Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.11.2022 16:16

"Potenzial für hohe Defizite"

Den Kliniken an der Paar (Klipa) droht immer noch, staatliche Corona-Hilfen zurückzahlen zu müssen. Die bisherigen Kontakte mit dem bayerischen und dem Bundes-Gesundheitsministerium hätten noch keine Ergebnisse gebracht. Das berichtete Klinik-Geschäftsführer Dr. Hubert Mayer den Mitgliedern des Krankenhaus-Werkausschusses in der jüngsten Sitzung.

Wie mehrfach berichtet, steht die Rückzahlung im Raum, weil das Referenzjahr für die Hilfen für die Klipa besonders ungünstig gewählt wurde. Bislang waren weder der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn, noch sein Nachfolger Karl Lauterbach bereit, eine Ausnahme zu machen. Nun soll es Anfang Dezember ein weiteres Gespräch geben.

"Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen", versicherte Mayer, schließlich geht es um rund 2,3 Millionen Euro. Von ihnen hängt auch ab, wie die Krankenhäuser das Jahr 2022 wirtschaftlich abschließen. Das Defizit werde sich zwischen 4,5 und 6,5 Millionen Euro bewegen - eben je nachdem, ob die Millionen zurückgezahlt werden müssen oder nicht.

Wie es im kommenden Jahr laufen wird, sei im Moment gar nicht vorherzusagen, erläuterte Mayer. Die Inflation, laufende oder vor der Tür stehende Tarifverhandlung mit wahrscheinlich hohen Abschlüssen und die Ungewissheit, ob und in welchen Umfang Corona die Kliniken beschäftigen wird, machten eine seriöse Prognose unmöglich. Es gebe aber, so Mayer knochentrocken, "das Potenzial für hohe Defizite".

Bei Corona schlagen sich die sinkenden Inzidenzen auch bei der Belegung mit Infizierten nieder. Am Mittwoch lagen neun infizierte Patienten in Aichach und auch in Friedberg. Denn das bisherige Konzept, Corona-Patienten nur in Aichach zu behandeln, wurde im Oktober aufgegeben.

Grund waren die zu dem Zeitpunkt hohen Patientenzahlen, zudem habe es bei den Krankentransporten Überlastungen gegeben. Deshalb habe man die "Ein-Haus-Philosophie" aufgegeben und behandele nun Corona-Patienten in beiden Häuser. Auch dabei gibt es eine Neuerung: Sie werden nicht mehr in einer zentralen Isolierstation untergebracht, sondern auf den jeweiligen Fachabteilungen isoliert.

Keinen Einfluss auf die Praxis in den Klipa hat die Aufhebung der Isolationspflicht bei infiziertem Pflegepersonal, das keine Symptome hat. Diese Regelung greift nur, wenn keine "vulnerablen", also keine besonders gefährdeten Patienten auf der Station sind. Das ist aber weder in Aichach noch in Friedberg der Fall.

Trotz der im Moment relativ entspannten Corona-Lage sollte man das Virus aber nach wie vor nicht unterschätzen, wie Mayer an einer Zahl verdeutlichte: "Es sterben täglich in Deutschland immer noch fast 150 Menschen an Corona, und das ist relativ konstant."

Noch ein anderes Phänomen beschäftigt die Kliniken aber derzeit: Patienten, deren Behandlung eigentlich abgeschlossen ist und die entlassen werden könnten, bleiben in den Kliniken, weil Plätze für sie in Pflege- oder Nachfolgeeinrichtungen fehlen. Das führt zu einem Kreislauf des Mangels. Die Personen bleiben auf den Normalstationen, Intensivpatienten, bei denen eine Intensivbehandlung nicht mehr nötig ist, können deshalb nicht auf die Normalstationen verlegt, und in den Intensivabteilungen sind deshalb keine Neuaufnahmen möglich.

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