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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Hilfe für Heuschnupfen-Patienten: Wie man der Allergie vorbeugt und was während der Pollensaison hilft

Während sich viele über den beginnenden Frühling freuen, beginnt für so manchen wieder die Heuschnupfen-Zeit. Wie man sich und seine Kinder schützen kann, warum die Anzahl der Allergiegeplagten in den kommenden Jahren wohl noch zunehmen wird und wie Betroffene über Ergebnisse der aktuellen Forschung auf dem Laufenden bleiben können, hat nun Professor Claudia Traidl-Hoffmann erklärt. Die Ärztin leitet den Lehrstuhl für Umweltmedizin am Augsburger Zentrum „Unika-t”, das rund um Allergien, Asthma und Neurodermitis forscht.
„40 Prozent der Bevölkerung leidet an Allergien“, sagt Traidl-Hoffmann. „Tendenz steigend.“ Pollen seien dabei mit die häufigsten Auslöser. Nicht nur sind die Symptome für die Patienten quälend, durch Allergien entstehe jährlich ein volkswirtschaftlicher Schaden in Millionenhöhe. „Das liegt nicht nur an den Kosten für die Behandlungen, sondern vor allem daran, dass nicht-behandelte Menschen durch ihre Beschwerden arbeitsunfähig sind“, führt die Medizinerin aus. Deshalb seien neue Therapien aber auch Prävention so wichtig.
Vorbeugung müsse bereits im Kindesalter beginnen. Die Tür zu Allergien ist Traidl-Hoffmann zufolge Neurodermitis. Denn während die Haut eigentlich ein Schutz vor Pollen sei, sei sie bei den betroffenen Kindern durch die Ekzeme „undicht”. Schädliche Einflüsse von Außen könnten damit leichter eindringen.

Die Entwicklung der Hauterkrankung wiederum werde oftmals begünstigt durch Umweltverschmutzung. Kinder etwa, die an stark befahrenen Straßen aufwachsen, litten häufiger an Neurodermitis. Großen Einfluss hätten Umweltschadstoffe aber nicht nur auf Menschen, sondern auch auf die Pflanzen. Eine Studie mit Birkenpollen habe etwa ergeben, dass die Pollen von Bäumen an Straßen mit viel Verkehr besonders aggressiv seien. Die Allergenität werde zudem durch Trockenstress erhöht, wie er durch die Klimaerwärmung vermehrt entsteht. Durch diese verlängere sich auch der Pollenflug. „Auch deshalb ist Prävention so wichtig. Weil sich die Umwelt so verändert, dass wir immer mehr Allergiker haben”, erläutert Traidl-Hoffmann.
Um der Entwicklung von Allergien bei Kindern vorzubeugen, sei es ratsam, sie im ersten Lebensjahr so vielfältig zu ernähren wie möglich. Damit sinke die Wahrscheinlichkeit für Ekzeme und Asthma. Ein weiterer wichtiger Präventionsmechanismus sei die richtige Pflege. „Jetzt, da die Pollen fliegen, ist die Zeit, die Haut zu cremen” rät die Umweltmedizinerin. Geeignet seien handelsübliche Cremes und Lotionen, am besten frei von Duftstoffen, aber auch frei von natürlichen Zusätzen wie Arnika oder Ringelblume. Ihr Tipp gilt nicht nur Kindern mit Neurodermitis, die richtige Pflege sei für alle Betroffenen wichtig. „Aber auch Nicht-Allergiker müssen sich schützen”, betont Traidl-Hoffmann.
Entscheidend ist aber nicht nur die Hautpflege. Ein Zusammenhang bestehe auch zwischen Stress oder Angsterkrankungen und Allergien, wie eine Befragung unter 1700 Augsburgern ergeben hat. Was in diesem Zusammenspiel Ursache und Auswirkung ist, müsse aber noch genauer erforscht werden, sagt die Wissenschaftlerin.

Was die Mitarbeiter am Unika-T derzeit ebenfalls ergründen wollen, ist die Korrelation zwischen allergischem Asthma und Gewittern. In Australien habe es bereits mehrere Todesfälle gegeben. Die Menschen waren während eines Asthmaanfalls erstickt. Wie genau die beiden Faktoren zusammenhängen, dazu haben die Forscher bislang nur eine Theorie: Möglicherweise werden die Pollen während des Gewitters aufgespalten. Die kleineren Teile gelangen dann noch tiefer ins Lungengewebe. „Das ist bisher unsere Hypothese. Daran wird nun weiter geforscht”, erklärt Traidl-Hoffmann.
Das umweltmedizinische Zentrum will Patienten neben Tipps zur Vorbeugung und Ergebnissen aktueller Projekte auch konkret mit Werten zum Pollenflug in der Region versorgen. Auf dem Dach des Unika-T am Augsburger Klinikum sowie an der Uni gibt es je einen Pollenmonitor. Diese zeichnen auf, welche Pollen wann besonders aktiv sind. Die Werte gibt es unter unika-t.de. Wie Traidl-Hoffmann erklärt, soll dieses Wissen den Patienten die Tagesplanung erleichtern. Indem sie etwa dann Sport machen können, wenn die Werte gerade eher niedrig sind oder indem sie wissen, wann sie bereits morgens präventiv ihr Nasenspray benutzen sollten.
Weitere Informationen bekommen Allergiker auch vom Helmholtz-Zentrum in München, das mit dem Unika-T zusammenarbeitet. Das Zentrum hat 2017 einen Allergieinformationsdienst eingerichtet. „Wenn sich irgendwas in der Forschung tut, berichten wir darüber”, erklärt Ulrike Koller, Diplom-Geografin am Helmholtz-Zentrum. Die Ergebnisse nationaler und internationaler Studien sollen verständlich aufbereitet und weitergegeben werden. Interessierte finden den Dienst unter allergieinformationsdienst.de.

Ein Symposium zum Thema Neurodermitis findet am 19. Juli am Universitätsklinikum statt. Als Referent wird um 17 Uhr Wissenschaftler Harald Lesch erwartet.
(von Kristin Deibl)


Von Kristin Deibl
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