Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Neubau statt Sanierung: Spickelbad soll abgerissen werden

Das Hallenbad im Spickel soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden – allerdings ohne ein 50-Meter-Becken. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Das Hallenbad im Spickel soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden – allerdings ohne ein 50-Meter-Becken. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Das Hallenbad im Spickel soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden – allerdings ohne ein 50-Meter-Becken. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Das Hallenbad im Spickel soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden – allerdings ohne ein 50-Meter-Becken. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Das Hallenbad im Spickel soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden – allerdings ohne ein 50-Meter-Becken. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)

Fünf städtische Hallenbäder gibt es in Augsburg. Das Spickelbad sowie die Bäder in Göggingen und Haunstetten stammen aus den 1970er Jahren und haben einen entsprechenden Sanierungsbedarf. Zuletzt erhielt das noch ältere Plärrerbad eine Generalüberholung. Nun wäre dem Bädermasterplan zufolge das Hallenbad im Spickel an der Reihe: Doch statt einer Sanierung soll es nun doch ein Neubau werden. Am kommenden Montag beschäftigt sich der Sportausschuss mit diesem Thema.

Im Sportbeirat hatte der zuständige Referent Jürgen Enninger bereits diese Woche kundgetan, dass man hinsichtlich des Spickelbads die Meinung geändert habe. Noch vor zwei Jahren wehrte sich die Regierungsmehrheit im Sportausschuss gegen die Forderung der Sozialen Fraktion aus SPD und Linke, dass man im Spickel keine Sanierung, sondern einen Neubau anstreben solle. „Mit dem Beschluss des Sportausschusses, das Spickel-Hallenbad zu sanieren, wurde eine große Chance zur Herstellung eines wettkampftauglichen 50-Meter-Hallenbads in Augsburg vertan – wie so oft in den vergangen 30 Jahren“, kritisierte die Fraktion damals im Anschluss an die Sitzung. Für die Soziale Fraktion wäre der Neubau des Spickelbads die Möglichkeit gewesen, das zuvor von den Vereinen energisch geforderte Hallenbad mit einem 50-Meter-Becken zu realisieren. Doch stattdessen entschied sich der Ausschuss für die Sanierung, der Bau eines wettkampftauglichen Hallenbads sollte langfristig weiter verfolgt werden.

Nun, knapp zwei Jahre später hat sich gezeigt: Eine Sanierung des maroden Bads kommt nahezu genauso teuer wie ein Neubau, ohne alle Probleme mit der Bausubstanz dauerhaft lösen zu können. Daher hat die Verwaltung nun umgeschwenkt und empfiehlt in der Beschlussvorlage, das Spickelbad durch ein neues Bauwerk zu ersetzen. Und das 50-Meter-Becken? Das bleibt weiter ein Wunsch – aus Kostengründen, wie in der Sportbeiratssitzung zu erfahren war.

Eigentlich hätte die Sanierung des Spickelbads schon seit einem Jahr laufen sollen – von 2022 bis 2024 waren die Arbeiten eingeplant. Nun wird es wohl deutlich länger dauern, bis überhaupt angefangen werden kann. „Beim Neubau wäre mit einer längeren Projektlaufzeit zu rechnen, da sowohl der Abriss und die umweltgerechte Entsorgung der zum Teil schadstoffbelasteten Materialien des Bestandsgebäudes als auch die Planungsleistungen für den Neubau – zum Beispiel in Form eines Architektenwettbewerbes – gegenüber der Generalsanierung mehr Zeit in Anspruch nehmen werden”, heißt es dazu in der Beschlussvorlage.

Immerhin: Kostentechnisch nehmen sich die beiden Lösungen nichts. Mit knapp 41 Millionen Euro rechnet die Verwaltung für eine Sanierung – Baukostensteigerungen über vier Jahre schon eingepreist. Der Neubau würde mit 41,5 Millionen Euro geringfügig teurer. Doch der Vorteil eines neuen Hallenbads: Augsburg hätte „nach mehr als fünf Jahrzehnten wieder ein Hallenbad auf dem aktuellen Stand der Technik”, so Bernd Zitzelsberger, Vertreter der CSU-Stadtratsfraktion im Sportbeirat der Stadt Augsburg. Und tatsächlich scheinen einige der Probleme des Spickelbads nur mit einer Sanierung gar nicht lösbar.

So hat das Bad im Keller mit Ölschäden zu kämpfen. „Im Jahr 2022 sind mit dem angestiegenen Grundwasser größere Mengen Öl in verschiedene Kellerräume eingetreten”, so die Beschlussvorlage. Da die jetzige Konstruktion des Hallenbades ohne weiße Wanne und ohne Bodenplatte errichtet worden sei, könne nicht ausgeschlossen werden, „dass bei erneuten Starkregenereignissen und ansteigendem Grundwasserpegel erneut Öl in die vorhandenen Kriechkeller eindringt und die Auswirkungen bis in den Hallenbadbereich hinein zu spüren sind” – ein Problem, das es mit einem Neubau laut Verwaltung nicht geben würde, denn: „Im Gegensatz zur Generalsanierung können bei einem Neubau entsprechende Abdichtungsmaßnahmen geplant werden, so dass spätere Ölschäden ausgeschlossen werden können.”

„Auch das Projekt 50-Meter-Hallenbad wollen und müssen wir weiter im Auge behalten und vorantreiben”

In einer gemeinsamen Pressemitteilung loben die beiden Koalitionspartner CSU und Grüne die neue Entwicklung. „Andere Kommunen schließen ihre Bäder, wir als Stadt Augsburg mit unserem Sportreferenten Jürgen Enninger stellen die Weichen für ein Neues”, kommentiert Peter Rauscher, Fraktionschef der Grünen die Kehrtwende. Durch den Neubau „erhalten wir langfristig diese wichtige Wasserfläche für die Stadtgesellschaft”, so Rauscher weiter.

Bernd Zitzelsberger, der auch Mitbegründer einer Initiative für ein 50-Meter-Hallenbad und Abteilungsleiter der Schwimmabteilung im Post SV Augsburg ist, hofft nun auf „einen Mehrwert für alle Nutzergruppen” durch den Neubau. „Dazu möchten wir, dass das neue Spickelbad möglichst mit acht bis zehn 25-Meter-Schwimmbahnen, einem Kleinkindbereich mit Planschbecken für die Wassergewöhnung und einem Ein- und Drei-Meter-Sprungbrett ausgestattet wird”, so Zitzelsberger. Während der Bauphase sei es unabdingbar, dass ausreichend Ersatzwasserfläche bereitgestellt würden: Die Hallenbäder in Göggingen und Haunstetten könnten laut Zitzelsberger bis weit in den Sommer hinein geöffnet sein, damit Schwimmkurse und das Schul- und Vereinsschwimmen stattfinden können und der Öffentlichkeit bei ungünstiger Witterung eine Fläche zur Verfügung stehe. Aber: „Auch das Projekt 50-Meter-Hallenbad wollen und müssen wir weiter im Auge behalten und vorantreiben“, hält Zitzelsberger an seiner grundlegenden Forderung fest. Vielleicht klappt es ja, falls das Gögginger Hallenbad durch einen Neubau ersetzt würde.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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