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Aichacher Zeitung LogoOffizierskasino: „Missachtung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit” – Vereine kritisieren Wohnbaugruppe | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Offizierskasino: „Missachtung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit” – Vereine kritisieren Wohnbaugruppe

Das Offizierskasino auf dem Sheridan-Areal steht seit über 20 Jahren leer. Der Bürgeraktion Pfersee und anderen Vereinen wurden jüngst Führungen durch das Gebäude untersagt. Der Wohnbaugruppe Augsburg, die für die Stadt das Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, werfen die Vereine einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor. Die WBG fordert ein Konzept der Veranstalter. (Foto: Maximilian Tauch)
Das Offizierskasino auf dem Sheridan-Areal steht seit über 20 Jahren leer. Der Bürgeraktion Pfersee und anderen Vereinen wurden jüngst Führungen durch das Gebäude untersagt. Der Wohnbaugruppe Augsburg, die für die Stadt das Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, werfen die Vereine einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor. Die WBG fordert ein Konzept der Veranstalter. (Foto: Maximilian Tauch)
Das Offizierskasino auf dem Sheridan-Areal steht seit über 20 Jahren leer. Der Bürgeraktion Pfersee und anderen Vereinen wurden jüngst Führungen durch das Gebäude untersagt. Der Wohnbaugruppe Augsburg, die für die Stadt das Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, werfen die Vereine einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor. Die WBG fordert ein Konzept der Veranstalter. (Foto: Maximilian Tauch)
Das Offizierskasino auf dem Sheridan-Areal steht seit über 20 Jahren leer. Der Bürgeraktion Pfersee und anderen Vereinen wurden jüngst Führungen durch das Gebäude untersagt. Der Wohnbaugruppe Augsburg, die für die Stadt das Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, werfen die Vereine einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor. Die WBG fordert ein Konzept der Veranstalter. (Foto: Maximilian Tauch)
Das Offizierskasino auf dem Sheridan-Areal steht seit über 20 Jahren leer. Der Bürgeraktion Pfersee und anderen Vereinen wurden jüngst Führungen durch das Gebäude untersagt. Der Wohnbaugruppe Augsburg, die für die Stadt das Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, werfen die Vereine einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor. Die WBG fordert ein Konzept der Veranstalter. (Foto: Maximilian Tauch)

Einst diente es als Offizierskasino für die Wehrmachts-Kasernen, nach der amerikanischen Übernahme wurde es weiter als Kasino genutzt, seit 2006 steht das Gebäude auf dem Sheridan-Areal unter Denkmalschutz: Doch welche Zukunft hat der Leerstand? Die Augsburger Wohnbaugruppe, die für die Stadt das gesamte Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne verwaltet, sieht kurzfristig keine Perspektiven für eine Nutzung des Hauses. Im Frühjahr hatte die WBG nach Kaufinteressenten für das ehemalige Offizierskasino gesucht, ein Investor gefunden wurde jedoch nicht. Die Stadt Augsburg hatte zuvor ein Konzept entwickelt für eine Gastronomie in dem Gebäude samt Seminar- und Veranstaltungsräumen. Zudem sahen die Pläne vor, ein danebenliegendes Grundstück mitzuverkaufen, das für eine Hotellerie-Nutzung infrage gekommen wäre. Doch ohne Investor steht das Sheridankasino weiter leer. Und bei einigen Augsburgern macht sich nun Unmut breit, auch weil zuletzt Führungen durch das Gebäude von der Wohnbaugruppe untersagt wurden.

