Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Augsburger Römermuseum: Machbarkeitsstudie „ist eine Farce”

Ein Neubau für das Römische Museum wird in Augsburg dringend gebraucht, seit die Dominikanerkirche (Bild) 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden musste und auch nach einer Sanierung die Dauerausstellung nicht mehr beherbergen kann. (Archivfoto: Christine Ketzer)
Ein Neubau für das Römische Museum wird in Augsburg dringend gebraucht, seit die Dominikanerkirche (Bild) 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden musste und auch nach einer Sanierung die Dauerausstellung nicht mehr beherbergen kann. (Archivfoto: Christine Ketzer)
Ein Neubau für das Römische Museum wird in Augsburg dringend gebraucht, seit die Dominikanerkirche (Bild) 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden musste und auch nach einer Sanierung die Dauerausstellung nicht mehr beherbergen kann. (Archivfoto: Christine Ketzer)
Ein Neubau für das Römische Museum wird in Augsburg dringend gebraucht, seit die Dominikanerkirche (Bild) 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden musste und auch nach einer Sanierung die Dauerausstellung nicht mehr beherbergen kann. (Archivfoto: Christine Ketzer)
Ein Neubau für das Römische Museum wird in Augsburg dringend gebraucht, seit die Dominikanerkirche (Bild) 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden musste und auch nach einer Sanierung die Dauerausstellung nicht mehr beherbergen kann. (Archivfoto: Christine Ketzer)

Mit der Nachricht, dass eine mögliche Landesausstellung zum Thema „Römer” im Jahr 2028 auch in Augsburg stattfinden könnte, hat die Diskussion um das fehlende Römermuseum in Augsburg neuen Auftrieb bekommen. Die nun in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die untersuchen soll, wie ein Museumsneubau mit einer gleichzeitigen schulischen Nutzung auf dem Gelände am Predigerberg umgesetzt werden könnte, gerät nun ins Kreuzfeuer der Opposition.

Eigentlich wirkte die schwarz-grüne Regierungskoalition sehr zufrieden, nachdem in der gemeinsamen Sitzung von Bildungs- und Kulturausschuss der Beschluss einstimmig gefasst wurde. „Eine bauliche Machbarkeitsstudie zur Zusammenführung der Bedarfe eines Museums der römischen Geschichte mit schulischen Bedarfen am Standort Predigerberg ist ein erster Schritt, um alle Möglichkeiten auszuloten. Dies erhöht unser großes Anliegen eines vollwertigen römischen Museums im Herzen unserer Stadt”, ließ sich CSU-Fraktionschef Leo Dietz in einer Pressemitteilung zitieren, die noch während der laufenden Sitzung an die Medien versandt wurde. Darin stimmte auch die Vorsitzende der Grünen Fraktion Verena von Mutius-Bartholy in den Lobgesang ein: „Wir brauchen ein Römisches Museum und zentrale innerstädtische Schulstandorte in der Stadt. Deshalb ist es gut, dass wir ins Doing kommen und ergebnisoffen prüfen, ob der Predigerberg die Chance bietet, Kultur- und Bildungsräume an dieser Stelle zu verbinden.” Die kritischen Stimmen, die sich schon in der Sitzung erhoben hatten, blendeten beide aus.

Um sich also nochmal Gehör zu verschaffen, tat die Soziale Fraktion, SPD und Linke, ihre Bedenken in einer eigenen Pressemitteilung kund. Tatjana Dörfler, Bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, hatte bereits in der Sitzung ihre Zweifel laut geäußert, nun legt sie nach: „Die Durchführung einer Machbarkeitsstudie begrüßt meine Fraktion grundsätzlich. Nur muss diese auch realistisch umsetzbar sein und das halten wir in der jetzigen Konzeption für fraglich.”

Natürlich sei die Verbindung von kultureller und schulischer Nutzung spannend. „Es ist aber seit Jahren bekannt, dass die drei öffentlichen Schulen – Berufsschulzentrum für soziale Berufe, Holbein-Gymnasium und sonderpädagogisches Förderzentrum I/ Ulrichschule – einen erheblichen räumlichen Mehrbedarf haben”, gibt Dörfler zu bedenken. Das Areal am Predigerberg habe einen komplizierten Zuschnitt und auf dieser begrenzten Fläche solle nun der Neubau des Römischen Museums und zusätzlich der ungelöste Raumbedarf von drei Schulen einschließlich einer Doppelturnhalle realisiert werden. Insgesamt gehe es um mehr als 10.000 Quadratmeter Nutzfläche. „Hier wird einem doch schnell klar, dass eine Kombination aus Museum und Schulen vor Ort baulich sowie finanziell zur Quadratur des Kreises wird”, warnt Dörfler. Der Korpus des Gebäudes würde dann wahrscheinlich höher als die Dominikanerkirche, befürchtet sie. Ein „Abweichen vom Beschluss des Augsburger Stadtrates aus 2014 zum Areal am Predigerberg mit einer Ergänzung um zusätzliche Schulräume” erscheint Dörfler deshalb illusorisch. „Da sich alle Gebäude der drei Schulen in einem miserablen baulichen Zustand befinden, muss zusammen mit den Schulfamilien in eine konstruktive Richtung gedacht werden“, fordert sie.

