort sind die Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik, die Schwald gemeinsam mit seinem Leiter der Verbrechensbekämpfung, Marco Böck, am Mittwoch vorstellt. Die erfreuliche Nachricht: Die Anzahl der Straftaten in der Region ist so gering wie noch nie seit Bestehen des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord, also seit zehn Jahren. Für ganz Bayern, betont der Augsburger Polizeichef, sei die Zahl der Gesamtstraftaten sogar die niedrigste seit 30 Jahren.

Wie das mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl vieler Menschen zusammen geht, die der Meinung sind, man lebe in sehr unsicheren Zeiten, das beschäftigt auch die Polizei. „Es gibt viele Faktoren, die die Menschen verunsichern”, sagt Schwald. Berichterstattung und „Dinge, die sich öffentlich abspielen”, zählt er auf. Und schiebt hinterher: Die Polizei nehme freilich alle Bedenken der Bevölkerung ernst, was beispielsweise durch die Präsenz bei Großveranstaltungen deutlich werde.

Der Polizeipräsident auf dem Podium der Pressekonferenz wirkt sehr zufrieden mit den Daten für sein Gebiet, das Stadt und Landkreis Augsburg sowie die Landkreise Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries umfasst. „In Nordschwaben leben, heißt sicher leben”, fasst er zusammen.

Drei Kennzahlen für die „objektive Sicherheitssituation” definiert die Polizei: Die absolute Zahl der registrierten Straftaten, die Anzahl der begangenen Straftaten pro 100 000 Einwohner, die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl, und die Aufklärungsquote. Alle drei Kennzahlen seien für den nordschwäbischen Bereich positiv zu bewerten.

Das Straftaten-Rekordtief in absoluten Zahlen: 39 072 Delikte waren es im Jahr 2017 im Bereich Nordschwaben. 2016 wurden 42 826 Straftaten registriert, was einem Rückgang um 8,8 Prozent entspricht. Zudem empfiehlt Schwald eine „Bereinigung der Statistik” um „ausländerrechtliche Verstöße”. Denn Asylsuchende begehen vor ihrer Registrierung alleine „durch ihre schlichte Anwesenheit” einen solchen Verstoß, erklärt er. Bereinigt kommt das Präsidium auf 37 493 Straftaten. 2016 waren es 39 707. Zufrieden stellt den Polizeichef auch ein Rückgang im Bereich der Diebstahls-, Betrugs- und Rohheitsdelikte. Damit einhergehend verringerte sich 2017 zudem die Kriminalitätshäufigkeitszahl in Nordschwaben. So sank der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 454 Punkte auf 4.364.

Die Aufklärungsquote von 68,1 Prozent sei nach wie vor beachtlich, resümiert Schwald, auch wenn sie 2016 mit 70,3 Prozent noch höher war. Denn auch 2017 konnten „mehr Straftaten geklärt und die Täter der Justiz zuführt werden, als es im ohnehin schon sehr guten bayernweiten Durchschnitt mit 66,8 Prozent der Fall war”.

Für das Stadtgebiet Augsburg sei ein „sehr deutlicher Rückgang” der Gesamtstraftaten zu verzeichnen, berichtet Schwald - und gerät für seine sachliche Art fast schon ins Schwärmen, als er die Aufklärungsquote für Augsburg nennt. 69,9 Prozent beträgt diese. In keiner bayerischen Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern würden prozentual mehr Straftaten aufgeklärt, freut sich der Polizeipräsident.

Wenig erfreulich sind die Zahlen des Deliktsbereichs der Sexualstraftaten. 2017 wurden in Nordschwaben 449 Delikte und damit 34 Prozent mehr Fälle zur Anzeige gebracht als im Vorjahr. Doch man müsse genauer hinschauen, betont Marco Böck, Leiter des Sachgebiets Kriminalitätsbekämpfung. Die Steigerungsraten seien Ergebnis der in Kraft getretenen gesetzlichen Änderung des Sexualstrafrechts. Taten, die zuvor in den Bereich Beleidigung oder Nötigung gefallen seien, zählten nun zu den Sexualdelikten, erklärt Böck.

Dass der Anteil der Tatverdächtigen in der Gruppe der Zuwanderer höher sei als in anderen Personengruppen, liege daran, dass unter den Zuwanderern prozentual deutlich mehr junge Männer seien als unter der Gesamtbevölkerung. Auf junge Männer im „kriminogenen Alter”, so Böck, entfalle der Großteil der Sexualstraftaten.

Zu den 26 604 in Nordschwaben aufgeklärten Gesamtdelikten ermittelte die Polizei 19 477 Tatverdächtige. Davon waren 14 911 (76,6 Prozent) Männer und 4566 (23,4 Prozent) Frauen. Bei 1753 der Tatverdächtigen habe es sich um Zuwanderer gehandelt, also etwa um Asylbewerber und Flüchtlinge, erläutert Schwald, und betont im gleichen Atemzug, dass die Polizei „äußerst transparent” arbeite, was die Nennung von Nationalitäten angehe. Auf der anderen Seite sei aber auch zu erwähnen, dass Zuwanderer in 641 Fällen Opfer von Rohheitsdelikten geworden seien.

