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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Wird Augsburg Unesco-Welterbe? Wie die Chancen für die Entscheidung am Wochenende stehen

Die Entscheidung steht kurz bevor: Acht Jahre nach der ersten Interessensbekundung Augsburgs, in die bayerische Vorschlagsliste für einen Unesco-Weltkulturerbe-Titel aufgenommen zu werden, stehen Stadt und Projektbüro kurz vor dem Ziel. Am 6. oder 7. Juli entscheidet sich voraussichtlich, ob die Stadt und ihr Wassersystem den begehrten Titel bekommen. Kulturreferent Thomas Weitzel und Projektleiter Ulrich Müllegger sind zuversichtlich, dass die Experten in Baku eine positive Entscheidung treffen werden.

Weitzel, Müllegger und Denkmalpflegerin Antonia Hager reisen in dieser Woche als Augsburger Delegation zur Konferenz des Welterbe-Komitees. Diese findet in Baku in Aserbaidschan statt. Um mitzubekommen, wie eine Sitzung des Komitees abläuft, waren Mülleger und Hager bereits im vergangenen Jahr dabei – damals in Bahrain. 2000 Menschen aus der ganzen Welt, zusammengesetzt aus Experten der 193 Unesco-Mitgliedsstaaten, kommen jährlich an einem Ort zusammen. „Das ist ein toller weltweiter Austausch“, sagt Hager. Alle seien sehr offen und kontaktfreudig, erzählt Müllegger. Es sei faszinierend, 2000 Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. „Hier berät die Welt darüber: Was ist unser gemeinsames Kulturerbe.“ Das sei ein unglaubliches Gefühl. Und: „Nächstes Wochenende sind wir dann dran.“

Das Komitee, bestehend aus 21 gewählten Mitgliedsstaaten, beschäftigt sich 2019 mit 36 Nominierten. Ob Augsburgs Wassermanagement-System zum Weltkulturerbe ernannt wird, entscheiden Vertreter aus Angola, Australien, Aserbaidschan, Bahrain, Bosnien und Herzegovina, Brasilien, Burkina Faso, China, Cuba, Guatemala, Kirgisistan, Norwegen, Sankt Kitts und Nevis, Spanien, Tunesien, Uganda, Tansania und Zimbabwe.

Wann genau die Entscheidung fällt, kann noch nicht gesagt werden – über manche Bewerbungen wird in zehn Minuten entschieden, bei anderen kann die Diskussion der Experten mehrere Stunden dauern. Zunächst wird jede Bewerbung noch einmal vorgestellt. Dafür hat Augsburg auch Bild- und Videomaterial eingereicht. Dann diskutieren die Experten. „Manchmal kommen dann schon die ersten Gratulationen“, erzählt Müllegger. „Das ist dann sehr schön.“ Wenn aus dem Kreis der Experten keine Einwendungen kommen, fällt schließlich der Hammer – „wie bei einer Auktion“. Sollte Augsburg diesen Zuschlag bekommen, hat Thomas Weitzel dann noch zwei Minuten Zeit, „um sich bei allen zu bedanken.“

Augsburg hat bereits eine Empfehlung von Ikomos erhalten, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege. Dadurch stünden die Weichen zumindest gut dafür, dass die Stadt den Titel erhalten wird, erklärt Weitzel. Müllegger geht einen Schritt weiter: „Wenn wir trotz Empfehlung der Experten abgelehnt werden, ist es eine politische und nicht eine fachliche Entscheidung“, ist er sich sicher. „Das wäre auch ein Affront gegen Deutschland.“

Bisher sei die Liste sehr eurozentrisch, erklärt Weitzel. Deutschland gehört, mit drei weiteren europäischen Staaten, zu den fünf Ländern mit den meisten Weltkulturerben. Verständlicherweise würde da versucht werden, entgegenzusteuern. Doch durch Augsburgs besondere Bewerbung – nicht nur mit einem einzelnen Denkmal, sondern mit 22 Stationen – stünden die Chancen trotzdem gut. Man hat sich bewusst auf Objekte konzentriert, die „einen weltweit einzigartigen Status besitzen“. Deshalb ist zum Beispiel das Textilviertel in der Bewerbung nicht vertreten: Das italienische Dorf Crespi d’Adda hat bereits 1995 den Weltkulturerbestatus für seine Textilfabrik am Fluss erhalten. Eine komplette Ablehnung sei unwahrscheinlich. Augsburg könnte stattdessen die Möglichkeit bekommen, noch einmal nachzubessern.

Ab jetzt sollen in Augsburg Plakate angebracht werden, die zu einem Wasserfest am 20. Juli einladen. „Wir hoffen, dass es ein Titelfest ist“, sagt Weitzel. Auch direkt nach der Entscheidung „wird man in dieser Stadt optisch sehr wohl mitbekommen, dass wir den Titel haben“, verspricht der Kulturreferent. Dazu müsse man sich dann nur zum Rathausplatz bewegen.


Von Laura Türk
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