Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.03.2022 16:46

„Herbergssuche 2.0”

Auf dem Herd   steht ein großer Topf mit Borschtsch. Die Suppe haben die ukrainischen Frauen zubereitet, die Judith Blechinger (Foto) in Schnellmannskreuth aufgenommen hat. Am Abend sitzt sie derzeit nicht nur mit ihrem Mann Horst und dem fünfjährigen Sohn Valentin am Küchentisch, sondern auch mit Natalja und deren Tochter Nadja. Die beiden haben vorübergehend das Elternschlafzimmer bezogen. In die Familie wollen sie sich einbringen: Wäsche machen, putzen, mit dem Fünfjährigen puzzeln oder Hund Hector mit Streicheleinheiten verwöhnen, gehört inzwischen zum Alltag - und in Blechingers Vorratsschrank sind seit Neuestem stets Backsoda, Schmand, Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch. „Das hat jeder ukrainische Haushalt, habe ich gelernt”. 	Foto: I. Speck (Foto: I. Speck)
Auf dem Herd steht ein großer Topf mit Borschtsch. Die Suppe haben die ukrainischen Frauen zubereitet, die Judith Blechinger (Foto) in Schnellmannskreuth aufgenommen hat. Am Abend sitzt sie derzeit nicht nur mit ihrem Mann Horst und dem fünfjährigen Sohn Valentin am Küchentisch, sondern auch mit Natalja und deren Tochter Nadja. Die beiden haben vorübergehend das Elternschlafzimmer bezogen. In die Familie wollen sie sich einbringen: Wäsche machen, putzen, mit dem Fünfjährigen puzzeln oder Hund Hector mit Streicheleinheiten verwöhnen, gehört inzwischen zum Alltag - und in Blechingers Vorratsschrank sind seit Neuestem stets Backsoda, Schmand, Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch. „Das hat jeder ukrainische Haushalt, habe ich gelernt”. Foto: I. Speck (Foto: I. Speck)
Auf dem Herd steht ein großer Topf mit Borschtsch. Die Suppe haben die ukrainischen Frauen zubereitet, die Judith Blechinger (Foto) in Schnellmannskreuth aufgenommen hat. Am Abend sitzt sie derzeit nicht nur mit ihrem Mann Horst und dem fünfjährigen Sohn Valentin am Küchentisch, sondern auch mit Natalja und deren Tochter Nadja. Die beiden haben vorübergehend das Elternschlafzimmer bezogen. In die Familie wollen sie sich einbringen: Wäsche machen, putzen, mit dem Fünfjährigen puzzeln oder Hund Hector mit Streicheleinheiten verwöhnen, gehört inzwischen zum Alltag - und in Blechingers Vorratsschrank sind seit Neuestem stets Backsoda, Schmand, Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch. „Das hat jeder ukrainische Haushalt, habe ich gelernt”. Foto: I. Speck (Foto: I. Speck)
Auf dem Herd steht ein großer Topf mit Borschtsch. Die Suppe haben die ukrainischen Frauen zubereitet, die Judith Blechinger (Foto) in Schnellmannskreuth aufgenommen hat. Am Abend sitzt sie derzeit nicht nur mit ihrem Mann Horst und dem fünfjährigen Sohn Valentin am Küchentisch, sondern auch mit Natalja und deren Tochter Nadja. Die beiden haben vorübergehend das Elternschlafzimmer bezogen. In die Familie wollen sie sich einbringen: Wäsche machen, putzen, mit dem Fünfjährigen puzzeln oder Hund Hector mit Streicheleinheiten verwöhnen, gehört inzwischen zum Alltag - und in Blechingers Vorratsschrank sind seit Neuestem stets Backsoda, Schmand, Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch. „Das hat jeder ukrainische Haushalt, habe ich gelernt”. Foto: I. Speck (Foto: I. Speck)
Auf dem Herd steht ein großer Topf mit Borschtsch. Die Suppe haben die ukrainischen Frauen zubereitet, die Judith Blechinger (Foto) in Schnellmannskreuth aufgenommen hat. Am Abend sitzt sie derzeit nicht nur mit ihrem Mann Horst und dem fünfjährigen Sohn Valentin am Küchentisch, sondern auch mit Natalja und deren Tochter Nadja. Die beiden haben vorübergehend das Elternschlafzimmer bezogen. In die Familie wollen sie sich einbringen: Wäsche machen, putzen, mit dem Fünfjährigen puzzeln oder Hund Hector mit Streicheleinheiten verwöhnen, gehört inzwischen zum Alltag - und in Blechingers Vorratsschrank sind seit Neuestem stets Backsoda, Schmand, Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch. „Das hat jeder ukrainische Haushalt, habe ich gelernt”. Foto: I. Speck (Foto: I. Speck)

Im Gespräch mit einer Freundin ist der 44-jährigen Schnellmannskreutherin die Idee gekommen, im eigenen Haus jemanden aus der Ukraine aufzunehmen, denn Krieg und Flucht würden Eltern und Großeltern aus eigener Erfahrung kennen. „Das ist noch gar nicht so lange her. Wir haben genug Platz”, sagt Blechinger, „und so viel unbewussten Luxus.”

Es sei alles ganz schnell gegangen: An dem einen Morgen um halb neun habe sie sich im Landratsamt gemeldet und Doppel- samt Kinderbett angeboten. Schon um 16 Uhr sei sie verständigt worden, dass zwei Frauen aus der Ukraine in Friedberg im Gasthof Kreisi untergebracht sind, die bei ihr wohnen werden. Am nächsten Vormittag holte Judith Blechinger ihre Gäste ab.