Insgesamt wurden in der Stadt Augsburg im Jahr 2017 20 899 Straftaten registriert. Zum Vergleich: 2016 waren es 22 876. In beiden Jahren gab es zehn „Straftaten gegen das Leben“. Wurden 2016 noch 100 Prozent dieser Fälle aufgeklärt, waren es 2017 nur 70 Prozent. 150 Sexualdelikte wurden 2016 registriert, davon konnte die Polizei 84 Prozent aufklären. 2017 ereigneten sich 215 Sexualdelikte, die Aufklärungsquote liegt bei 80,5 Prozent. (Der Anstieg der Sexualdelikte begründet sich vor allem durch eine Neuerung des Sexualstrafrechts.) 4277 Rohheitsdelikte gab es 2016, 4070 waren es 2017. Die Aufklärungsquote fiel dabei leicht von 90,5 auf 89,8 Prozent. 5656 Fälle von Diebstahl registrierte die Polizei 2017, davon konnten 38,9 Prozent aufgeklärt werden. Im Vorjahr waren es noch 6416 Fälle, 38,2 Prozent wurden gelöst. Im Bereich Vermögens- und Fälschungsdelikte gab es 2016 3746 Fälle mit einer Aufklärungsquote von 88,1 Prozent. 2017 wurden 3586 Fälle registriert und 86,8 Prozent aufgeklärt. Insgesamt 8277 Fälle im Jahr 2016 und 7362 Fälle im Jahr 2017 fasst die Polizei unter Sonstige Straftaten zusammen.

Im Landkreis Augsburg wurden im Jahr 2017 insgesamt 7350 Straftaten registriert. 2016 waren es noch 7946. In beiden Jahren ereigneten sich vier Straftaten gegen das Leben, die jeweils alle aufgeklärt werden konnte. 70 Sexualdelikte mit einer Aufklärungsquote von 97,1 Prozent gab es 2016. Im Folgejahr ereigneten sich 81, von denen 90,1 Prozent geklärt wurden. Rohheitsdelikte wurden 2016 1461 registriert. Die Polizei klärte 94,3 Prozent davon auf. 2017 waren es 1382 Delikte, die zu 91,5 Prozent gelöst wurden. Die Anzahl der Diebstähle ist von 2173 zu 2108 leicht gesunken. Auch die Aufklärungsquote ging jedoch von 32,4 auf 30,8 Prozent leicht zurück. 1341 Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden 2016 begangen und zu 84,8 Prozent aufgeklärt. 2017 waren es 1127 mit einer Quote von 82,3 Prozent. Unter die sonstigen Straftaten fallen 2016 2897, im Jahr darauf ereigneten sich 2648.

Für den Landkreis Aichach-Friedberg hat die Polizei 2017 insgesamt 3145 Straftaten registriert, 2016 waren es noch 3431. Straftaten gegen das Leben, die in beiden Jahren alle aufgeklärt werden konnten, sind von fünf auf eine stark zurückgegangen. 30 Sexualdelikte wurden 2016 gezählt, sie wurden zu 93,3 Prozent aufgeklärt. 2017 gab es 46 Fälle, die zu 91,3 Prozent geklärt wurden. Die Anzahl der Rohheitsdelikte hat von 599 auf 576 leicht abgenommen. Ebenso ist deren Aufklärungsquote von 93,8 auf 89,1 Prozent leicht gesunken. 1020 Fälle von Diebstahl ereigneten sich 2016, mit einer Aufklärungsquote von 88,2 Prozent. Im Folgejahr waren es 944 Fälle, die Quote lag bei 25,5 Prozent. 560 Vermögens- und Fälschungsdelikte verzeichnete die Polizei 2016, 491 gab es 2017. Die Quote lag dabei bei 88,2 und 83,7 Prozent. Unter die sonstigen Straftaten fallen 2016 1217 Fälle, im Jahr 2017 sind es 1087.

Im Landkreis Dillingen hat die Polizei insgesamt 2569 Straftaten registriert, im Vorjahr ereigneten sich 2995. Alle drei Straftaten gegen das Leben konnten 2016 aufgeklärt werden, 2017 waren es nur zwei, die jedoch beide ungelöst blieben. 32 Sexualdelikte wurden 2016 ebenfalls zu 100 Prozent geklärt. 2017 gab es 42 Delikte, die Aufklärungsquote liegt bei 78,6 Prozent. 584 Rohheitsdelikte wurden 2016 registriert, davon wurden 95,4 Prozent geklärt. 2017 waren es 525 Fälle, die zu 88 Prozent gelöst wurden. Die Anzahl der Diebstähle ist von 729 auf 643 zurückgegangen. Deren Aufklärungsquote nahm von 37 auf 37,9 Prozent leicht zu. Unter Vermögens- und Fälschungsdelikte fallen 2016 423 Fälle, 2017 hingegen nur 316. Die Aufklärungsquote nahm von 88,7 auf 75 Prozent ab. 1224 Fälle fallen 2016 unter die sonstigen Straftaten, 2017 waren es 2041.


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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