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Aichacher Zeitung LogoIm AKW Gundremmingen kam es vor 40 Jahren zum schwersten Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Im AKW Gundremmingen kam es vor 40 Jahren zum schwersten Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands

Der Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen ging 1967 ans Netz. Das AKW im Nachbarlandkreis war damals der größte zivile Atommeiler der Welt. Im Januar 1977 kam es im Reaktor zu einem Vorfall, der als schwerster Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands gilt. (Foto: Klaus Buchner)
Der Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen ging 1967 ans Netz. Das AKW im Nachbarlandkreis war damals der größte zivile Atommeiler der Welt. Im Januar 1977 kam es im Reaktor zu einem Vorfall, der als schwerster Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands gilt. (Foto: Klaus Buchner)
Der Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen ging 1967 ans Netz. Das AKW im Nachbarlandkreis war damals der größte zivile Atommeiler der Welt. Im Januar 1977 kam es im Reaktor zu einem Vorfall, der als schwerster Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands gilt. (Foto: Klaus Buchner)
Der Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen ging 1967 ans Netz. Das AKW im Nachbarlandkreis war damals der größte zivile Atommeiler der Welt. Im Januar 1977 kam es im Reaktor zu einem Vorfall, der als schwerster Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands gilt. (Foto: Klaus Buchner)
Der Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen ging 1967 ans Netz. Das AKW im Nachbarlandkreis war damals der größte zivile Atommeiler der Welt. Im Januar 1977 kam es im Reaktor zu einem Vorfall, der als schwerster Atomstörfall in der Geschichte Deutschlands gilt. (Foto: Klaus Buchner)

In Block A des AKW Gundremmingen kam es vor 40 Jahren zu einem weitreichenden Störfall. Block B geht Ende des Jahres vom Netz.

Es ist eisig kalt in der Region am 13. Januar 1977. Frost lässt die Isolatoren einer Hochspannungsleitung brechen. In Gundremmingen kommt es im Stromnetz außerhalb des Kraftwerks zu einem Kurzschluss. In Block A des AKW führt dies zu einem Fehler in der Regelung der Turbine, der Druck im Reaktorkern steigt. Radioaktiver Dampf tritt in einen Sicherheitsbehälter über und kondensiert zu Wasser.

Das radioaktive Wasserdampfgemisch strömt ins Reaktorgebäude. Nach einigen Minuten steht im Reaktorgebäude das Wasser etwa drei Meter hoch.

40 Jahre nach dem Störfall ist Atomkraft – und somit auch das AKW Gundremmingen – mehr als umstritten. Der Atomausstieg ist beschlossene Sache: Block B des Kernkraftwerks im Landkreis Günzburg hat eine Betriebsgenehmigung bis Ende 2017, Block C soll noch bis zum 31. Dezember 2021 am Netz sein.

Der Schaden an Block A ist nach dem Unfall vor 40 Jahren so groß, dass der Reaktor nie wieder in Betrieb geht. Arbeiter pumpen das radioaktive Wasser heraus und reinigen die kontaminierten Teile. Doch dann entdeckt der TÜV an Rohren feine Risse. Die Betreiber werden aufgefordert, Teile des Reaktors auszutauschen. Den Konzernen wird das Unterfangen zu teuer, zumal sich Block B und C bereits im Bau befanden.

Am 8. Januar 1980 wird die endgültige Stilllegung beschlossen und bald darauf der langwierige Rückbau begonnen. Die Anlagenteile von Block A sind heute bis auf wenige Ausnahmen wie die Kräne in den Gebäuden komplett abgebaut. Das ehemalige Maschinenhaus von Block A dient als Technologiezentrum, in dem abgebaute Anlagenteile aus Kernkraftwerken bearbeiten und für die Entsorgung vorbereiten werden.

Naturschützer und Umweltpolitiker fordern, gerade nach den Pannen in den vergangenen Monaten und Jahren, die beiden verbleibenden Blöcke bereits in diesem Jahr abzuschalten. Der Münchner ÖDP-Europaabgeordnete Klaus Buchner kritisiert zudem die „Geheimniskrämerei” rund um den Störfall vor 40 Jahren. „Zur Vermeidung einer Katastrophe wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Bis heute ist unklar, was mit dem kontaminierten Wasser passiert ist”, kritisiert der studierte Kernphysiker. „Wie viel Radioaktivität bei diesem Unfall an die Luft und in die Donau gelangte, ist ebenso wenig offiziell bekannt gegeben worden.”

Tobias Schmidt, Sprecher des Kernkraftwerk Gundremmingen, hält dagegen: „Der Behälter hat den zu Wasser kondensierten Dampf wie für solche Fälle vorgesehen im Reaktorgebäude eingeschlossen und damit als wichtige Sicherheitseinrichtung seine Funktionstüchtigkeit bewiesen. Die Sicherheit für Mensch und Umwelt in der Umgebung war damit uneingeschränkt gewährleistet.” Schmidt verweist zudem auf eine Stellungnahme der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), der Gutachterorganisation der Bundesregierung zu Fragen der kerntechnischen Sicherheit, die im Februar 1977 veröffentlicht wurde. Darin würde bestätigt, dass die Kühlung des Reaktors jederzeit sichergestellt gewesen sei und „es ist zu keiner unkontrollierten Freisetzung radioaktiver Stoffe” kam. Das ausgetretene Wasser sei vor seiner Ableitung in der Wasseraufbereitung von radioaktiven Stoffen gereinigt worden.

Neben möglichen Störfällen kritisieren Naturschützer vor allem den Atommüll, der auf dem Kraftwerksgelände zwischengelagert werden muss. „Das AKW Gundremmingen produziert als größtes AKW in Deutschland täglich riesige Mengen an Atommüll”, sagt Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern. Dies sei „völlig unverantwortlich - denn wir wissen bis heute nicht sicher, wohin damit”. (jaf)


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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