Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

FC Augsburg: Hintergründe zur Schuster-Entlassung - Manuel Baum stellt sich vor

In der Pressekonferenz des FC Augsburg zum Spiel gegen Borussia Mönchengladbach drehte sich freilich alles um die Entlassung des Trainers Dirk Schuster und ob dessen Nachfolger Manuel Baum Cheftrainer bleibt. Stefan Reuter ging etwas kryptisch auf die Gerüchte um Schusters Kopfverletzung ein, Paul Verhaegh verriet, dass die Mannschaft unzufrieden mit Schusters Defensivstil war, und Manuel Baum gab Ehetipps.

Manuel Baum drehte sich lässig wie ein Schulbub auf seinem Stuhl von links nach rechts, während neben ihm FCA-Sportchef Stefan Reuter erklärte, warum denn nun Manuel Baum auf der Pressekonferenz als Trainer neben ihm sitzt und nicht wie noch vergangene Woche Dirk Schuster. Dann war endlich Manuel Baum an der Reihe. „Sie sehen’s selber, ich krieg‘ das Lachen gar nicht aus dem Gesicht raus“, sagte er in seinem oberbayerischen Slang.

„Ich weiß um die Qualität der Mannschaft“, sagte Baum, „wir stricken mit heißer Nadel an einem Plan, Gladbach zu schlagen“. Baum wolle „noch nicht rauslassen“, aus welchen Maschen sich sein Vorhaben genau zusammensetze. Neben den Youngstern Julian Günther-Schmid und Kevin Danso, die er als mögliche Überraschungen ins Spiel brachte, verriet er dann aber doch ein wenig mehr: „Ich will eine mutige Mannschaft auf dem Platz haben, die Bock hat und Lust hat, Bälle zu erobern, dann schnell umzuschalten.”

Hörte man kurz darauf Kapitän Paul Verhaegh sprechen, ist eben dies im Sinne der Mannschaft: „Wir haben die Entscheidung als Mannschaft akzeptiert“, die sie über eine Gruppen-App mitgeteilt bekommen hätten.

„In der Mannschaft war nicht die hundertprozentige Überzeugung da, das ist auch immer so vom Mannschaftsrat kommuniziert worden“, kommentierte Verhaegh und ergänzte, dass er nicht mehr dazu sagen werde.

Er tat es aber dann doch: „Wenn man die vergangenen Jahre gesehen hat, was zu unserem Erfolg geführt hat, tut es uns gut mit mehr Mut und höherem Pressing zu spielen“, führte er aus und stellte Schuster ein mangelhaftes Zeugnis aus. „Wir haben immer einen Plan gehabt, der unsere Stärken betont. Wir wollen mutig spielen, vor allem zuhause.“ Unter Schuster war das offenbar nicht der Fall. Zu Baum sagte Verhaegh nur: „Ich stehe offen zu diesem Trainer.“

Und dann war da ja noch die Geschichte von Schusters Kopfverletzung, die seit Mittwochabend durch verschiedene Medien waberte. „Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Er hatte einen Cut, der am Sonntagmorgen genäht wurde“, erläuterte Reuter. Das aber „hatte nichts mit unserer Entscheidung zu tun“, betonte er. Dirk Schuster habe gesagt, „er ist gestürzt“. Reuter habe „keinen Grund gesehen, ihm nicht zu glauben“ und fasste zusammen: „Er hatte Magenprobleme, ist gestürzt und hatte einen Cut am Auge.“ Deshalb, so Reuter, habe sein Co-Trainer Sascha Franz die Sonntags-Einheit geleitet.

Auch legte der Sportchef des FC Augsburg nach: „Es waren sportliche Gründe, die Art und Weise wie die Mannschaft aufgetreten ist.“ In der Ausrichtung habe man keine Zukunftsperspektive gesehen, gemerkt, dass Verein und Trainer nicht zusammenpassen (Kommentar). Offenbar bewerteten die Verantwortlichen auch die kurzfristige Aussicht als eher düster, denn laut Reuter habe die FCA-Führung gar das Ziel Klassenerhalt in Gefahr gesehen.

Ob die Lösung mit dem bisherigen Nachwuchs-Cheftrainers Baum eine langfristige sein wird, sei laut Reuter „offen“. So sagte er: „Manuel Baum ist bis auf weiteres unser Trainer. Oberste Priorität hat jetzt das Gladbach-Spiel. Danach sehen wir weiter.”

Baum selbst beschäftige sich nach eigener Aussage nicht damit. Nur einen kleinen Ehetipp hatte Baum in diesem Zusammenhang parat: „Ich rate dazu, so eine Entscheidung mit seiner Frau abzusprechen”, sagte er über einen möglichen dauerhaften Cheftrainerposten. Sonst kann einem schließlich auch das Grinsen ganz schnell wieder vergehen.


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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