Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.02.2024 22:00

Boxen: Schwäbische Meisterschaft in Aichach – TSV erfolgreichster Verein

<b>Markus Titz</b> (links) gibt alles in der Vorschlussrunde, aber für den Aichacher Mittelgewichtler reicht es nicht gegen den späteren schwäbischen Meister Kenan Koc.  (Foto: Siegfried Kerpf)
Markus Titz (links) gibt alles in der Vorschlussrunde, aber für den Aichacher Mittelgewichtler reicht es nicht gegen den späteren schwäbischen Meister Kenan Koc. (Foto: Siegfried Kerpf)
Markus Titz (links) gibt alles in der Vorschlussrunde, aber für den Aichacher Mittelgewichtler reicht es nicht gegen den späteren schwäbischen Meister Kenan Koc. (Foto: Siegfried Kerpf)
Markus Titz (links) gibt alles in der Vorschlussrunde, aber für den Aichacher Mittelgewichtler reicht es nicht gegen den späteren schwäbischen Meister Kenan Koc. (Foto: Siegfried Kerpf)
Markus Titz (links) gibt alles in der Vorschlussrunde, aber für den Aichacher Mittelgewichtler reicht es nicht gegen den späteren schwäbischen Meister Kenan Koc. (Foto: Siegfried Kerpf)

Die globale Boxszene wollte am Samstag eigentlich nach Riad schauen. In der saudischen Hauptstadt sollten sich die ungeschlagenen Schwergewichtsweltmeister Tyson Fury und Oleksandr Usyk duellieren. Weil sich Fury im Training eine Verletzung über dem rechten Auge zugezogen hat, platzte der Vereinigungskampf der großen Boxverbände fürs Erste. Neuer Termin ist der 18. Mai. Unterdessen ging am Wochenende in Aichach einige Nummern kleiner die schwäbische Box-Meisterschaft über die Bühne. Mit zwei Titelträgern aus den Reihen der ausrichtenden TSV-Abteilung. Louis Zaiser gewann bei den Junioren im Weltergewicht (bis 63 Kilo), Jana Niedzwiedzki bei der weiblichen Jugend im Leichtgewicht (bis 57 Kilo).

350 Zuschauer bildeten am Samstag in der TSV-Halle bei insgesamt 24 Kämpfen (zwölf Halbfinales, elf Finales) eine bemerkenswerte Kulisse. Wjatscheslaw Odenbach war ob des Zuspruchs keineswegs überrascht. Der vor 44 Jahren im russischen Tscheljabinsk am Ural geborene Spartenleiter weiß, dass das „Olympische Boxen”, wie er das Amateurboxen immer nennt, gut ankommt.

Mit dem Profi-Faustkampf hat Odenbach wenig am Hut. Er hat sich mit Leib und Seele dem Olympischen Boxen verschrieben. Odenbach ist Multifunktionär: Abteilungsvorderer, Trainer, Betreuer, Supervisor, Punktrichter und Jugendwart im Bezirk. Wesentlich für die positive Entwicklung der von ihm gegründeten Abteilung sei die Anschaffung eines Boxrings gewesen, stellt Odenbach klar. Das Seilgeviert hat vor einigen Jahren Hannes Meisinger spendiert. Er werde dem großen Sportmäzen der Paarstadt dafür „ewig” dankbar sein, betont Odenbach.

Die Veranstaltung begann am Samstagnachmittag mit zweistündiger Verspätung erst um vier. Zum einen brauchte Ringarzt Stefan Lorch aus Kronburg bei Memmingen drei Stunden, bis er alle Boxer untersucht hatte, andererseits mussten Paarungen neu zusammengestellt werden, da zehn junge Boxer mangels korrekter Formalia kein Startrecht erhielten.

Ein Augsburger Verein habe einfach seine Hausaufgaben nicht gemacht, monierte Ringrichter Reinhold Gruschwitz. Der Kemptener ist nebenbei auch Präsident des Förderkreises im Bayerischen Boxverband (BABV).

