Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Mit zwei Kleinbussen für die Mobilitätswende: Modellprojekt im Landkreis Augsburg

Die Beteiligten beim Start des Projekts (von links): Bürgermeister Bernhard Uhl (Markt Zusmarshausen), Bürgermeister Florian Mair (Altenmünster), Bürgermeister Anton Gleich (Bonstetten), Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau), Landrat Martin Sailer (Landkreis Augsburg), Linda Kisabaka (AVV-Geschäftsführerin), Bürgermeister Heinrich Jäckle (Heretsried), Bürgermeister Sebastian Bernhard (Adelsried), Bürgermeister Karl-Heinz Mengele (Emersacker), Bürgermeister Stefan Scheider (Welden), Simone Hummel (Entwicklungsforum Holzwinkel und Altenmünster) und Felix Adam (Geschäftsführer DB Regio Bus Bayern). (Foto: Stefan Mayr/AVV)
Die Beteiligten beim Start des Projekts (von links): Bürgermeister Bernhard Uhl (Markt Zusmarshausen), Bürgermeister Florian Mair (Altenmünster), Bürgermeister Anton Gleich (Bonstetten), Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau), Landrat Martin Sailer (Landkreis Augsburg), Linda Kisabaka (AVV-Geschäftsführerin), Bürgermeister Heinrich Jäckle (Heretsried), Bürgermeister Sebastian Bernhard (Adelsried), Bürgermeister Karl-Heinz Mengele (Emersacker), Bürgermeister Stefan Scheider (Welden), Simone Hummel (Entwicklungsforum Holzwinkel und Altenmünster) und Felix Adam (Geschäftsführer DB Regio Bus Bayern). (Foto: Stefan Mayr/AVV)
Die Beteiligten beim Start des Projekts (von links): Bürgermeister Bernhard Uhl (Markt Zusmarshausen), Bürgermeister Florian Mair (Altenmünster), Bürgermeister Anton Gleich (Bonstetten), Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau), Landrat Martin Sailer (Landkreis Augsburg), Linda Kisabaka (AVV-Geschäftsführerin), Bürgermeister Heinrich Jäckle (Heretsried), Bürgermeister Sebastian Bernhard (Adelsried), Bürgermeister Karl-Heinz Mengele (Emersacker), Bürgermeister Stefan Scheider (Welden), Simone Hummel (Entwicklungsforum Holzwinkel und Altenmünster) und Felix Adam (Geschäftsführer DB Regio Bus Bayern). (Foto: Stefan Mayr/AVV)
Die Beteiligten beim Start des Projekts (von links): Bürgermeister Bernhard Uhl (Markt Zusmarshausen), Bürgermeister Florian Mair (Altenmünster), Bürgermeister Anton Gleich (Bonstetten), Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau), Landrat Martin Sailer (Landkreis Augsburg), Linda Kisabaka (AVV-Geschäftsführerin), Bürgermeister Heinrich Jäckle (Heretsried), Bürgermeister Sebastian Bernhard (Adelsried), Bürgermeister Karl-Heinz Mengele (Emersacker), Bürgermeister Stefan Scheider (Welden), Simone Hummel (Entwicklungsforum Holzwinkel und Altenmünster) und Felix Adam (Geschäftsführer DB Regio Bus Bayern). (Foto: Stefan Mayr/AVV)
Die Beteiligten beim Start des Projekts (von links): Bürgermeister Bernhard Uhl (Markt Zusmarshausen), Bürgermeister Florian Mair (Altenmünster), Bürgermeister Anton Gleich (Bonstetten), Bürgermeister Thomas Hafner (Horgau), Landrat Martin Sailer (Landkreis Augsburg), Linda Kisabaka (AVV-Geschäftsführerin), Bürgermeister Heinrich Jäckle (Heretsried), Bürgermeister Sebastian Bernhard (Adelsried), Bürgermeister Karl-Heinz Mengele (Emersacker), Bürgermeister Stefan Scheider (Welden), Simone Hummel (Entwicklungsforum Holzwinkel und Altenmünster) und Felix Adam (Geschäftsführer DB Regio Bus Bayern). (Foto: Stefan Mayr/AVV)

Die Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 hat ein entscheidendes Problem im öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV ins Bewusstsein gebracht: Wer in Städten und Ballungsräumen lebt, dem nutzt diese Fahrkarte am meisten. Wer dagegen in eher ländlichen Gebieten lebt, kann mit dem Deutschlandticket deutlich weniger anfangen – es gibt schlicht zu wenige Busverbindungen in einzelne Dörfer, um dem Bedarf gerecht zu werden. Im Landkreis Augsburg läuft daher seit einem halben Jahr ein Modellprojekt des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds AVV, das diese Versorgungslücke schließen könnte. Eine erste Bilanz zeigt, dass dieses Angebot „AktiVVo” gut angenommen wird.

Das steckt hinter dem Modellprojekt im westlichen Landkreis Augsburg: Zwei Kleinbusse verkehren seit 1. Juni 2023 von Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr sowie samstags von 8.30 bis 18 Uhr zwischen und innerhalb der neun Gemeinden Adelsried, Altenmünster, Bonstetten, Emersacker, Heretsried, Horgau, Welden und dem Markt Zusmarshausen sowie ihren Ortsteilen auf Abruf, statt einer festen Linienführung. Nach vorheriger Bestellung per Telefon oder App holt einer der Kleinbusse die Fahrgäste in den Bedienzeiten am Wunschhaltepunkt ab und bringt sie an den gebuchten Zielhaltepunkt. Soweit möglich würden dabei Fahrtwünsche mit einer ähnlichen Route gebündelt, teilt der AVV mit. Das soll unnötige Fahrtwege reduzieren und die Umwelt schonen. Das Angebot versucht möglichst flexibel zu bleiben, so fährt im „AktiVVo” mal nur eine Person mit, manchmal sind es acht. Mal verläuft die Route nur zu einer Gemeinde, mal zu mehreren. Aufgrund dieser Flexibilität müssen sich die Nutzer statt auf einen festen Abfahrtszeitpunkt auf ein Zeitfenster einstellen, das um bis zu fünf Minuten vor oder bis zu zehn Minuten nach dem gewünschten Abfahrtszeitpunkt liegt.

