Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.11.2023 13:26

Karl Albert Gollwitzer – Der Märchenarchitekt

Eine Burg im „Rothenburgstil”: 1880 errichtete Karl Albert Gollwitzer dieses architektonische Kleinod im Stadtteil Göggingen.  (Foto: Gögginger Geschichtskreis)
Eine Burg im „Rothenburgstil”: 1880 errichtete Karl Albert Gollwitzer dieses architektonische Kleinod im Stadtteil Göggingen. (Foto: Gögginger Geschichtskreis)
Eine Burg im „Rothenburgstil”: 1880 errichtete Karl Albert Gollwitzer dieses architektonische Kleinod im Stadtteil Göggingen. (Foto: Gögginger Geschichtskreis)
Eine Burg im „Rothenburgstil”: 1880 errichtete Karl Albert Gollwitzer dieses architektonische Kleinod im Stadtteil Göggingen. (Foto: Gögginger Geschichtskreis)
Eine Burg im „Rothenburgstil”: 1880 errichtete Karl Albert Gollwitzer dieses architektonische Kleinod im Stadtteil Göggingen. (Foto: Gögginger Geschichtskreis)

Er war bienenfleißig und Gott sei Dank sind noch einige seiner baulichen Werke erhalten. Es handelt sich um den 1839 in Mering geborenen Architekten Karl Albert Gollwitzer. Beim Geburtsort müssen wir etwas genauer hinschauen: Es ist die Meringer Au. Aus dieser wurde 1910 – als die Augsburger bei der damaligen Gebietsreform kräftig zulangten - der jetzige Stadtteil Siebenbrunn. Er studierte in München Architektur und Ingenieurwissenschaften und wirkte an der Gestaltung des Augsburger Stadtbildes des 19. Jahrhunderts ein gutes Stück mit.

In der Volkhart-, Herwart- und Alpenstraße errichtete er zwischen 1885 und 1895 Wohnhäuser im orientalisch-maurischen Stil mit fast märchenhaftem Aussehen. Bei seinen vielen Bildungsreisen in den Nahen Osten und nach Nordafrika holte er sich hierzu Anregungen. Und er wollte Augsburg schiffbar machen und mit der Donau sowie mit Nürnberg über ein Kanalsystem verbinden. Die Stadt sollte beim Oblatterwall einen Hafen erhalten! Doch sein Projekt war zu kühn, um verwirklicht werden zu können. Realistischer ging er in Göggingen vor. Bereits 1880 konzipierte er das Hessing´sche Gästehaus, eine Burg im „Rothenburgstil“.

Die Gartenstadt Thelottviertel wurde von ihm konzipiert

Dies in Ergänzung zum ähnlichen Stilpluralismus seines Berufskollegen Jean Keller, der ansonsten für die Hessing´schen Baulichkeiten architektonisch verantwortlich war. An Karl Albert Gollwitzer erinnert noch eine andere Gögginger Perle: Es ist die Villa Afra an der Gögginger Straße bei Maria Stern mit einem gusseisernen, über drei Geschoße gezogenen Balkon in maurischen Formen. Sie wurde von ihm 1890 für den wohl nicht ganz unvermögenden Hofapotheker Johann Berger errichtet.

Gollwitzer war es auch, der Schloss Wellenburg um 1880 mit kegeligen und schiefergedeckten Turmaufsätzen versah, die zwischenzeitlich längst wieder verschwunden sind. Schade eigentlich. Sie blieben aber nicht ohne Einfluss auf seine Augsburger Stadthäuser, die teilweise ihre feine Fugger´sche Verwandtschaft nicht verleugnen können. Zehn Jahre vor seinem Tod – er verstarb 1917 – setzte Karl Albert Gollwitzer noch ein soziales Zeichen: Als Sachwalter der Erben der Augsburger Industriellen- und Stifterfamilie Forster ermöglichte er die Errichtung der Gartenstadt Thelottviertel, die 3500 Menschen eine neue Heimat gab.


Von Heinz Münzenrieder
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