Freifläche am Pfannenstiel zeitnah als „archäologischer Park” entwickeln

Christine Wilholm, Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion, schlägt in die gleiche Kerbe. „Die drastische Ausweitung, wie die Einbindung der weiteren Schulen in die Machbarkeitsstudie, führt doch nur dazu, dass weder ein Römisches Museum noch eine Verbesserung der Situation für die Schulen zustande kommen und wieder auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden”, kritisiert sie. Die Bildungsreferentin wecke hier nur „falsche Hoffnungen bei allen Beteiligten”. Die Machbarkeitsstudie „ist eine Farce, denn der bunte Blumenstrauß aus Maßnahmen, den die Bildungsreferentin schnürt, bedeutet nur außer Spesen nichts gewesen”, so Wilholm weiter. Sie erinnert an den Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2014. Das Römische Museum soll demnach auf dem Areal am Predigerberg entwickelt werden. Das Aufschnüren berge die Gefahr, dass das Römische Museum wiederum um viele Jahre ins Hintertreffen geraten wird. „Besonders im Hinblick darauf, dass es die Stadt Augsburg schon seit weit über zehn Jahren nicht schafft, ihr bedeutendes römisches Erbe entsprechend zu präsentieren und zu würdigen, bekleckert sie sich wieder einmal nicht mit Ruhm”, so Wilholm. Unabhängig der Machbarkeitsstudie müsse in Anbetracht der geplanten Landesausstellung „Römerland Bayern” zumindest die archäologisch geschützte Freifläche am Pfannenstiel zeitnah als „archäologischer Park” entwickelt und einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden, fordert sie

Doch die Soziale Fraktion ist mit ihrer Kritik nicht allein. Die Augsburger FDP sieht den jetzt durch die Machbarkeitsstudie vorgezeichneten Weg als falsche Richtung an. Statt das gesamte Gelände am Predigerberg für Museum und Schulen zu verplanen, schlagen sie vor, „Gelder aus dem Verkauf von Grundstücken am Predigerberg zu nutzen”, um einen Museumsneubau zu finanzieren. Schon im September 2022 kam aus der Mitgliederversammlung der Augsburger FDP die Forderung, eine „ergebnisoffene Prüfung aller Standorte” zu prüfen. Doch mit einem Verkauf dürfte die schwarz-grüne Koalition nicht einverstanden sein. Mit der Entscheidung für die Machbarkeitsstudie „nehmen wir auch endlich von der Idee Abschied, das Areal an Investoren zu geben, sondern setzen städtebaulich mit einer möglichen Kultur- und Bildungseinrichtung einen neuen Akzent”, stellte Verena von Mutius-Bartholy fest. „Dass gerade die Grünen schon im Vorhinein Stimmung gegen eine „Privatisierung“ machen, kann ich mit Blick auf den städtischen Haushalt nicht nachvollziehen”, meint dazu FDP-Kreisvorsitzender Ralf Neugschwender. „Unser Vorschlag würde der Stadt die Eigenmittel verschaffen, mit denen sie Fördergelder des Bundes und des Freistaats erst beantragen kann.” Schließlich müssten „jährlich Millionen an Kredittilgungen für den Bau des Staatstheaters und des Bahnhofstunnels geleistet werden”. Bei der Sanierung der Schulen wolle „die Rathauskoalition hoffentlich nicht sparen”. Also sei ein gangbarer Weg „der Verkauf von Grundstücken mit Augenmaß“, so Neugschwender weiter.

Die Stadt könne so nicht nur notwendige Einnahmen für ein neues Römisches Museum generieren, sondern um den Museumsneubau herum ein „attraktives Viertel mit altstadt-typischer Mischung aus Wohnen und Gewerbe schaffen. Dort, wo heute Leerflächen um die Berufsschule neben der Dominikanerkirche klaffen, sollen im FDP-Konzept Neubauten errichtet werden, die sich an den historischen Straßenverläufen und Fassadenlinien orientieren und somit den Gassencharakter des Predigerbergs und des Vorderen Lechs wieder entstehen lassen”, träumt die FDP in ihrer Pressemitteilung – und vermutlich wird es auf absehbare Zeit beim Träumen bleiben. Bevor nicht die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorliegen, wird sich in Sachen Museum sehr wahrscheinlich nichts mehr bewegen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

north