Die Bürgeraktion Pfersee, die Geschichtswerkstatt Augsburg, die Geschichtsagentur Augsburg und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – allesamt Vereine, die ehrenamtlich in der Geschichts- und Erinnerungsarbeit aktiv sind – wandten sich jüngst in einem Offenen Brief an die Wohnbaugruppe. „Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darauf, anhand von Gebäuden die Erinnerung an das NS-Regime wachzuhalten”, erklären die Vereine in dem Schreiben. Zu denjenigen Gebäuden zähle auch das ehemalige Offizierskasino. Jahrelang führte Bernhard Kammerer von der Bürgeraktion Pfersee durch das Bauwerk. Wie die Vereine berichten, habe Kammerer allerdings Ende vergangenen Jahres einen Bescheid von der Wohnbaugruppe erhalten, er könne „bis auf Weiteres vor allem aus Gründen der statischen Sicherheit und der Schadstoffbelastung” keine Führungen mehr anbieten. Was die Vereine daran besonders ärgert: „Trotz dieser Sicherheitsbedenken konnte seit diesem Bescheid das Staatstheater Augsburg mehrere Vorstellungen seiner ,Tatort'-Reihe in dem Gebäude spielen, die zweifelsohne mehr Gäste in das Gebäude brachten als eine Führung”, heißt es in dem Schreiben. Der Presseclub Augsburg habe zudem am 13. Juni eine Podiumsdiskussion im Sheridankasino veranstaltet.

Vereine werfen WBG einen „fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur” vor

„Diesen Umstand finden wir in höchstem Maße befremdlich”, betonen die Vereine. Dass die Wohnbaugruppe „den ,Tatort' und die Podiumsdiskussion trotz Gefahr für das Publikum genehmigt hat, können und wollen wir uns nicht vorstellen”. Dies lasse jedoch nur zwei Schlüsse zu: Entweder sei Bernhard Kammerer falsch informiert worden oder „es wurde unterlassen, ihm mitzuteilen, dass die Probleme inzwischen behoben und seine Führungen wieder möglich sind”. Beides wäre „eine nicht hinnehmbare Missachtung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit”, heißt es in dem Offenen Brief.

„Angesichts der Bedeutung baulicher Zeugnisse der NS-Zeit in unserer Zeit, in der immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die damaligen Schrecken erinnern können, sehen wir einen solch fahrlässigen Umgang mit der Erinnerungskultur auch als gesellschaftlich verantwortungslos”, so das Fazit der Autoren des Schreibens, die die WBG ferner auffordern, die Führungen von Bernhard Kammerer „zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder zu ermöglichen”.

Da eine dauerhafte Nutzung des Gebäudes nicht in Aussicht stehe, könne es seine erinnernde und mahnende Aufgabe als Baudenkmal nur wahrnehmen, wenn zum einen eine von außen sichtbare erklärende Beschilderung angebracht werde und zum anderen regelmäßig im Zuge von Führungen durch das Gebäude dessen Geschichte erzählt wird, betonen die Vereine.

Wohnbaugruppe fordert Vorlage eines „entsprechenden Konzepts”

Man sei sich „der Verantwortung für das Gebäude wohl bewusst”, wehrt sich Wohnbaugruppen-Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe in einem Antwortschreiben, das er den Vereinen nun zukommen ließ. Er verweist etwa auf den 6. Mai, als Interessierten bei Augsburg Open „gerne Eintritt und Einblicke” gewährt worden seien.

Wenn Dritte Führungen durch das Kasino vornehmen möchten, sei dies allerdings nur möglich, wenn einige Voraussetzungen erfüllt seien, schreibt Hoppe. So bedürfe es der Vorlage eines „entsprechenden Konzepts des jeweiligen Veranstalters”, welches dann von der Wohnbaugruppe in Abstimmung mit der Stadt Augsburg geprüft werde. Es sei ferner durch den jeweiligen Veranstalter „ein Haftungsausschluss gegenüber der Wohnbaugruppe Augsburg zu erklären”. Auch werde „für die Zugänglichmachung des Gebäudes” eine Unkostenpauschale in Höhe von 50 Euro erhoben, so der Wohnbaugruppen-Chef. Darüber hinaus sei bei sämtlichen Informationen zu einer Veranstaltung darauf hinzuweisen, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist. Zur Beschilderung heißt es von Hoppe: „Im Fokus steht für die Stadt und uns, die Immobilie einer ordentlichen Nachnutzung zuzuführen. Insofern ist eine entsprechende Beschilderung mit dem – noch nicht gefundenen – Erwerber abzustimmen”. (jaf)


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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