Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.03.2023 11:32

Stadtwerke Augsburg finden historischen Bronzehahn

Historischer Bronzehahn, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. (Foto: Thomas Hosemann/swa)
Historischer Bronzehahn, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. (Foto: Thomas Hosemann/swa)
Historischer Bronzehahn, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. (Foto: Thomas Hosemann/swa)
Historischer Bronzehahn, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. (Foto: Thomas Hosemann/swa)
Historischer Bronzehahn, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. (Foto: Thomas Hosemann/swa)

Seit 2019 ist Augsburg Weltkulturerbe, genauer eigentlich das Wassermanagement-System der Stadt. Weltweit einzigartig lässt sich in Augsburg der Nutzung der Wasserkraft durch den Lauf der Jahrhunderte nachspüren. Darum ist für die Stadt, der man nachsagt, mehr Brücken als Venedig zu haben, der internationale Wassertag am 22. März jedes Jahr von besonderer Bedeutung. Heuer gab es dazu passend ein Geschenk für das städtischen Maximilianmuseum: einen historischen Wasserschieber aus dem 18. Jahrhundert.

Ganz frisch ist der Fund nicht. Den bronzenen Hahn mit Wirbeln aus dem historischen Holzdeichel-Wassersystem fanden die Stadtwerke Augsburg bei Erd- und Leitungsarbeiten für das Fernwärmenetz bereits im Oktober 2021. Als Fundort geben si e das Wolfsgäßchen an, etwa 90 Zentimeter unterhalb der Asphaltoberkante hatte das kostbare Bronzeobjekt mehrere Jahrhunderte lang unentdeckt im Boden gelegen.

„Ich finde den Fund des historischen Wasserschiebers sensationell, weil es amüsant ist, dass just bei einer Baustelle der swa – also dem heutigen Wasserversorger von Augsburg – dieser ganz besondere Schieber der historischen Wasserversorgung aufgefunden wurde”, sagt Franz Ottillinger, der Geschäftsbereichsleiter der Stadtwerke Augsburg Wasser. Das 30 Kilogramm schwere Objekt war unter Beteiligung der Stadtarchäologie Augsburg geborgen worden. Otillinger übergab nun den wertvollen Wasserschieber in Anwesenheit von Kulturreferent Jürgen Enninger an Christoph Emmendörffer, den Leiter des Maximilianmuseums.

Beleg für die Wertschätzung der Augsburger für die knappe Ressource Wasser

Die Armatur stamme höchstwahrscheinlich aus der Zeit des berühmten Augsburger Stadtbrunnenmeisters Caspar Walter, der 1741 bis 1769 im Amt war, wie die Stadt in einer Pressemitteilung informiert. Der Bronzehahn sei zur damaligen Zeit ein wichtiges technisches Teil zur Regelung des hochkomplexen Augsburger Wassermanagement-Systems gewesen. Wegen ihres Materialwertes habe man diese Armaturen nach Nutzungsende meist wieder eingeschmolzen. Daher habe der Fund Seltenheitswert. „Mein Dank gilt den Stadtwerken und allen Beteiligten, die dieses wichtige Zeugnis des historischen Wassermanagement-Systems Augsburgs so umsichtig geborgen haben”, freut sich Referent Enninger, der auch für den Welterbe-Bereich zuständig ist. Der Wasserschieber sei ein weiterer Beleg „für die jahrhundertealte Wertschätzung der Augsburger Stadtbevölkerung für die knappe und wertvolle Ressource Wasser”, so Enninger. „Besonders schön ist, dass der Wasserschieber als Teil der Dauerausstellung im Maximilianmuseum nun auch allen Interessierten zugänglich sein wird.”

Augsburgs weit verzweigtes, unterflur verlegtes Wasserleitungsnetz aus reichsstädtischer Zeit muss ein hochkomplexes System gewesen sein: „Es bestand aus Holzrohren (Deicheln) und sogenannten Teilungen oder ,Hahnen'. Während die Deicheln durch eiserne Muffen miteinander verbunden waren, bestanden die ,Hahnen' und Verschlüsse – sogenannte Wirbel – aus kostbarer Bronze”, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Mithilfe der Armaturen war es den Augsburgern möglich, den Wasserfluss zu drosseln oder Leitungen ganz zu verschließen. Das machte die Armaturen unentbehrlich für die Wasserversorgung. Zur leichteren Wartung seien sie in gemauerten Schächten untergebracht gewesen, die mit Deckeln aus Eichenholz abgedeckt waren. „Damit diese auch im Winter unter der Schneedecke auffindbar waren, wurden die Standorte der Schächte mit roten Punkten an den benachbarten Hauswänden markiert”, erläutert die Stadt die damals gängige Praxis.

„Die Armaturen wurden in dem von Elias Holl 1601 erbauten städtischen Gießhaus am Katzenstadel gegossen. Wegen ihres hohen Materialwerts wurden die Buntmetallobjekte wiederverwendet und nach Ende ihrer Nutzung eingeschmolzen. Sie lockten aber auch schon damals Materialdiebe an, die durch ihre Entwendung großen Schaden für Menschen und Tiere anrichten konnten”, erklärt Christoph Emmendörffer, Leiter des Maximilianmuseums.

Das seltene Zeugnis der historischen Augsburger Wasserversorgung wird künftig in der Modellkammer des Maximilianmuseums zu sehen sein.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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