Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.06.2021 16:52

Donaumoos rückt in den Fokus

Donaumoos-Bürger   im Gespräch mit den Demonstranten von „Parents for Future”.
Donaumoos-Bürger im Gespräch mit den Demonstranten von „Parents for Future”.
Donaumoos-Bürger im Gespräch mit den Demonstranten von „Parents for Future”.
Donaumoos-Bürger im Gespräch mit den Demonstranten von „Parents for Future”.
Donaumoos-Bürger im Gespräch mit den Demonstranten von „Parents for Future”.

Die Demonstranten: Nachdem sie sich in einem offenen Brief an den Kreistag gewandt hatten, nutzten die Mitglieder von „Fridays for Future” und vor allem von „Parents for Future” die Sondersitzung, um auf ihre Anliegen zum Klimaschutz aufmerksam zu machen. „Das Thema ist uns zu wichtig”, betonte der Oberhausener Joachim Wolff, der auf einem Schild Solidarität mit den Landwirten forderte. Mona Wolbert aus Neuburg forderte unterdessen Solidarität mit den Menschen im Donaumoos. Neben einigen Kreisräten nutzte auch Landrat Peter von der Grün (FW) die Chance zum Austausch. Ebenso wie die Moosbürger selbst.

Die Betroffenen: Zahlreiche Bürger aus dem Donaumoos sind zur Sondersitzung nach Schrobenhausen gekommen, darunter waren neben einigen Landwirten auch Vertreter eines losen Zusammenschlusses, der den gesamten Prozess kritisch begleitet. Und diese ließen kaum ein gutes Haar an den Demonstranten und ihrem offenen Brief. „Es ist super, dass sie sich engagieren”, betont der Karlshulder Moritz Knöferl. Jedoch hat er eigenen Worten zufolge große Argumentationslücken ausgemacht. „Grundrechtlich ist das Schreiben sehr fraglich”, sagt der junge Mann, der darin Eingriffe in die Berufs- und die Eigentumsfreiheit sieht. Sein Mitstreiter Max Gottschall erinnert an den Starkregen der vergangenen Tage. „Aktuell ist das Grundwasser 1,20 Meter unter der Straße - aber was ist, wenn es wieder 100 Liter regnet?” Diese Risikobetrachtung kommt Gottschall in er gesamten Betrachtung zu kurz.

Die Landwirte: Einen Vorgeschmack auf eine kritische Betrachtung des gesamten Prozesses haben mehrere Landwirte in den Reihen des Kreistags gegeben. Norbert Ziegler (FW) forderte einen offenen und ehrlichen Dialog und mahnte auch die vielen auswärtigen Begleiter des Prozesses. „Alle, die nun aus dem Hintergrund schießen, hätten in ihrer aktiven Laufbahn genug Zeit gehabt”, kritisierte er. Paul Strixner (FW) sprach ganz konkret mehrere Drohszenarien an - von Überflutungen bis zu einer Mückenplage. „Wir müssen bedenken, was alles passieren kann”, so der Ehekirchener. Und Rupert Omasreiter (CSU), zugleich Kreisvorsitzender des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung, warnte vor einem massiven Preisdruck durch den Freistaat. „Wenn sich der Freistaat hier großflächig einkauft, dann entziehen wir den Landwirten die Produktionsgrundlage”, so der Rohrenfelser, der forderte: „Unsere Betriebe brauchen ein Einkommen, mit dem sie leben können.” BBV-Kreisobmann Ludwig Bayer, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt, erinnerte zudem an die Bedeutung der Landwirte für die Lebensmittelproduktion. „Ich kann daher nicht verhehlen, dass viele Landwirte skeptisch sind”, so der Stepperger. Ins selbe Horn stieß gegenüber unserer Zeitung auch Walter Humbold. „Denn es ist Unsinn, landwirtschaftliche Flächen zu vernichten.” Er hält eine intensive Nutzung in Kombination mit Moorschutz sehr wohl für möglich.

Die Fachleute: Genau das soll in den nächsten Jahren ein ressortübergreifendes Kompetenzteam mit den bewilligten Mitteln von 200 Millionen Euro möglich machen. „Wir bieten das an, Sie müssen es nutzen”, betonte Wolfram Güthler aus dem Umweltministerium, der gleich mit einigen Befürchtungen aufräumte. „Denn wir wollen natürlich nicht das gesamte Donaumoos vernässen, das geht auch gar nicht.” Im Fokus steht aber eine Fläche von 2000 Hektar, und zwar dort, wo es noch Moortiefen von vier Metern und mehr gibt. Sein Kollege Konrad Koch sieht auf diesem Weg den Donaumoos-Zweckverband als maßgebliche Fachstelle. „Ihn will der Freistaat mit einem nicht unerheblichen Team unterstützen.” Als Schlüssel zum Erfolg sieht er dabei - ebenso wie Ludwig Bayer - eine Flurneuordnung. Darüber hinaus stehen Beratung und Begleitung ganz oben auf der Agenda. Den Rest muss nun die vom Kreistag beschlossene Fortschreibung des Entwicklungskonzepts zeigen.

Der Verband: Breiten Raum in der Sitzung nahm auch ein Überblick von Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, ein. Der Fachmann legte dabei großen Wert auf die Feststellung, dass niemand das gesamte Niedermoor unter Schutz stellen und die Landwirtschaft verbannen wolle. Ganz im Gegenteil. Vielmehr könne eine mosaikartige Struktur die Lösung sein, so Hafner, der sich freut, dass das Donaumoos endlich in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. „Unsere Betriebe brauchen ein Einkommen, mit dem sie leben können”


Von Robert Edler
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