Wegen der Verzögerung zog sich die Konkurrenz am Samstagabend bis nach zehn hin. Louis Zaiser war gegen acht im 17. Kampf an der Reihe. Der 14-Jährige gab sich im Vorfeld optimistisch, dass der Knoten bei ihm endlich platzt, nachdem er bisher sämtliche sechs Kämpfe verloren hatte. Gegen Bohdan Rastiehaiev (Mekong Neu-Ulm) lieferte der Realschüler (9. Klasse) dann einen beherzten Kampf, den er nach Punkten unumstritten für sich entschied. „Ich hatte Spaß, das ist für mich das Wichtigste”, sagte Zaiser hinterher, noch ziemlich außer Atem. Dass er konditionell besser drauf war als sein Widerpart, wie es für den Betrachter in der dritten Runde den Anschein hatte, war ein Trugschluss. „Ich war ganz schön ausgepowert, habe aber versucht, es mir nicht anmerken zu lassen”, bekannte der Jungspund. Am Ziel seiner Träume ist Zaiser mit dem Bezirkstitel noch nicht. „Jetzt will ich auch bayerischer Meister werden”, sprudelte es aus ihm heraus.

Zuvor hatte der Aichacher Markus Titz im achten Kampf sein Halbfinale bei den Männern im Mittelgewicht (bis 75 Kilo) gegen Kenan Koc (BC Neu-Ulm) nach Punkten verloren. „Ich hätte mehr machen müssen”, räumte der 20-Jährige ein, der als Andenken an den Kampf unter dem rechten Auge ein Veilchen trug. Grundsätzlich beurteilte er seine Vorstellung als „okay”. „Markus war gut vorbereitet, vielleicht hat ihm etwas der Wille zum Sieg gefehlt”, analysierte Odenbach, der seinen Schützling engagiert gecoacht hatte. „Morgen geht's mir schon wieder besser”, meinte ein enttäuschter Titz, den die Eltern trösteten. Der seit fünf Jahren boxende Mechatroniker hat jetzt vier Siege, sechs Niederlagen und ein Unentschieden in seiner Bilanz stehen.

„Es hat gepasst, ich bin auf dem richtigen Weg”, kommentierte Koc seinen Sieg in der Vorschlussrunde. Der 19-Jährige behauptete sich tags darauf auch im Finale. Dieser Kampf endete schon in der ersten Runde, da Koc seinem Gegenüber Kamran Safi (Mekong Neu-Ulm) das Nasenbein brach. Da kam Titz mit seinem blauen Auge vergleichsweise glimpflich davon.

Jana Niedzwiedzki war am Samstag ganz traurig. Für die 16-jährige Aichacherin gab's keine Gegnerin. Eine solche fand sich tags darauf doch noch mit Maja Aljada von einem Augsburger Partnerverein des TSV. Mit einem Punktsieg holte sich die Zehntklässlerin an der Wittelsbacher Realschule im Jugend-Leichtgewicht den Titel und verbesserte ihren Rekord auf drei Siege in vier Kämpfen.

Den besten und mitreißendsten Kampf lieferten sich am Samstag Stefan Senic (BC Neu-Ulm) und Leonit Morina (BC Haan). Die beiden Fanlager feuerten die Boxer frenetisch an. Morina gewann nach Punkten.

Generell sei das Niveau der Meisterschaft „weniger gut” gewesen, bilanzierte Odenbach, zum Beispiel nicht zu vergleichen mit der „Südbayerischen” vor Jahresfrist. Das habe mit den vielen „Nullkämpfern” zu tun, die die Vereine nach Aichach geschickt hätten. „Nullkämpfer” sind Boxer, die überhaupt noch keinen Kampf bestritten haben.

Der Bezirk zeichnete Jana Niedzwiedzki als beste Boxerin der Titelkämpfe aus. Bei den Herren ehrte er Milad Ganji (TJKV Augsburg) in der Kategorie Technik sowie als besten Boxer Altin Zhitija (BC Haan). Erfolgreichster Verein war mit neun Meisterschaften (die Partnervereine eingeschlossen) der TSV Aichach, worauf Wjatscheslaw Odenbach ausgesprochen stolz war.


Von Heribert Oberhauser
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