Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.10.2022 14:58

Als Unfälle noch per Fernsprecher gemeldet wurden

Im Jahre 1965 erfolgte der Neubau der Kapelle mit einem mit Holzschindeln eingedeckten Kirchturm und einem verkehrssicherem Standort. (Foto: Anton Ostermair)
Im Jahre 1965 erfolgte der Neubau der Kapelle mit einem mit Holzschindeln eingedeckten Kirchturm und einem verkehrssicherem Standort. (Foto: Anton Ostermair)
Im Jahre 1965 erfolgte der Neubau der Kapelle mit einem mit Holzschindeln eingedeckten Kirchturm und einem verkehrssicherem Standort. (Foto: Anton Ostermair)
Im Jahre 1965 erfolgte der Neubau der Kapelle mit einem mit Holzschindeln eingedeckten Kirchturm und einem verkehrssicherem Standort. (Foto: Anton Ostermair)
Im Jahre 1965 erfolgte der Neubau der Kapelle mit einem mit Holzschindeln eingedeckten Kirchturm und einem verkehrssicherem Standort. (Foto: Anton Ostermair)

Wie so oft ist beim Ausbau von Straßen eine Kapelle im Weg für die neue Trassierung und muss in der Folge dem Straßenverkehr geopfert werden. Dieses Problem betraf auch die Ortskapelle in Stadlham in der früheren Gemeinde Hilgertshausen im Landkreis Aichach. An der Grenze zum Landkreises Schrobenhausen (vor der Landkreisgebietsreform im Jahre 1972) wurde die Kapelle mit viel Engagement, Materialspenden und freiwilliger Arbeit von den Bewohnern der sechs landwirtschaftlichen Anwesen des damaligen Weilers im Jahre 1890 in der Ortsmitte errichtet. Da die Ortsstraße an der früheren Bezirksstraße von Schrobenhausen nach Dachau und München lag, wurde die Ortschaft wie auch heute noch durch den überörtlichen Straßenverkehr getrennt.

Im Jahr 1890 –nach der Fertigstellung der neuerrichteten Dorfkapelle –gab es noch keinerlei Auto- oder Lastwagenverkehr auf dieser Strecke. Lediglich der damals übliche Pferdefuhrwerksverkehr und Fußgänger kreuzten die Kapelle mit dem schlanken Kirchturm. Dies sollte für die nächsten Jahrzehnte so bleiben. Mit der zunehmenden Motorisierung im Zweiten Weltkrieg und zu Beginn der 50iger Jahre wurde dann ein sich ständig steigerndes Kraftfahrzeugaufkommen und der Wechsel der landwirtschaftlichen Beschäftigten in die Großbetriebe in München zum Problem. Warum? Weil die Zubringerstraßen vielfach nicht geteert waren. Meist handelte es sich lediglich um befestigte Kiesstraßen, die ganzjährig von den Bezirksstraßenwärtern mit nicht unerheblichen Aufwand unterhalten werden mussten.

Siebzig Jahre stand die Ortskapelle in Stadlham an seinem Ursprungsort in einer fast rechtwinkligen Kurve und wurde von den Dorfbewohnern sonntags zum Rosenkranzgebet und, sobald ein Dorfbewohner verstarb, zum Rosenkranz und zur stillen Andacht genutzt. Beim Neubau der nunmehrigen Staatsstraße 2050 im Jahre 1960 stand die Dorfkapelle dem Neubau der Straße buchstäblich im Wege und konnte auch nicht umfahren werden. So blieb nur noch der Abbruch der Dorfkapelle und der Straßenbaulastträger musste auch einen Teil der Kosten für die Neuerrichtung der Kapelle übernehmen. Die Stadlhamer halfen erneut mit ehrenamtlichem Arbeitseinsatz und Materialspenden mit, um ihr bisheriges Kleinod wieder zu erhalten. Nach fünf Jahren, die Staatsstraße war mittlerweile ausgebaut und erstmals geteert, wurde dann die Kapelle neu errichtet, diesmal etwas abseits der Staatsstraße (linkerseits in Richtung Hilgertshausen). Damit war auch eine Beschädigung oder Zerstörung durch den Straßenverkehr bis heute vermeidbar. Auf der rechten Straßenseite hingegen schaffte es ab und an nicht jeder Fahrzeugführer die starke Ortskurve zu meistern und landete samt Fahrzeug in der zwei Meter tieferen Hofausfahrt beim Wagner.

Mit dem Straßenausbau und den zunehmenden Verkehrsunfällen ergaben sich zudem vielerlei bis dahin nicht gekannte Probleme. Die Dorffeuerwehren waren für die Verkehrsunfälle schlecht gewappnet, stand doch bisher nur die Brandbekämpfung im Vordergrund. Die zunehmende Motorisierung und damit die Geschwindigkeiten führten zu vielen Unfällen mit zahlreichen Todesfällen. Es gab damals keinerlei Sicherheitsgurte in den Fahrzeugen und auch keine Überschlagsbügel bei den Schleppern. Auch dafür wurden von den überörtlichen Straßenbaulastträgern ein Weg gefunden, wie den Verkehrsunfällen eine schnelle Hilfe zukommen sollte.
Es wurden entlang der Straßen Meldestellen mit Telefonanschluss eingerichtet, die ganztägig Unfallhilfe per Fernsprecher leisten mussten. Damals hatte noch fast kein Einwohner einen Telefonanschluss. Somit war eine Erste Hilfe bei Unfällen aller Art möglich und Krankenwagen oder die Feuerwehr aus Aichach kamen zum Einsatz in die östliche Gemeinde des damaligen Landkreises Aichach. In Stadlham war die Unfallmeldestelle mit dem blauen Hinweisschild beim Reischl Tag und Nacht erreichbar. Zu Beginn der 70iger Jahre schaffte es die Deutsche Bundespost, die jahrelangen Wartezeiten für einen Telefonanschluss abzubauen und alle Antragssteller mit einem Fernsprechanschluss auszustatten.

north