Jäger aus der unmittelbaren Umgebung haben das Tier in Augenschein genommen. Fläxl kommt zu dem Schluss: Alles deutet darauf hin, dass weder ein Fuchs noch ein Hund das Tier gerissen hat. Übrig davon war nicht viel: der Kopf, das Fell und die Hinterläufe. Er ist sich fast sicher, dass ein Wolf unterwegs war oder vielleicht sogar noch ist. „Es müssen dem Schadbild nach sogar mehrere gewesen sein”, vermutet Fläxl am Telefon. Dass bisher noch nicht über den Vorfall berichtet worden ist, wundert ihn. Allerdings hat weder die Polizei noch das Landesamt für Umwelt (LfU) oder das Landratsamt die Öffentlichkeit die Medien informiert. Die Gründe liegen auf der Hand. Belastbare Daten für einen Wolfsriss gibt es noch nicht. Seit gut sechs Wochen lassen die Ergebnisse der DNA-Proben auf sich warten. „Wir sind den üblichen und vorgeschriebenen Weg gegangen”, macht Fläxl deutlich. Die Ordnungshüter hätten ihn angerufen, anschließend sei der „Tatort, wie die Polizei sagte”, ergänzt er hörbar amüsiert, abgesichert worden. Über das Landratsamt sei dann ein Mitglied des sogenannten Netzwerks Große Beutegreifer eingeschaltet worden, das dann am 28. Oktober besagte Proben von dem Tierkadaver genommen habe. In einem Referenzlabor, das war auf Nachfrage beim LfU zu erfahren, werden die Proben derzeit untersucht. „Erst mit dem Ergebnis der DNA-Analyse kann die Beteiligung eines Wolfes belegt werden”, betont ein Sprecher des Landesamts. Dass die Ergebnisse immer noch nicht vorliegen, erklärt er damit, dass das Referenzlabor bundesweit arbeitet. Dort werde priorisiert. Werden Nutztiere, etwa Schafe, gerissen, wie jene sieben im Sommer 2020 auf der Weide von Rupert Reitberger bei Igenhausen (wir berichteten mehrfach), überprüfe das Labor die Proben für die genetische Analyse schneller als beim vorliegenden, eher gewöhnlichen Fall. Gewöhnlich ist er, weil Reh, Rotwild und Wildschwein die Hauptbeute von Wölfen bilden. „Hier dient der Nachweis, ob ein Wolf das Tier gerissen hat, dem Monitoring”, sagt der LfU-Sprecher. Bei Landwirten geht es um Entschädigungen. Ganz so einfach ist das im Fall am Grubet aber auch nicht, findet zumindest Josef Weber. Der Jäger und Landwirt aus Oberschneitbach betreibt das Rotwildgehege am Grubet. Sollte ein Wolf dort hineingelangen, ist sich Weber sicher, „würde er alle Hirsche und Kühe umbringen.” Das klingt dramatisch und ist glücklicherweise bisher nicht passiert. Wahrscheinlicher wäre das, wenn sich ein Rudel dauerhaft in der Gegend niederließe. Aktuell gibt es laut LfU in Bayern zehn Gebiete mit standorttreuen Wölfen. Naturschützer sind immer wieder der Überzeugung, dass sich in den dicht besiedelten Gebieten zwischen Augsburg, München und Ingolstadt keine Rudel bilden würden. Schäfer in der Region sehen das anders. Auch Berichten unserer Zeitung zufolge betrachten viele gerade die großen Waldgebiete entlang der Autobahn als optimale Lebensräume für den Wolf, gleichwohl ist laut LfU wahrscheinlicher, dass Wölfe, die im Wittelsbacher oder Dachauer Land Tiere reißen, eher auf der Durchreise sind. Sie zu Gesicht zu bekommen, ist aber schwer: „Der Wolf ist von Natur aus vorsichtig und weicht dem Menschen aus. Im Einzelfall können besonders Jungtiere dem Menschen gegenüber neugierig sein”, sagt der LfU-Sprecher. Gefährlich seien sie nicht. Füttern sollte man die Tiere allerdings auf keinen Fall. Sonst brächten sie den Menschen schnell in Verbindung mit Futter und würden im Zweifelsfall Siedlungsgebiete aufsuchen. Angriffe von Wölfen auf Menschen hat es aber, seit die ersten Tiere wieder in Bayern gesichtet worden sind, keine gegeben. Und ob Canis lupus, so der wissenschaftliche Name des Wolfs, tatsächlich in der Aichacher Umgebung unterwegs war, ist noch offen. Ergebnis der Proben lässt seit Wochen auf sich warten