Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.10.2017 17:09

Eine einzigartige Zumutung?

Auf dem Podium des Bürgertalks   diskutierten (von rechts) Kulturreferent Thomas Weitzel, Ordnungsreferent Dirk Wurm, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Moderator Horst Thieme und Umweltreferent Reiner Erben mit Befürwortern und Gegnern des Modular-Standorts am Wittelsbacher Park.	Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Auf dem Podium des Bürgertalks diskutierten (von rechts) Kulturreferent Thomas Weitzel, Ordnungsreferent Dirk Wurm, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Moderator Horst Thieme und Umweltreferent Reiner Erben mit Befürwortern und Gegnern des Modular-Standorts am Wittelsbacher Park. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Auf dem Podium des Bürgertalks diskutierten (von rechts) Kulturreferent Thomas Weitzel, Ordnungsreferent Dirk Wurm, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Moderator Horst Thieme und Umweltreferent Reiner Erben mit Befürwortern und Gegnern des Modular-Standorts am Wittelsbacher Park. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Auf dem Podium des Bürgertalks diskutierten (von rechts) Kulturreferent Thomas Weitzel, Ordnungsreferent Dirk Wurm, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Moderator Horst Thieme und Umweltreferent Reiner Erben mit Befürwortern und Gegnern des Modular-Standorts am Wittelsbacher Park. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Auf dem Podium des Bürgertalks diskutierten (von rechts) Kulturreferent Thomas Weitzel, Ordnungsreferent Dirk Wurm, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Moderator Horst Thieme und Umweltreferent Reiner Erben mit Befürwortern und Gegnern des Modular-Standorts am Wittelsbacher Park. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)

Die Frau mit grauem Haar und rahmenloser Brille heißt Doris Beischler und ist Anwohnerin des Wittelsbacher Parks, der großen Grünanlage inmitten Augsburgs, in der das Jugendkultur-Festival seit mehreren Jahren stattfindet. Als Naturschützerin stellt sie sich den etwa 200 Gästen der Veranstaltung im Foyer der Kongresshalle am Park vor. Beruhigt habe sie an diesem Abend vor allem „Herr Erben in Bezug auf die Fauna”.

Herr Erben, das ist Umweltreferent Reiner Erben, der neben Oberbürgermeister Kurt Gribl, Ordnungsreferent Dirk Wurm und Kulturreferent Thomas Weitzel bei diesem rund zweistündigen Bürgertalk auf dem Podium sitzt. Neben den Plätzen für die Vertreter der Stadtregierung und für Moderator Horst Thieme stehen zwei freie Stühle auf der Bühne. Darauf, so das Konzept der Veranstaltung, setzen sich abwechselnd Bürger aus dem Publikum, die ihre Argumente für und gegen den umstrittenen Standort vortragen.

Um drei Aspekte geht es denjenigen, die den Wittelsbacher Park als Ort für das Jugendkulturfestival ablehnen: Anwohnerbelästigung, Lärm und Naturschutz. Bevor Doris Beischler das Wort ergreift, referiert Referent Erben über den Einfluss des Modulars auf die Flora und Fauna des Parks, der nicht nur Naherholungsort für die Augsburger ist, sondern auch Landschaftsschutzgebiet. Auf einem solchen Areal könne man kein Festival veranstalten, so das Argument der Gegner. Erben gibt zu: Nach dem Modular 2016 habe „die Wiese ausgeschaut wie Sau”. Ihm und den Verantwortlichen im Amt für Grünordnung sei klar gewesen, solche Zustände darf es nicht noch einmal geben.

Den Organisatoren vom Stadtjugendring Augsburg hätte man daher die Vorgaben gemacht, sich ein Umweltkonzept zu überlegen. Und dieses sei aufgegangen. „2016 ist einiges schiefgelaufen, 2017 ist überhaupt nichts schiefgelaufen.” Es gab abgesperrte Bereiche zum Schutz der Bäume, einen Plan, wo und wie die Bühnen aufgestellt werden, ein „Vogelmonetoring”, also eine Kontrolle der Brutnester, und ein Konzept zur Müllvermeidung, zählt Erben auf. Mit dem Wetter habe man allerdings Glück gehabt. Wenn es regnet, könnte es trotz Konzept durchaus sein, dass wegen matschigem Grund Bereiche des Parks „danach für ein, zwei Monate gesperrt werden müssen”. Das, so sei seine persönliche Meinung, müsse man als Stadtgesellschaft aber für ein solch bedeutendes Festival aushalten.

Die Bedeutung des Modulars für Augsburg heben zahlreiche Redner an diesem Abend hervor. „Die Location ist deutschlandweit einzigartig”, sagt der Augsburger Musiker Bruno Tenschert. Ein anderer Mittdreißiger, der sich ebenfalls als Musiker vorstellt, betont: „Das Modular ist inzwischen in ganz Deutschland bekannt. Und ich denke, die Location ist ein Grund dafür.” Lauter Applaus im Publikum. Er wohne zudem an der Freilichtbühne, sagt der Mann mit Sakko und weißen Turnschuhen noch. Die mache auch Lärm, aber da müsse man halt ein bisschen tolerant sein.

Einen Vorschlag für alle geplagten Anwohner macht etwas später die „eventuell” überzeugte Doris Beischler. Sie erzählt: „Familie Beischler packt einfach die Koffer und fährt das Wochenende aufs Land.” Als die Jugendlichen im Publikum jubeln, schiebt sie aber gleich mahnend hinterher, die Festivalbesucher sollen doch bitte nicht an die Hauswände urinieren oder sich auf die Grundstücke der Anwohner übergeben. „Das bin dann nämlich ich, die Euren Dreck weg machen muss.”

Wenn die Anwohner weniger belästigt würden, der Lärm so gering wie möglich bliebe und die Natur geschützt werde, dann passe der Standort, sagt Beischler, die auch noch eine Spitze für die Stadtspitze auf Lager hat. „Als Anwohner hätten wir schon gehofft, dass das Festival aufs Gaswerkgelände verlegt wird - wie uns versprochen wurde.”

Mehr dazu lesen Sie in der Printausgabe der Aichacher Zeitung vom 6. Oktober.


Von Janina Funk
north