Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Kriminalstatistik: Anstieg der Jugendkriminalität bereitet der Polizei Sorgen

Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 zogen Polizeivizepräsident Michael Riederer (rechts) und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber am Dienstag ein überwiegend positives Fazit. (Foto: jaf)
Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 zogen Polizeivizepräsident Michael Riederer (rechts) und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber am Dienstag ein überwiegend positives Fazit. (Foto: jaf)
Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 zogen Polizeivizepräsident Michael Riederer (rechts) und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber am Dienstag ein überwiegend positives Fazit. (Foto: jaf)
Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 zogen Polizeivizepräsident Michael Riederer (rechts) und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber am Dienstag ein überwiegend positives Fazit. (Foto: jaf)
Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2023 zogen Polizeivizepräsident Michael Riederer (rechts) und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber am Dienstag ein überwiegend positives Fazit. (Foto: jaf)

Zwar ist die Anzahl der Straftaten in der Region leicht angestiegen, die Sicherheitslage sei jedoch „nach wie vor ausgezeichnet”, resümiert Polizeivizepräsident Michael Riederer. Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik der Polizei Nordschwaben am Dienstag ziehen er und der Leitende Kriminaldirektor Mario Huber ein überwiegend positives Fazit des vergangenen Jahres 2023. Sorgen bereitet der nordschwäbischen Polizei allerdings ein Anstieg der Jugendkriminalität.

Insgesamt sei im Vergleich mit dem Vorjahr eine Zunahme an Straftaten um 1341 Fälle beziehungsweise 3,7 Prozent zu verzeichnen, führt Riederer weiter aus. In absoluten Zahlen zeigt die Kriminalstatistik 2023 für das Gebiet der nordschwäbischen Polizei, das neben der Stadt Augsburg die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries umfasst, 37.481 Straftaten. 2022 waren es 36.140 Straftaten. Im Zehn-Jahres-Vergleich aber sei ein Rückgang um 3705 Fälle beziehungsweise neun Prozent festzustellen, betont der Polizeivizepräsident. Er spricht von der „niedrigsten Kriminalitätsbelastung seit zehn Jahren mit Ausnahme der pandemiegeprägten Jahre 2020 bis 2022” und von einem „besseren Ergebnis als im hervorragenden gesamtbayerischen Durchschnitt”. Besser als der bayerische Durchschnitt sei auch die Aufklärungsquote: Sie stieg um 1,8 Prozentpunkte auf 70,8 Prozent – und liegt mit 5,6 Prozentpunkten über der bayernweiten Quote. Dies sei „ein beeindruckender Gradmesser unserer überaus erfolgreichen Ermittlungsarbeit”, sagt Riederer.

Die Stadt Augsburg ist statistisch erneut die zweitsicherste Großstadt über 200.000 Einwohner in ganz Deutschland. 2023 war im Stadtgebiet im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 860 Straftaten beziehungsweise 4,4 Prozent auf nunmehr 20.405 Fälle (2022: 19.545) zu verzeichnen. Im Zehn-Jahres-Vergleich gab es dagegen – analog zum gesamten Nordschwaben – einen Rückgang der Straftaten um 2271 Fälle beziehungsweise zehn Prozent. Der Anstieg der Fallzahlen für die Stadt „resultierte insbesondere aus Steigerungen in den Bereichen des Ladendiebstahls, des Betrugs und der Gewaltkriminalität”, erklärt Riederer.

Im Landkreis Augsburg verzeichnet die Polizei unter „Mord” eine Zunahme um 2.800 Prozent

Im Landkreis Augsburg fällt eine Zahl direkt auf: Unter „Mord” verzeichnet die Polizei eine Zunahme um 2.800 Prozent, von einem Fall im vorvergangenen Jahr auf 29 Fälle im Jahr 2023. Der auf den ersten Blick absurde Anstieg liege jedoch daran, erläutert Riederer, dass unter diese Kategorie auch versuchter Mord falle und die Staatsanwaltschaft die Taten des Steinewerfers auf der B17 als eben dies werte.

Betrachtet man ganz Nordschwaben gab es im vergangenen Jahr größere Anstiege vor allem in den Bereichen Körperverletzungen – um 682 Delikte beziehungsweise 12,4 Prozent – und Diebstahl – um 592 Delikte beziehungsweise 6,5 Prozent.

Angestiegen ist auch die Anzahl der Kinder- und Jugendlichen unter den Tatverdächtigen – was vor allem den Leitenden Kriminaldirektor des Polizeipräsidiums, Mario Huber, beschäftigt. Es handle sich um eine „besorgniserregende Entwicklung”, für die es so recht keine Erklärung gebe, sagt Huber. Ein Ansatz seien „Nachholeffekte aus der Corona-Zeit”. Kinder und Jugendliche seien von den Einschränkungen während der Pandemie am meisten betroffen gewesen und hätten nun womöglich etwas nachzuholen. Die minderjährigen Täter wollen Grenzen austesten und ausreizen, vermutet der Kriminaldirektor.

Bereits im vorvergangenen Jahr 2022 hatte es einen Höchststand bei der Kinder- und Jugendkriminalität gegeben. Von 919 tatverdächtigen Kindern und 1751 Jugendlichen gingen die Zahlen nun noch weiter hinauf auf 1014 tatverdächtige Kinder und 2018 jugendliche Tatverdächtige im Jahr 2023.

Was zudem auffalle, so Huber weiter, sei, dass bei den Minderjährigen ebenso wie bei den Erwachsenen der Respekt vor der Polizei abnehme. Dies sei besonders nach der Corona-Pandemie noch einmal deutlich geworden. Man möge ihm die flapsige Ausdrucksweise verzeihen, sagt Huber, aber: „Die Leute ticken eher aus, als das früher der Fall war.”

Zahlen für den Landkreis Aichach-Friedberg

Mit 3101 Straftaten im Landkreis Aichach-Friedberg verzeichnet die Polizei für das Jahr 2023 eine Zunahme um 273 Fälle beziehungsweise 9,7 Prozent. 2022 ereigneten sich im Wittelsbacher Land 2828 Straftaten. Im Zehn-Jahres-Vergleich gibt es einen Rückgang um 461 Fälle beziehungsweise 12,9 Prozent. Der Anstieg der Fallzahlen beruht insbesondere auf Steigerungen in den Bereichen des Diebstahls, um 203 Delikte oder 30,1 Prozent, des Waren- und Warenkreditbetrugs, um 52 Delikte oder 51 Prozent, sowie der Gewaltkriminalität, um 18 Delikte oder 20,9 Prozent. Die Aufklärungsquote sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,9 Prozentpunkte auf 63,7 Prozent.


    Von Janina Funk

    Redakteurin Augsburg-Redaktion

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