„Was auf dem Spiel steht“, wenn die Demokratie ins Wanken kommt, thematisiert die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Aichach. Die Künstlerinnen und Künstler beziehen damit zum einen Position gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt, sie setzen aber auch Zeichen für Vielfalt, Offenheit und eine konstruktive Kommunikation. Die Vernissage ist am heutigen Samstag um 16 Uhr im Köglturm.
Normalerweise präsentiert der Kunstverein Aichach zu dieser Jahreszeit sein „Wechselspiel“, in dem Künstler gegenseitig in Korrespondenz und Ergänzung treten. In gewisser Weise gibt es ein solches Wechselspiel im Rahmen der Ausstellung auch diesmal: Im ersten Teil vom 16. März bis 7. April beziehen Mitglieder des Kunstvereins Position, im zweiten Teil vom 13. bis 28. April werden auch auswärtige Künstlerinnen und Künstler vertreten sein.
Im Zuge der momentanen Entwicklung mit dem Rechtsruck in vielen Teilen Deutschlands soll die Ausstellung zur „Selbstvergewisserung“ beitragen, sagt Kunstverein-Vorsitzender Werner Plöckl. Die Demokratie müsse verteidigt werden. Die Gesellschaft müsse sich von ihrer „Blindheit“ und „Schläfrigkeit“ befreien, nennen es die weiteren Vorsitzenden Jakob Steinberger und Maria Breuer. Der Kunstverein und insbesondere der seit 33 Jahren existierende Literaturkreis innerhalb des Vereins beschäftigen sich seit jeher mit den „Signalen, die da waren und da sind“, wie Steinberger sagt. Kunst sei nicht per se politisch, habe aber „immer einen Impact, etwas zu vermitteln“, macht Plöckl deutlich.
Die Ausstellung zeigt daher zum einen die Positionen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler, sie präsentiert aber auch mit 13 Teilnehmenden einen multiperspektivischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse, sagt Jakob Steinberger. Und gerade zu Zeiten einer gewissen „Stumpfheit in vielen Bereichen“ und eines „Ausschleichens“ einer konstruktiven Kommunikation sei dies wichtig, ist auch Plöckls Meinung. Kommunikation sei ein wichtiger Teil der Kultur, und die sei in Gefahr, sagt der Kunstverein-Vorstandschaft. Plöckl vergleicht die Gesellschaft symbolisch mit einem „Spielfeld“, das die Akteure aktiv mitgestalten müssten. So geht die Frage nicht nur an die Künstler, die an der Ausstellung teilnehmen, sondern auch an die Betrachter: „Was steht bei mir auf dem Spiel?“
Teil der Bewerbung für die Ausstellung war auch ein Statement-Text der Künstler, in dem sie in Verbindung mit ihrem Werk eine Antwort auf diese Frage geben. Hans Wiedemann macht deutlich: „Auf dem Spiel steht in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation die Fähigkeit der Menschen, nicht nur rational und linear zu denken, sondern dem anschaulichen, bildhaften, ’wilden’ Denken mehr Raum zu geben.“ Er möchte mit seinen Bildern, einen „Beitrag zur BILDung, als Fähigkeit, in dieser Welt mit all ihren Verwürfnissen und Widersprüchlichkeiten zu leben,“ leisten.
„Vielfalt, Offenheit, Demokratie, Freiheit“, aber auch „die Würde des Menschen“ sieht Gabriele Gruss-Sangl in Gefahr.
„Die Freiheit der Kunst steht auf dem Spiel... soll es wieder ’entartete Kunst’ geben, wie es sie in unserem Land, uns allen bekannt, schon mal gab?“, schreibt Anna Ottmann zu ihren Graphit-Zeichnungen.
Herbert Kretschmer hat zwei Fotos von Baustellenzäunen mit Bannern aus seinem Fundus für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Auf einem steht in einer Sprechblase: „Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.“ Ein weiteres Bild einer eingebrochenen Mauer hat er mit dem Text überschrieben: „Die Wahrheiten wurden auf Mauern geschrieben anstatt in Herzen. Die Mauern wurden abgerissen.“
Regina Maria Wieser geht es mit ihren Skulpturen, die sie abfotografiert hat, darum, „wie und in welcher Form wir einander zuhören wollen oder können. Nehmen wir uns die Zeit, andere Positionen anzuhören und fühlen wir uns von anderen gehört?“. Auch in Armin Saubs Werken geht es um „Austausch und Kommunikation“, erklärt er.
Und Maria Breuer macht deutlich: „Die Demokratie ist fragil geworden. Angesichts der Krisen in unserem Land und weltweit ist es an der Zeit zu reagieren.“ „Hand in Hand“ müsse man laut Christine Reiter „für demokratische Werte einstehen“, macht sie mit ihrem Acryl-Bild auf Papier deutlich.