Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.11.2022 11:07
<b>Präsentierten stolz</b> die neue Meringer Ortschronik (von links): Merings Altbürgermeister Hans-Dieter Kandler, Verleger Martin Kluger, Verlagslektorin Candida Sisto, wissenschaftlicher<br>Betreuer Dr. Stefan Breit und Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer. (Foto: Bernhard Weizenegger)
Präsentierten stolz die neue Meringer Ortschronik (von links): Merings Altbürgermeister Hans-Dieter Kandler, Verleger Martin Kluger, Verlagslektorin Candida Sisto, wissenschaftlicher
Betreuer Dr. Stefan Breit und Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer. (Foto: Bernhard Weizenegger)
Präsentierten stolz die neue Meringer Ortschronik (von links): Merings Altbürgermeister Hans-Dieter Kandler, Verleger Martin Kluger, Verlagslektorin Candida Sisto, wissenschaftlicher
Betreuer Dr. Stefan Breit und Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer. (Foto: Bernhard Weizenegger)
Präsentierten stolz die neue Meringer Ortschronik (von links): Merings Altbürgermeister Hans-Dieter Kandler, Verleger Martin Kluger, Verlagslektorin Candida Sisto, wissenschaftlicher
Betreuer Dr. Stefan Breit und Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer. (Foto: Bernhard Weizenegger)
Präsentierten stolz die neue Meringer Ortschronik (von links): Merings Altbürgermeister Hans-Dieter Kandler, Verleger Martin Kluger, Verlagslektorin Candida Sisto, wissenschaftlicher
Betreuer Dr. Stefan Breit und Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer. (Foto: Bernhard Weizenegger)

Am 14. November 2021 war es exakt 1000 Jahre her, dass mit der Formulierung „apud villam Moringa“ in einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. die heutige Marktgemeine Mering erstmals genannt wurde. Die zu solchen Anlässen üblicherweise fällige Ortschronik erscheint nun aber (nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie behindert) ein Jahr verspätet. Ab sofort kann der Buchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz das voluminöse Werk – „1000 Jahre Mering. 1921–2021“ – bestellen.

