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Aichacher Zeitung LogoDer glasmalende Bürgermeister: Leo Eichleitner aus Göggingen schmückte Kirchen im Wittelsbacher Land | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Der glasmalende Bürgermeister: Leo Eichleitner aus Göggingen schmückte Kirchen im Wittelsbacher Land

Gekonnte Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, zu sehen in der Maria-Hilf-Kapelle in Gundelsdorf. (Foto: Altbayern in Schwaben (2022) / Heinz Münzenrieder)
Gekonnte Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, zu sehen in der Maria-Hilf-Kapelle in Gundelsdorf. (Foto: Altbayern in Schwaben (2022) / Heinz Münzenrieder)
Gekonnte Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, zu sehen in der Maria-Hilf-Kapelle in Gundelsdorf. (Foto: Altbayern in Schwaben (2022) / Heinz Münzenrieder)
Gekonnte Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, zu sehen in der Maria-Hilf-Kapelle in Gundelsdorf. (Foto: Altbayern in Schwaben (2022) / Heinz Münzenrieder)
Gekonnte Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, zu sehen in der Maria-Hilf-Kapelle in Gundelsdorf. (Foto: Altbayern in Schwaben (2022) / Heinz Münzenrieder)

Kunstvoll gestaltete Glasfenster auch aus der Zeit des Historismus und Jugendstils schmücken Kirchen und Kapellen des Wittelsbacher Landes. Sie werden von Kreisheimatpfleger Hubert Raab in der Landkreis-Dokumentation „Altbayern in Schwaben” vorgestellt. Detailliert werden von ihm unter anderem die Glasfenster der Filialkirchen St. Wolfgang in Unterach und St.Nikolaus in Petersdorf sowie der Kapellen in Bach und Gundelsdorf aufgelistet und beschrieben. Und all diese bunt-gläsernen Unikate haben einen örtlichen und persönlichen Bezug rüber ins Schwäbische.

Sie stammen vom bekannten Glasermeister und Glasmaler Leo Eichleitner, der seine Werkstätte im damals noch selbstständigen Göggingen führte. Und dieser Leo Eichleitner – dessen Vorfahren die Armut aus einem Trientiner Bergort vertrieb – war so ganz nebenbei dreißig lange Jahre, von 1887 bis 1917, Gögginger Bürgermeister.

Heute ist er sogar Augsburger Ehrenbürger. Dies – um es advokatisch auszusprechen – wegen der von den Augsburgern 1972 angetretenen Rechtsnachfolge für das im Rahmen der damaligen Gebietsreform zu Augsburg hinzugekommene Göggingen. Denn 1913 hatten die Gögginger den Herrn Bürgermeister zum Ehrenbürger erhoben.

Hofrat Friedrich von Hessing war Hauptauftraggeber von Leo Eichleitner

Diese hohe Titulierung musste die rechtsnachfolgende Stadt Augsburg von Gesetzes wegen übernehmen. Gefreut hätte er sich wohl nicht über diese posthume Beförderung. Er setzte sich nämlich stets für die „Freiheit Göggingens” ein.

Hauptauftraggeber für den glasmalenden Bürgermeister war Hofrat Friedrich von Hessing, der von Göggingen aus die mechanische Orthopädie revolutionierte. Heute sind noch weitere Eichleitner'sche Arbeiten beispielsweise in der Hessing-Anstaltskirche, in dem von Hessing erworbenen Wildbad Rothenburg und in der Gögginger Dreifaltigkeitskirche zu bewundern. Leider nicht überleben durften die gläsernen Kunstwerke im ebenfalls von Hessing ersonnenen Gögginger Kurhaus.

Im Übrigen arbeiteten in der Werkstätte des Herrn Bürgermeisters – die er mit seinem Partner Georg Lipp betrieb – bis zu 14 Gesellen. Trotz allem: Das Bürgermeister-, Glasermeister- und Glasmaleramt immer unter einen Hut zu bringen, dürfte für Leo Eichleitner nicht immer leicht gewesen sein. Aber geschadet hat es dem Ort in keiner Weise. Im Gegenteil: Unter seiner bürgermeisterlichen Regentschaft änderte Göggingen sein früher eher landwirtschaftlich geprägtes Aussehen und entwickelte sich zu einer der Industriegemeinden Bayerns. Von der in ganz Europa einen Namen habenden Hessing'schen Orthopädischen Heilanstalt ganz zu schweigen. Und Kurort war Göggingen um die Jahrhundertwende zudem.

Von Heinz Münzenrieder

Die Glasfenster werden vorgestellt in: Altbayern in Schwaben (2022), Hrsg. Landkreis Aichach-Friedberg. Ein Beitrag aus dem aktuellen Band von Altbayern in Schwaben über die Glasfenster des Historismus im Landkreis Aichach-Friedberg folgt.

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