Wissen Sie, was ein „Hundsdabberer“ ist? Genaue Leser der Aichacher Zeitung mit einem – zugegeben sehr – guten Gedächtnis müssten es eigentlich wissen. Der Hundsdabberer war der erste Begriff, nach dem wir in unserem Mundart-Rätsel „Öha“ gefragt haben. Das war vor mehr als fünf Jahren, im Juli 2017. Nun geht „Öha“ in Rente.
In diesen Jahren hat die Beschäftigung mit dem Dialekt und fast oder manchmal auch gar nicht so sehr vergessenen Wörtern den Leserinnen und Lesern wie auch der Redaktion viel Spaß gemacht. Manche waren fast von Anfang dabei und haben als treue Öha-Fans fast jede Woche eine Mail oder Karte mit der Antwort oder auch einer neuen Frage geschickt. Irmgard Schlosser aus Gartelsried zum Beispiel, oder auch Rita Riedelsheimer aus Baar und Ursula Echsler aus Obermauerbach, um nur einige von vielen zu nennen.
Mit der Zeit hat Öha dann immer weitere Kreise gezogen. Zuschriften kamen nicht nur aus den Nachbarlandkreisen, sondern zum Beispiel auch aus Hohenpeißenberg und sogar aus Augusta im US-Bundesstaat Georgia, von wo Marianne Brown, geboren in Aichach und aufgewachsen in Sielenbach, sich regelmäßig mit der Sprache der Heimat beschäftigte.
Doch die Leserinnen und Leser beantworteten nicht nur die Fragen. Sie erzählten rund um das gesuchte Wort Anekdoten und Kindheitserinnerungen, ergänzten manchmal auch Gedichte oder passende Sprüche, schrieben kleine Dialoge, in denen der Begriff vorkam, schickten Fotos oder Zeichnungen und, wenn es um den Bereich Essen und Trinken ging, auch Rezepte.
Eines der interessantesten Öha-Kapitel war – kein Wunder – die Frage nach dem „Foam“, also dem (Bier-)Schaum. Auch da wurde gleich ein passende Rezept für einen Braten, zu dem man eine kühle Halbe mit einem schönen Foam trinken kann, mitgeliefert, und es gab natürlich eine kleine Diskussion, wie der richtige Schaum beschaffen sein muss. Dabei vergaßen unsere Rater auch nicht, dass es den Foam natürlich auch auf der Milch und dem Cappuccino und anderswo gibt.
Überhaupt waren die Öha-Fragen und Antworten so vielfältig wie die Lebenswelten der Menschen. Es ging um Miststücke und Lausmadl, unbeliebte Zeitgenossen, beleidigte Kinder, Helikoptereltern und richtige Saubären, um französische Pinkelpotte und bayerischen Blues, um Fische, Pferde, Pinguine, Dackel, Kühe und die ganze Tierschar, um Buttermilch, Schupfnudeln und Rehgulasch und noch vieles mehr.
Öha sollte daran erinnern, dass Mundart und Dialekt lebendig sind und lebendig gehalten werden müssen, vor allem aber sollte es Spaß und Freude machen. Mitunter diskutierten die Öha-Fans aber auch sehr ernsthaft und kenntnisreich über Bedeutungen, Schreibweisen und lokale Besonderheiten. In solchen Fällen war dann auch immer unser Öha-Berater, der Altomünsterer Brauchtums- und Dialektspezialist Sigi Bradl, besonders gefragt. Er war von Anfang als Experte mit dabei, schlug selbst Begriffe vor, prüfte Vorschläge und Antworten und war in allen Öha-Belangen immer der erste und kompetente Ansprechpartner für die Öha-Redakeure.
Immer wieder gab es in Zuschriften auch positive Rückmeldungen zu der Serie. Die AZ wurde dafür gelobt, dass sie sich um die Mundart kümmert, manche Leserinnen und Leser warteten gespannt auf Fragen und Antworten und fragten nach, wo es bleibt, wenn Öha sich mal verspätete oder Ferien machte. Mitunter wurde die Öha-Redaktion aber auch geschimpft, wenn die Frage zu leicht oder zu schwer war oder wenn es um einen Begriff ging, der, vermeintlich oder tatsächlich, nicht aus der Region war. Wir haben das Lob wie die Kritik gerne aufgenommen.
Leserinnen und Leser hatten also wie die Redaktion eine offenbar gute und interessante Zeit. Aber wie alles seine Zeit hat und mal zu Ende geht, so ist es auch mit Öha, das nun in den verdienten Ruhestand gehen darf. Was natürlich nicht heißt, dass die damit auch die Beschäftigung mit Mundart und Dialekt in der Aichacher Zeitung endet. Das ist und bleibt in einer Heimatzeitung natürlich ein Thema.
Übrigens: Mit „Hundsdabberer“ wird der Schwimmstil von Anfängern bezeichnet, deren Bewegungen denen eines Hundes ähnelnd, der mit vier Extremitäten strampelt.