Was seit ein paar Tagen im Dachauer Land die Runde macht, ist jetzt offiziell: Der in Hilgertshausen ansässige Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin, Naturheilverfahren, Homöopathie und Präventivmedizin, Dr. Albrecht Roß, hat eine Nachfolgerin. Dr. Annabell Klink steigt ab dem neuen Jahr in die Arztpraxis an der Parkstraße ein. Nach 42 Jahren in seiner Praxis will Roß es ruhiger angehen lassen.

Als Teilruheständler hat der Mediziner bereits für eine Nachfolgerin gesorgt. Einige Patienten haben es bereits gewusst. Ab dem neuen Jahr steigt die 48-jährige Hilgertshausenerin und Mutter von drei Kindern Annabell Klink in die Praxis ein. Seit wenigen Tagen ist die Gemeinderätin für die Wählergemeinschaft Hilgertshausen-Tandern (WGHT) mit dem Chefarzt für Akutgeriatrie an der Klinik in Indersdorf, Dr. Björn Johnson in zweiter Ehe verheiratet.

Wegen ihres politischen Amtes ist Klink in der Gemeinde längst keine Unbekannte mehr. Bis zuletzt war sie als angestellte Ärztin in der Praxis am Kloster in Indersdorf tätig. Auf die Frage, was sie an ihrer neuen Aufgabe besonders reizt, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Das selbständige Arbeiten und die Fortsetzung der hausärztlichen Tätigkeit in meinem Heimatort."

Die Praxismitarbeiter werden auch nach dem Einstieg der beliebten Ärztin übernommen. Beruflich reizt Klink die Familienmedizin, also für jung und alt gleichermaßen tätig zu sein. Das ist bei Dr. Albrecht Roß ohnehin seit 1980 der Fall. So lange gibt es seine Praxis in der Ilmtalgemeinde. Er macht keinen Hehl daraus, dass der Arztberuf bei ihm Berufung ist und er jederzeit wieder den Beruf des Landarztes ergreifen würde. Damit könnte man fast sagen, dass er zu einer aussterbenden Art gehört. Allerorten hören Ärzte auf und junge Mediziner lassen sich ungern auf dem Land nieder. Hilgertshausen hat dieses Problem offenbar nicht.

Roß hat zusammen mit seiner Frau drei Kinder, ein Sohn ist sogar Arzt in einer großen Klinik in Regensburg. Allerdings ist kein Kind bereit, beim Vater einzusteigen. Weil Roß Annabell Klink schon seit längerem kennt und mit ihr eigenen Angaben zufolge bestes Einvernehmen pflege, sei er davon überzeugt, dass das gemeinsame Führen der Praxis der einzig richtige Schritt ist, bis er dann in ein paar Jahren ganz aussteigt. Hausbesuche möchte er nämlich noch machen. Laut Angaben der Praxis wird der Allgemeinmediziner zumindest montags auch noch wie gewohnt in der Praxis arbeiten.

Zu gerne ist er Mediziner, um jetzt schon aufzuhören. Der Mann, der ursprünglich Pharmazie und dann erst Medizin studierte, habe vor, sich bei seinem Mehr an Freizeit der Kunst und der Musik zu widmen. In der Vergangenheit hat er bereits große Orchester auf aller Welt begleitet.

Einer begrüßt den Generationenwechsel in der Praxis ganz besonders: Markus Hertlein. Der Bürgermeister der Gemeinde Hilgertshausen-Tandern hat die Ärztin gestern selbst begrüßt. "Es ist ein Glücksfall für unsere Gemeinde, dass die Versorgungsstruktur im Hausarztmodell langfristig erhalten bleibt", sagte Hertlein, als er den beiden Medizinern zu ihrem Schritt gratulierte.

Die Praxisräume bleiben an der Parkstraße, die Öffnungszeiten werden aufgeweitet. Ihr kommunales Ehrenamt als Gemeinderätin will Annabell Klink übrigens nicht aufgeben. Weiter habe ihre Familie und der Hund Ignaz hohen Stellenwert. Fit hält sich die 48-Jährige zudem mit Wanderungen in der Natur und Radtouren.