In Vorfreude auf ein neues Geläut für die Kirche Mariä Himmelfahrt ist man in Schnellmannskreuth eigentlich schon seit dem Frühjahr. Corona-bedingt kamen die ursprünglichen Planungen jedoch etwas durcheinander. Noch termingerecht erfolgte bereits im April der Guss bei Perner in Passau, aber schon die Busfahrt dorthin, um live dabei zu sein, musste ausfallen; ebenso die für Christi Himmelfahrt angedachte Weihe. Das Patrozinium der Kirche an Maria Himmelfahrt erschien somit als optimaler Ersatztermin. Ungewöhnlich blieb mit 14 Uhr lediglich die Uhrzeit, doch das war das einzige sich bietende Fenster in Weihbischof Florian Wörners Terminkalender. Angeführt von den auf einem Anhänger montierten Glocken und der Blaskapelle Pöttmes formierte sich ein Festzug von der Pfarrkirche zum Sportplatz. Dort zelebrierte Weihbischof Florian Wörner, unterstützt vom Ortsgeistlichen Thomas Rein und den Pfarrern Otmar Kahlig, Miroslav Cerny und Tobias Seyfried sowie Kaplan Helmut Wißmiller, den Festgottesdienst. Zur Predigt begab sich Wörner von der beschatteten Bühne auf den Rasen. Er wolle sich solidarisch zeigen mit den in der Sonne ausharrenden Gläubigen, meinte der Geistliche. Im Nordosten zeigten sich zwar dunkle Wolken, und auch Donnergrollen war zu hören, aber auf dem Kreuther Sportplatz blieb es hochsommerlich heiß. Nicht zum ersten mal erhält Schnellmannskreuth neue Glocken. Während des zweiten Weltkriegs wurden zwei der gusseisernen Glocken heruntergeholt. Das Läuten der Glocken weise darauf hin, worauf es ankomme, sagte nun der Bischof. Es sei Ausdruck des Glaubens und Einladung, Gott zu loben. Das NS-Regime habe mit der Abnahme der Glocken von Kirchtürmen zweierlei bezweckt: Zum einen konnte man sie so zum Schweigen bringen. Den zweiten Grund, nämlich daraus Waffen zu schmieden, bezeichnete der Hirte als „absolute Perversion”. Als es nach dem Krieg galt, den Kirchturm neu zu bestücken, musste man auch in Kreuth auf das Geld schauen. Das Angebot, zwei gebrauchte gusseiserne Glocken aus Heretshausen bei Adelzhausen zu übernehmen, passte, die Reparatur war erschwinglich, und so veranlasste der damalige Bürgermeister Jakob Haas den Kauf. Ab 1951 hingen wieder drei Glocken im Schnellmannskreuther Turm. Zufrieden mit dieser Lösung war man auf Dauer jedoch nicht. Der 2019 verstorbene Johann Heigemeir hatte in seiner langjährigen Funktion als Kirchenpfleger die Diskussion um Bronzeglocken angestoßen und in Anton Mayer einen treibenden Mitstreiter gefunden. Richtig aktuell wurde das Thema nach Aussage von Kirchenpfleger Herbert Eichner in den vergangenen fünf Jahren. „Die Finanzierung ist gesichert”, erklärt Eichner zu dem fast 60 000 Euro teuren Projekt. Über Jahre wurden fleißig Spenden gesammelt. Nachdem eine routinemäßige Untersuchung der vorhandenen Glocken stellenweise Korrosion und sogar einen Sprung ergeben hat, kommt die Neuanschaffung gerade recht. Erste Töne des neuen Geläuts waren verbunden mit der Weihe zu hören, als Wörner mit einem Hammer jede Glocke anschlug; die frei hängende Montage auf dem Wagen machte es möglich. Im Anschluss an den vom der Blaskapelle Pöttmes und dem Projektchor unter der Leitung von Herta Huber musikalisch begleiteten Gottesdienst gab es bei einem Umtrunk Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Mit dabei war auch Anton Mayer, der als einer der Hauptinitiatoren gelten darf. „Ich träume schon 15 Jahre lang von diesem Tag”, sagte der Senior, der für das Fest sogar Urlaub von seiner laufenden Reha-Maßnahme nahm. Mit den drei neuen Glocken, der 650 Kilogramm schweren Dreifaltigkeitsglocke, gestimmt im Ton g1, der Marienglocke (300 Kilo, c2) und der Schutzengelglocke (250 Kilo, d2) sowie der verbliebenen Josefsglocke hat Kreuth nun wieder vier Glocken, was ein optimales Geläut ergeben soll, so jedenfalls die Computersimulation. Tatsächlich hören können die Gläubigen die Glocken wohl frühestens im Oktober, denn das neue Geläut muss erst noch im Turm von Mariä Himmelfahrt installiert werden. Weitere Bilder Weitere Bilder Seit Jahren wurden für das Projekt Spenden gesammelt