Neues Umsteigedreieck am Königsplatz, Generalüberholung der Fußgängerzone und die Sanierung der Maximilianstraße: Drei Jahre lang hatten Baustellen die Augsburger Innenstadt lahmgelegt - und die Kundschaft von den Geschäften dort ferngehalten. Mittlerweile sind die Baustellen verschwunden, doch sind nicht alle Kunden zurückgekehrt.
Seit 2012 befragt die Universität Augsburg Jahr für Jahr Passanten in der Innenstadt und führt Frequenzzählungen durch. Dieses Innenstadtmonitoring im Auftrag der städtischen Wirtschaftsförderung soll der Stadt einen Überblick geben, wie sich die Kundenströme im Herzen Augsburgs entwickeln.
Anfang Juni 2016 fand die jüngste Befragung statt, deren Ergebnisse die Stadt nun in einer Pressemittelung veröffentlichte. Demnach gewinne die Augsburger Innenstadt weiter an Attraktivität. Einkaufen ist laut Monitoring, wie bereits in den Vorjahren, der Hauptgrund für den Innenstadtbesuch. Mehr als jeder vierte Befragte verbindet zudem den Aufenthalt in der City mit einem Gastronomiebesuch. Aber auch „Freunde treffen” oder ein „Schaufensterbummel” sind immer häufiger genannte Besuchsgründe. In ihrer Pressemitteilung sieht die Stadt ein klares Indiz für „die gesteigerte Aufenthaltsqualität”.
Weiter bemerkt die Stadt einen Trend hin zu verstärkten Kopplungsaktivitäten, also das Verbinden mehrerer Innenstadtangebote. So ist der Anteil der Befragten, die mehr als einen Besuchsgrund für ihren Aufenthalt in der Innenstadt angaben, im Vergleich zu den Vorjahren um mehr als zehn Prozent auf mehr als 70 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt verbindet der Innenstadtbesucher aktuell zwei Tätigkeiten miteinander.
„Innenstädte leben von ihrer Multifunktionalität. Je besser das Erscheinungsbild, die Aufenthaltsqualität und die Angebotsvielfalt einer Innenstadt sind, umso mehr Tätigkeiten verbindet ein Besucher”, erläutert Wirtschaftsreferentin Eva Weber. Wie sie ausführt, ist auch die Aufenthaltsdauer der Besucher ein sehr wichtiger Indikator für die Attraktivität der Innenstadt. „Je länger der Aufenthalt, desto attraktiver und vielseitiger ist in der Regel auch der Standort”, so Weber. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt mit aktuell 133 Minuten rund zehn Minuten über dem langjährigen Mittel. Ausschlaggebend sei hier der Innenstadtumbau: Etwa 82 Prozent der Befragten gaben an, im Vergleich zu vor drei Jahren mindestens genauso oft oder sogar noch häufiger in der Augsburger Innenstadt einzukaufen. „Dies spricht deutlich für eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt”, so die Stadt.
Dem überschwänglichen Tonfall will sich Wolfgang Puff nicht anschließen. Der Geschäftsführer des bayerischen Einzelhandelsverbands HBE für den Bezirk Schwaben ist freilich froh, dass wieder mehr Kunden in die Innenstadt kommen. Noch fehle aber die Frequenz aus dem Umland. „Die war noch nie beeindruckend”, gibt Puff zu. Aber nach Ende der Dauerbaustelle seien zu wenige wieder zurückgekehrt.
Grundsätzlich begrüßt er die Aktion „Und jetzt kommst Du”, die von der Stadt ins Leben gerufen wurde. Aber: „Sie hat uns noch nicht merklich was gebracht”, stellt Puff nüchtern fest. Dabei geht sie in die richtige Richtung: Einkaufserlebnisse schaffen, deutlich machen, was die Stadt zusätzlich zu bieten hat. „Jeder muss da seinen Beitrag leisten”, nimmt Puff nicht nur die Händler, sondern auch alle übrigen Dienstleister in die Pflicht.
Denn Augsburg steht laut Puff in einem harten Konkurrenzkampf. „Direkt um Augsburg liegen mit Stadtbergen, Königsbrunn, Friedberg und Neusäß Städte mit einem guten Angebot”, zählt Puff auf. Zwar etwas weiter weg sei Aichach. „Aber das ist auch attraktiv.”
Gute Instrumente sind da Ereignisse, die viele Kunden in die Innenstadt locken, wie die lange Einkaufsnacht. Sie findet heuer am Freitag, 25. November, statt. Gesetzlich seien da momentan keine zusätzlichen Termine möglich, sagt Puff, der mit in der City Initiative Augsburg und dem Innenstadtgewerbebeirat sitzt. Aber bei solchen Events müsse man aufpassen, dass sie sich nicht abnutzen.
Seine Hoffnung setzt Puff auch in die entstehende Universitätsklinik. „Steigt die Kaufkraft, dann zieht der Handel nach”, weiß er aus Erfahrung und erwartet, dass sich auch Geschäfte ansiedeln werden, die noch im Sortiment fehlen. Letztlich werde sich Augsburg aber nie mit München vergleichen können. „Luft nach oben ist immer”, stellt Puff fest.