Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Nachwuchs-Mangel: Viele Ausbildungsstellen in Augsburg bleiben unbesetzt

In Augsburg sind viele Ausbildungsplätze nicht besetzt - zu viele, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG warnt. (Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten )
In Augsburg sind viele Ausbildungsplätze nicht besetzt - zu viele, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG warnt. (Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten )
In Augsburg sind viele Ausbildungsplätze nicht besetzt - zu viele, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG warnt. (Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten )
In Augsburg sind viele Ausbildungsplätze nicht besetzt - zu viele, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG warnt. (Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten )
In Augsburg sind viele Ausbildungsplätze nicht besetzt - zu viele, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG warnt. (Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten )

Mit einem Alarmruf hat nun die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf die schwierige Lage am Ausbildungsmarkt in Augsburg hingewiesen. In der Stadt seien aktuell 328 Ausbildungsstellen derzeit unbesetzt, wie die NGG mit Verweis auf die Augsburger Arbeitsagentur vermeldet. „Wir haben einen Azubi-Mangel”, warnt die Geschäftsführerin der NGG Schwaben, Laura Schimmel.

Die 328 offenen Ausbildungsstellen sind korrekt, wie eine Nachfrage bei der Agentur für Arbeit ergibt. Allerdings stammt die Zahl aus dem September vergangenen Jahres. Von diesen 328 Stellen entfallen zwölf in den Bereich der Lebensmittelherstellung, acht auf die Speisenzubereitung und 16 auf die Gastronomie – insgesamt also 36 Ausbildungsplätze die nicht besetzt sind in Branchen, für die die NGG zuständig ist. Tatsächlich ist es ein Problem das alle Bereiche betrifft. Laut einer IHK-Umfrage waren im Jahr 2022 in jedem zweiten Unternehmen in Bayerisch-Schwaben Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Ein Grund sei der demografische Wandel. „Die Zahl der Schulabgänger geht deutlich zurück“, erklärt Wolfgang Haschner, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung bei der IHK Schwaben. Für Betriebe steige der Aufwand, geeignete Auszubildende zu finden, immer stärker. Zudem sorge der ungebrochene Trend der Akademisierung für einen Schwund an Bewerbern.

„Gleichzeitig haben in Bayern 14 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Ein Phänomen, das auch viele junge Menschen in Augsburg betrifft”, so Laura Schimmel. Diese hätten damit nicht die besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt – „auch was den Lohn angeht“, so Schimmel weiter . Die NGG-Geschäftsführerin beruft sich dabei auf Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Im Dezember 2023 meldete das BIBB einen neuen Höchststand an unbesetzten Ausbildungsplätzen: „Bundesweit blieben 2023 rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das sind 13,4 Prozent des gesamten betrieblichen Angebots”, berichtet das Institut. Gleichzeitig hatten 63.700 junge Menschen zum Bilanzierungsstichtag 30. September 2023 noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. „11,5 Prozent der Ausbildungsplatznachfrage blieb damit erfolglos”, so das BIBB in seinem Bericht. Auch wenn es für Augsburg kleinere Zahlen sind, das Grundproblem bleibt gleich: Ausbildungsinteressierte und die offenen Stellen zusammenzubringen.

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, Elsa Koller-Knedlik, appelliert deshalb an die Arbeitgeber, auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben: „Nicht jeder ist ein Einser-Schüler; manchmal braucht es etwas länger, bis der Knoten platzt und der Jugendliche durchstartet”, gibt sie zu bedenken.

Die Gewerkschaft NGG befürchtet gar einen „gefährlichen Trend“: Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, schafften immer seltener den Sprung in eine Ausbildung. „Es kommt darauf an, dass diese Jugendlichen intensiver gefördert werden. Sie müssen für eine Ausbildung fit gemacht werden“, so Schimmel. Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen sollten bei der Ausbildungsförderung von Jugendlichen deshalb „jetzt in den Turbogang schalten”.

Ausbildungsgarantie ab August

Die NGG hat dazu konkrete Vorstellungen, etwa den Einsatz von „Azubi-Lotsen“. „Die müssten sich aktiv darum kümmern, überhaupt erst einmal an junge Menschen heranzukommen. Dann geht es darum, sie für Ausbildungsberufe zu begeistern”, so Schimmel. Und wenn Jugendliche Schwierigkeiten beim Lernen hätten, könne das für den Betrieb auch bedeuten, „drei Jahre lang Nachhilfe anzubieten”. Das Pensum, das die Berufsschulen haben, überfordere viele junge Menschen, ist Laura Schimmel überzeugt. Die Wirtschaft in Augsburg müsse sich für das neue Ausbildungsjahr besser präparieren, lautet ihre Forderung.

Zumal sich in diesem Jahr für den Ausbildungsmarkt etwas Grundlegendes ändern wird. „Der Bundestag hat eine Ausbildungsgarantie beschlossen. Ab August haben junge Menschen damit Anspruch auf eine Ausbildung”, sagt Laura Schimmel. Tatsächlich sieht das Gesetz vor, dass wer keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb finden konnte, Anspruch auf eine außerbetriebliche Ausbildung hat. Schon ab April wird es als Maßnahmen ein gefördertes Berufsorientierungspraktikum geben. Zudem soll ein neuer Mobilitätszuschuss junge Menschen dabei unterstützen, ihr bisheriges Wohnumfeld für die Aufnahme einer Ausbildung zu verlassen. Die außerbetriebliche Ausbildung soll dabei aber immer der letzte Ausweg bleiben. Die Ausbildung in einem Betrieb hat Vorrang.

Die NGG Schwaben spricht sich zudem für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie aus. „Dabei zahlen alle Betriebe in einen Fonds ein. Wer ausbildet, bekommt dann aus diesem Ausbildungstopf einen Großteil der Kosten erstattet – etwa für die Vergütung, die Azubis bekommen“, erklärt Laura Schimmel.

Ob allein die Ankündigung der Maßnahmen schon Wirkung zeigt, lässt sich im März feststellen. Dann wird die Augsburger Arbeitsagentur die aktuellen Zahlen des Ausbildungsmarkts vorlegen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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