Doch den Nutzern scheint das nichts auszumachen, wie die Bilanz nun nahe legt. „Bereits nach fünf Monaten zeigen erste Auswertungen, dass ein solch flexibles, stark an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtete ÖPNV-Angebot auch schnell hohe Akzeptanz findet“, freut sich Linda Kisabaka, Geschäftsführerin des AVV.

Seit Projektstart wurden laut AVV mehr als 9200 Fahrgäste auf insgesamt 5595 Fahrten befördert. Insbesondere die Zusammenlegung von ähnlichen Routen, die sogenannte Pooling-Quote sei kontinuierlich angestiegen, „das heißt es werden inzwischen immer mehr Fahrgäste mit weniger Fahrten befördert. So werden unnötige Fahrtwege reduziert und die Umwelt geschont”, erklärt der AVV. Im Durchschnitt erfolgen 55 Buchungen pro Tag.

Das Angebot bedient ein engmaschiges Netz aus mehr als 360 Haltepunkten, die vorrangig an gefragten Zielen wie Geschäften, Sportstätten und Arztpraxen liegen. Die Haltepunkte habe der AVV gemeinsam mit den Gemeinden festgelegt. Alle Haltepunkte sind zur besseren Orientierung der Fahrgäste mit „AktiVVo-Halt“ und dem jeweiligen Namen des Haltepunktes beschildert.

Das Mobilitätsangebot kann ohne Aufschlag mit den regulären AVV-Tickets genutzt werden. Von Einzeltickets über Streifenkarten, Tagestickets, Zeitkarten und Abos bis hin zum Deutschlandticket – alle Fahrscheine werden anerkannt. Fahrgäste, die noch kein Ticket besitzen, können ein Ticket per Barzahlung beim Fahrer kaufen. Natürlich könne man auch die Streifenkarte abstempeln.

„Gleichwertiges Fahrtangebot mit regulärem Linienverkehr weder wirtschaftlich noch personell darstellbar”

„Mit dem ,AktiVVo' gelingt es uns, im Landkreis Augsburg ein flächendeckendes und vor allem stark an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiertes, flexibles ÖPNV-Angebot in einem bisher kaum bedienten Gebiet zu schaffen“, so Landrat Martin Sailer. „Ein gleichwertiges Fahrtangebot, das allen Bürgerinnen und Bürgern innerhalb eines Gebiets zugänglich ist, lässt sich mit einem regulären Linienverkehr weder wirtschaftlich noch personell darstellen.“

Für die Buchung greift der überwiegende Teil der Nutzer inzwischen auf die App zurück. Mehr als 1500 Bürger hätten sich inzwischen einen entsprechenden Account angelegt, um den On-Demand-Service per App zu buchen. Nur neun Prozent der Nutzer greifen auf die Buchungshotline zurück.

„Diese Zahlen belegen, dass die Fahrgäste den Komfort der ,AktiVVo'-App zu schätzen wissen“, betont Kisabaka. Denn in der App können Start- und Zielpunkt direkt über eine Karte oder per Texteingabe ausgewählt werden. Über den Button „Suchen“ werden mögliche Fahrten am gewünschten Tag beziehungsweise zur gewünschten Uhrzeit angezeigt. Nach Buchung der gewünschten Fahrt informiert die App den Fahrgast per Push-Nachricht über die tatsächliche Abfahrtzeit. Ein zusätzlicher Vorteil der App sei, dass hier der Standort des Fahrzeugs per Echtzeit verfolgt werden könne.

Das Pilotprojekt ist auf zweieinhalb Jahre ausgelegt. Dieser Zeitraum hänge mit der Bewilligung der Förderung des Modellprojekts zur Stärkung des ÖPNV zusammen, so der AVV. Das Modellprojekt des AVV „AktionsplanVerkehrsVerlagerung“ wurde im Rahmen des zweiten Förderaufrufs des Programms „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ausgewählt. Das Förderprogramm soll Projekte des öffentlichen Personennahverkehrs unterstützen, die die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich durch ein attraktiveres Angebot nachhaltig reduzieren. Ein Schwerpunkt der Förderung liege auf Modellprojekten in ländlichen Regionen, „um gezielt auf ein flächendeckendes, attraktiveres Angebot und auf eine Annäherung an gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land hinzuwirken”, teilt der AVV mit.

„Wir freuen uns, dass die Fahrgäste den ,AktiVVo' bereits nach so kurzer Zeit so zahlreich in Anspruch nehmen. Denn für den AVV ist dieses neue Angebot ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg zu einem flexibleren ÖPNV“, schließt Kisabaka ihre erste Zwischenbilanz zum Projekt. Während der zweieinhalb Jahre dauernden Pilotphase sollen kontinuierlich Nachfrage, Nutzung und Verbesserungsmöglichkeiten ermittelt werden. Nach Ablauf der Pilotphase werde dann dem Kreisausschuss sowie dem Arbeitskreis Regionaler Nahverkehrsplan/ÖPNV eine Auswertung des Angebots vorgelegt. Und letztlich werde die Fortführung des Angebots nach Ende der Förderung unter anderem von der Akzeptanz und Auslastung des Angebots abhängen, so der AVV.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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