Beim Wort „Gäste” kommt die Mutter eines fünfjährigen Buben in ihrem Erzählfluss ins Stocken: Man habe das Gefühl, es sei Besuch da - „aber, Mann, die sind auf der Flucht, das muss man sich klarmachen. Die haben daheim abgesperrt und sind gegangen. Sie wissen nicht, wann und ob sie zurückkommen werden und was und wen sie dann in ihrem Zuhause vorfinden werden. Die haben im Moment nicht mehr als einen Handgepäck-Trolley, jede einen Rucksack, Laptop und Handy”, führt die Schnellmannskreutherin aus

Derzeit wollten und brauchten die beiden Frauen nicht viel mehr. „Wo sollen sie's hintun?”, fragt Blechinger. Als Nächstes würden sie zusammen zum San-Depot fahren und ein bisschen Kleidung aussuchen, irgendwo noch günstig Wäsche kaufen und dann die Flüchtlings-Sprechstunde im Landratsamt in Anspruch nehmen. „Die zwei sind so genügsam, so dankbar, und sie wollen sich einbringen”, sagt sie.

Nach etwa einer Woche habe man so etwas wie einen gemeinsamen Alltag gefunden. Abwechselnd würde man Abendessen zubereiten. Neben Borschtsch, Pfannkuchen und Leber auf ukrainische Art standen Kässpätzle auf dem Speiseplan. Die Verständigung geht mit Englisch und dem „Google-Übersetzer”, schildert Judith Blechinger. Für wichtigere Angelegenheiten, die „wirklich richtig übersetzt werden sollen”, ruft die gelernte OP-Schwester ihre Nachbarin, eine Russland-Deutsche, oder eine Pflegekraft aus dem Dorf, die aus Moldawien stammt.

Ehemänner oder nähere Familienmitglieder mussten die beiden nicht zurücklassen, habe sie erfahren. Wie lange die beiden Kriegsflüchtlinge in Schnellmannskreuth bleiben werden, sei noch nicht klar. Ziel sei es, in eine eigene kleine Wohnung zu ziehen. Dieser Tage hätten die zwei schon beim Putzen im Sportheim geholfen, sie hätten auch angeboten, in Blechingers Haus die Fenster zu putzen. „Erst gestern haben wir zusammen drei riesige Körbe Wäsche zusammengelegt und dabei deutsche Vokabeln gelernt”, sagt sie. Die zwei hätten sich zum Ziel gesetzt, jeden Tag mindestens zehn deutsche Wörter zu lernen.

„Mir ist das ein Herzensanliegen zu helfen. Nie hätte ich gedacht, dass es heute und so nah einen Krieg gibt. Kann man denn nicht miteinander reden?!”, macht Blechinger sich Luft. Jetzt Flüchtlingen ein Bett, ein Dach über dem Kopf anzubieten, das sei „gelebte, christliche Nächstenliebe. Jedes Jahr feiern wir Weihnachten, was wir jetzt erleben, das ist die Herbergssuche 2.0”. Zwar bekomme das Leid, das man in der Zeitung, im Fernsehen, im Internet sehe, „ein Gesicht, wenn es bei dir am Küchentisch sitzt”, aber sie und ihre Familie würden auch viel Positives mitnehmen: Es sei nicht nur kulturell eine Bereicherung, „sondern auch menschlich. Da wird dir bewusst, wie gut wir leben, wie viel unbewussten Luxus wir haben”, sagt Blechinger, und spricht einen Wunsch aus: „Dass sich noch viele weitere Menschen bereiterklären, ihre Häuser für Flüchtlinge aus der Ukraine zu öffnen.” Sie selbst habe es nicht bereut. „Das sind doch fast nur Frauen und Kinder, die jetzt kommen.” Da müsse man keine Angst haben. Bei ihr habe es zudem „menschlich gepasst”, und ihre Nachbarinnen, die als Übersetzerinnen einspringen, seien ein „Jackpot”. Ihr Appell: „Rutsch'ma zam, dann geht's leichter.”

Einen Überblick über Unterstützungsangebote in Aichach-Friedberg gibt die Internetseite des Landratsamts unter „Ukraine”. Dort sind auch weitere Infos zum Thema „Ukraine-Flüchtlinge” zu finden. Die wichtigsten Fakten gibt es auch in ukrainischer und in russischer Sprache. Kontakt ins Landratsamt für alle Themen rund um die Ukraine: ukraine@lra-aic-fdb.de, Telefon 08251/92-48 17. Die nächste Flüchtlings-Sprechstunde im Landratsamt findet am Montag, 21. März, von 14 bis 16 Uhr satt. Wer Unterkünfte zur Anmietung durch das Landratsamt anbieten möchte, wendet sich an: Michael Englhart, Telefon 08251/92-479, michael.englhart@lra-aic-fdb.de, oder Kerstin Siks, Telefon 08251/92-257, kerstin.siks@lra-aic-fdb.de. Für sonstige Wohnungsangebote für ukrainische Staatsangehörige: Telefon 08251/92-48 17. Wer Möbel, Wohntextilien, Kinderwägen Fahrräder und Ähnliches den Menschen, die derzeit aus der Ukraine im Wittelsbacher Land ankommen, zur Verfügung stellen will, kann dazu den Online-Verschenkemarkt der Abfallwirtschaft nutzen. „In den letzten Tagen wurde die Plattform bereits gut genutzt”, teilt Wolfgang Müller, Pressesprecher am Landratsamt mit. Zu finden ist die Börse auf der Internetseite des Landratsamts sowie in der Abfall-App des Landkreises.

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