Der Terminkalender brachte es freilich mit sich, dass es bei der offiziellen Buchpräsentation durch Merings Ersten Bürgermeister Florian A. Mayer noch einmal zu einer kleinen Verzögerung kam, sodass das über drei Kilo schwere Buch nicht exakt zum 1001. Geburtstag der Gemeinde am 14. Novermber vorgestellt wurde, sondern erst am Freitag, 18. November: Doch die Gelegenheit das druckfrische Werk dem Team der Autoren und Autorinnen, der Presse und geladenen Gästen am persönlich vorzustellen, wollte sich das Gemeindeoberhaupt natürlich nicht nehmen lassen.
Die Zahlen zur Ortschronik: Vier Jahre lang wurde an diesem Werk mit seinen insgesamt 732 Seiten Umfang, elf Kapiteln mit insgesamt 124 einzelnen Beiträgen und in der Summe 745 Abbildungen gearbeitet. 37 – teils ehrenamtlich schreibende – Autorinnen und Autoren waren beteiligt. Erschienen ist die Chronik im context verlag Augsburg/Nürnberg.
Der voluminöse Band beschreibt tausend Jahre der heutigen Marktgemeinde vor dem Hintergrund der „großen Geschichte“, aber letztlich aus der Perspektive der „kleinen Leute“. Zwar geht es auch um die Welfen, die Staufer und die Wittelsbacher, um Schlossherren und Freifrauen – doch vor allem geht es um das Schicksal und die Lebensumstände von Bauern, Handwerkern und Händlern, Fabrikbesitzern und Zeitungsverlegern, Geistlichen und Lehrern, ortsprägenden Bürgerinnen und Bürgern, Bürgermeistern, Ehrenbürgern und Originalen. Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage – bis 1806 an einer Landesgrenze, an der Sprachgrenze zwischen Schwaben und Altbayern und an einer (zu Zeiten der Wittelsbacher Herzöge und Kurfürsten) hart umkämpften Konfessionsgrenze – hat das Dorf im Lechrain in mehreren Konflikten und Kriegen viel Leid erfahren. Ein Gemälde in der Wallfahrtskapelle St. Franziskus zeugt vom Großmachtwahn der Wittelsbacher: Es zeigt das im Spanischen Erbfolgekrieg niedergebrannte Dorf. Für die Königskrone der Wittelsbacher von Napoleons Gnaden starben Meringer später sogar in den eisigen Weiten Russlands. Und noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde Mering zum Ziel eines Bombenangriffs. Heute macht die Lage an der Bahnlinie München–Augsburg den stetig wachsenden Ort zur „Boom-Gemeinde“ mit teils stadtähnlicher Infrastruktur.
Selbst die ältesten Meringer, die glauben, alles von ihrer Heimatgemeinde zu wissen, werden in dieser Chronik allein schon aufgrund der immensen Fülle an Fakten und Namen, Bildern, Quellen- und Literaturhinweisen für sie überraschende Themen entdecken. Ein Beitrag der Meringer Kunsthistorikerin Angela Bonhag berichtet zum Beispiel von einem Wappen, das mitten in Mering belegt, dass ein Wittelsbacher Kurfürst gerne Österreich geerbt hätte. Ein Kapitel des wissenschaftlichen Redakteurs der Chronik – des Münchener Historikers Dr. Stefan Breit – über Mering in der Frühen Neuzeit verrät, was es mit der Räuberbande des „boarischen Hiasl“ auf sich hatte. Die Autorin Katharina Axtner, die weite Teile der Meringer Wirtschaftsgeschichte untersuchte, stieß zum Beispiel auf einen Meringer Schlosser, der 1902 in Augsburg jene Guillotine montiert hatte, die dann den Räuber Kneißl enthauptete. Die Kunsthistorikerin Maria Hennl behebt mit ihrem Kapitel über das Meringer Schloss sogar ein Desiderat der Fugger-Forschung, da sie dort nicht „nur“ über Welfen und Staufer, Wittelsbacher und Weißbier schreibt, sondern auch über Mering als Pfandbesitz der Fugger. Und der Stadtberger Sprachforscher Rupert Zettl klärt darüber auf, dass die Ortsnamen Moringa, Möhringen und Möring respektive Mering mitnichten etwas mit einem Mohren zu tun haben, sondern sehr viel mehr mit dem Meer. Leser und Leserinnen erfahren, warum in Mering der Ton den Ton angab, was der „Meringer Himmel“ mit Martin Luther zu tun hat und was das Gemeindewappen mit der Schlacht auf dem Lechfeld.
Der Anteil der 37 Autorinnen und Autoren an der Meringer Chronik ist ganz unterschiedlich. Während im Einzelfall auch mal zwei oder gar drei Autorinnen und Autoren an einem einzigen Beitrag mitarbeiteten, haben andere gleich etliche Aufsätze mit Dutzenden von Seiten verfasst. So hat sich der ehemalige Lokaljournalist Anton Schlickenrieder über beinahe hundert Chronik-Seiten einem Meringer Spezifikum gewidmet – dem außergewöhnlich reichen Vereinsleben mit fast hundert Ortsvereinen. Die Münchener Historikerin Elisabeth Lukas-Götz hat über rund 50 Seiten das Meringer Schulwesen von seinen kargen Anfängen über die Zeit des Nationalsozialismus bis zu den heutigen Grund- und Mittelschulen analysiert. Mit fast 150 Seiten im Kapitel „Mering und seine Denkmäler“, die Kirchen und andere Baudenkmäler, Brunnen und Kriegerdenkmäler beschreiben und abbilden, haben Angela Bonhag, Maria Hennl und Gemeindearchivar Dieter Bordon quasi einen Meringer Kunst- und Kirchenführer in die Chronik integriert. Auf rund 70 Seiten haben Agnes Blasczyk, Renatus Scheglmann und Josef Halla die katholische Pfarreigeschichte Merings von den mittelalterlichen Anfängen bis in die Gegenwart aufbereitet.
Mehrere Kapitel zu Politik, Parteien und Persönlichkeiten, zum Meringer Krankenhaus und zu den Apotheken sowie zur Entwicklung Merings ab 1945 schrieb Johann Weber. Der Meringer Heimatforscher verstarb 2021 während letzter redaktioneller Arbeiten an der maßgeblich von ihm initiierten Ortschronik. Weitere Autoren widmen sich dem Ort von den Steinzeit-Meringern über die Ortsteile Meringerzell, Baierberg und Reifersbrunn bis hin zum erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Ortsteil St. Afra. Die Meringer Mundart und Meringer Flurnamen spielen ebenso eine Rolle wie (in mehreren Aufsätzen) die Eisenbahnlinie München-Augsburg, die Mering stetig wachsen ließ und heute zum stark gefragten Wohnort macht.
Den Grund für die Herausgabe der Ortschronik durch die Marktgemeinde Mering beleuchtet Johannes Kieweg in seinem Aufsatz „Mering im Mittelalter (600 – 1490)“. Dort findet sich jene „Geburtsurkunde“ Merings abgedruckt, die am 14. November 1021 „apud villam Moringa“ – beim oder nahe dem Königshof Möringen – ausgestellt wurde.
Mehr zu „1000 Jahre Mering. 1021–2021“ gibt es unter www.context-mv.de. Dort findet man neben weiteren Informationen zum Buch auch das sechsseitige Inhaltsverzeichnis sowie die Kurzporträts aller 37 an der Ortschronik beteiligten Autorinnen und Autoren.

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